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# taz.de -- Mediennutzung von Kindern: Okay, Zoomer!
> Die Gen Z kritisiert auf Tiktok, dass Millennials schlechte Eltern seien.
> Da ist vermutlich etwas Wahres dran, dennoch haben sie keine Ahnung.
Bild: Erziehen die Millennials ihre Kinder zu „iPad-Kids“?
Auf Tiktok äußern sich gerade auffallend viele Leute, die sich der Gen Z
(oder Zoomer) zuordnen (Jahrgänge zwischen 1996/97 und 2010/11), dazu, was
für schlechte Eltern die Generation der Millennials (auch Gen Y, Jahrgang
zwischen 1981 und 1995/96) seien. Einige gehen sogar so weit zu sagen, dass
die Kinder der Millennials – die als Generation Alpha (Jahrgänge zwischen
2011/12 und 2025) bezeichnet werden – schon jetzt komplett verloren seien.
Die Alphas hätten nicht nur keine Manieren, sie seien auch noch schlecht in
der Schule, könnten ihre Emotionen nicht regulieren – und das alles aus
einem Grund: weil die Millennials sie zu „iPad-Kids“ erzogen hätten.
Nun gibt es keine exakte Definition davon, [1][was ein iPad-Kid ist.] Es
wird auch aus den Beiträgen auf Tiktok nicht ganz klar. Denn die einen
kritisieren zu Recht ein Extrem aus den USA, wo Eltern zulassen, dass
Kinder unbeaufsichtigte, unregulierte Bildschirmzeit bekommen und nirgends
mehr ohne ihr Tablet hingehen.
Die anderen hingegen veröffentlichen heimliche Videoaufnahmen von fremden
Eltern, die sich gerade mit ihrem Kind, das auf ein Tablet blickt, in einem
Restaurant aufhalten. Was das Kind davor gemacht hat, ob es gerade vom
Fußballtraining oder der Jugenduniversität kommt, weiß man natürlich nicht,
fragt auch keiner. Denn die Aufnahmen sollen schließlich demonstrieren, wie
Millennials ihre Kinder verblöden.
Die Ironie daran, dass [2][die Kritik am Umgang mit Bildschirmen]
ausgerechnet von der Gen Z über Tiktok kommt – geschenkt. Jetzt ist aber
das Problem an solchen Generationskritiken immer, dass sie unscharf sind,
weil sie keine äußeren Umstände oder Marginalisierungen in Betracht ziehen.
## Für Alleinerziehende müssen andere Maßstäbe gelten
Jemand, der etwa eine Nanny oder einen Babysitter beschäftigt, tut sich
leichter damit, seine Kinder mit geringer Bildschirmzeit auszustatten. Für
eine alleinerziehende berufstätige Mutter hingegen müssen ganz andere
Maßstäbe gelten, denn hier hat Vorrang, dass sie zwischen all ihren
Pflichten nicht den Verstand verliert.
Zudem ist es ja auch vollkommen in Ordnung, Kindern regulierte
Bildschirmzeit und einen gesunden Umgang mit Medien beizubringen. Denn
sowohl eine generelle Dämonisierung von Bildschirmen als auch ein
Freifahrtschein fürs Internet sind eher schlechte Ideen.
Womit die Gen Z aber recht hat, wenn wir die Verallgemeinerung jetzt mal
mitmachen, ist, dass Millennials sicher keine perfekten Eltern sind. Sie
sind die erste Generation, die unter anderem lernen muss, damit umzugehen,
[3][dass ihre Kinder von Geburt an tragbare und internetfähige Geräte um
sich haben]. Ob sie die nutzen dürfen, ist einerlei, denn sie sehen sie
überall. Und das ist ein Punkt, den die Gen Z vergisst: Kinder, die auf
Bildschirme verzichten können, lernen das von Eltern, die auf Bildschirme
verzichten können. Nicht durch Verbote.
Ansonsten bleibt zu sagen, dass es gerade vor allem Kinderlose sind, die
sich weit aus dem Fenster lehnen. Aber das ist okay, das haben wir alle mal
gemacht. Heute kann ich nur zwei Tipps geben: Erstens, egal was man als
kinderloser Mensch denkt, übers Kinderhaben zu wissen, es stimmt nicht. Und
zweitens: Jede Generation versaut ihren Kindern die Kindheit auf andere
Weise. Und in ein paar Jahren schauen wir uns dann alle gespannt an, was
die Gen Z so verkackt.
14 Jan 2024
## LINKS
[1] /Handynutzung-in-der-Jugend/!5694247
[2] /Leitlinie-zu-Bildschirmzeit-von-Kindern/!5959559
[3] /Paedagoge-ueber-Sicherheit-im-Netz/!5480768
## AUTOREN
Saskia Hödl
## TAGS
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