# taz.de -- Festtage mit Kindern: Der Advent hat 24 Viren | |
> Mit kleinen Kinder ist die Weihnachtszeit stressig. Alle werden krank, | |
> nichts läuft jemals wie es laufen soll – aber im Grunde ist das auch | |
> egal. | |
Bild: Alle Geschenke schon gekauft und eingepackt? | |
Der Advent hat 24 Viren und alle wohnen sie bei uns. In einer Woche ist | |
Weihnachten und [1][die Familie ist seit Wochen erkältet]. Die Geschenke | |
haben wir fast alle besorgt, es läuft also eigentlich alles glatt. Außer, | |
dass noch nichts dekoriert ist. Die Weihnachtskiste haben wir vom Dachboden | |
in ein Zimmer gestellt, wo sie jetzt Staub sammelt. Auch der Adventkranz, | |
den ich fast rechtzeitig bestellt habe, hing über vier Wochen in der Post. | |
Jetzt ist er da, zum dritten Advent, und den Kindern hat er vorher nicht | |
mal gefehlt. | |
Leider haben wir auch den großen Adventbasar in der Schule verpasst, weil | |
wir röchelnd in den Betten hingen. Natürlich haben wir es auch noch nicht | |
auf den berühmten Wiener Christkindlmarkt geschafft und dieses Jahr wurden | |
auch keine Adventkalender selbst befüllt, weil allein der Gedanke daran mir | |
den November über Schweißperlen auf die Stirn getrieben hat. | |
Wie jedes Jahr habe ich dennoch komplett illusorisch Zutaten für acht Kilo | |
[2][Weihnachtsplätzchen] gekauft, nur um das Mehl jetzt seit zwei Wochen | |
kiloweise von einer Ecke der Küche in die andere zu räumen, weil ich keinen | |
Bock auf den Dreck und die stundenlange Arbeit habe. Ja, ich liebe Backen, | |
und Kekse liebe ich noch mehr, und ja, es macht den Kindern Spaß, aber | |
genau für dreißig Minuten. Danach stehe ich noch drei Tage lang in der | |
Küche und rolle den schier endlos im Kühlschrank lagernden Teig aus, weil, | |
wenn schon, dann müssen die Kekse auch bis zum Dreikönigstag reichen. | |
Gestern hat das große Kind gefragt, ob es einen Wunschzettel malen soll, | |
und ich habe energisch verneint, weil ich just da bemerkt habe, dass wir | |
zwar fast alle Geschenke gekauft haben, aber vergessen haben, die Kinder | |
vorher zu fragen, was sie sich eigentlich wünschen. | |
## Nicht die teuren Dinge | |
Wir haben jeweils einen ihrer dringenden, aber nervigen (Gitarre) oder | |
ramschigen (Pokemonplastikteil) Wünsche genommen, die wir im Kopf hatten, | |
und ihnen dann noch ein gemeinsames Geschenk ausgesucht, mit dem sie länger | |
spielen als eine Woche. Und dann haben wir alles, wovon wir dachten, dass | |
es zu gleichen Teilen gefällt und brauchbar ist, als Wunschliste an | |
interessierte Verwandte verteilt. Früher dachte ich, dass es etwas | |
kontrolletti sei, anderen zu sagen, was sie Kindern schenken sollen. Heute | |
weiß ich, dass es viel Geld spart und vor unnötigen Enttäuschungen bewahrt. | |
In einem symbolischen Akt die Viren loszuwerden, habe ich vor ein paar | |
Tagen alles geputzt und die Stofftiere gewaschen. Dabei fiel mir der beige | |
Stoffhund in die Hände, den sich das große Kind vor fünf Jahren sehr | |
dringend zu seinem Geburtstag gewünscht hatte. Nach etwas Recherche der | |
Luxus-Plüschtiermarken, die andere Kinder durch die Gegend trugen, habe ich | |
damals kurzerhand einen für 12 Euro in einem Möbelhaus gekauft. Die Kinder | |
lieben ihn wie kaum ein Spielzeug. | |
Sie haben ihn gekuschelt, ihn in den Kindergarten mitgenommen, ihn liegen | |
gelassen, vertauscht, durch den Dreck gezogen, mit Essen bekleckert und | |
wütend durch ihr Zimmer geworfen. Er war hundertmal in der Waschmaschine. | |
Heute sieht er aus wie die fließenden Uhren von Dali, aber immer wenn ich | |
ihn sehe, denke ich daran, dass es nicht nur die teuren Dinge sind, die | |
Kinder glücklich machen. Zumindest noch nicht. | |
17 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Saskia Hödl | |
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