| # taz.de -- Steuerausfälle durch die Corona-Pandemie: Schutzschirm für Kommun… | |
| > Finanzminister Olaf Scholz plant, die Kommunen mit 57 Milliarden Euro zu | |
| > entlasten. Kritik an den Plänen kommt aus der CDU. | |
| Bild: Olaf Scholz (SPD) spricht in der SPD-Parteizentrale zu Medienvertretern | |
| Berlin/Düsseldorf epd/dpa | Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will bis | |
| Jahresende einen Schutzschirm von insgesamt fast 57 Milliarden Euro über | |
| die Kommunen in Deutschland spannen. Die Last sollen sich der Bund und die | |
| jeweils verantwortlichen Länder teilen, wie die Düsseldorfer „Rheinische | |
| Post“ (Samstag) unter Berufung auf ein ihr vorliegendes Konzeptpapier des | |
| Bundesfinanzministeriums berichtet. | |
| In einem Statement im Berliner Willy-Brandt-Haus sagte Schulz am Samstag, | |
| [1][coronabedingte Einnahmeausfälle] der Kommunen dürften nicht dazu | |
| führen, dass Investitionen zurückgestellt würden. Insgesamt hätten Städte | |
| und Gemeinde 2020 voraussichtlich rund zwölf Milliarden weniger an | |
| Gewerbesteuereinnahmen. Die Kommunen begrüßten den Vorschlag als „positives | |
| Signal“ und forderten eine rasche Einführung des angekündigten | |
| Rettungsschirms. Kritik an dem Vorstoß kam von der CDU. | |
| Der Schutzschirm soll dem Bericht zufolge aus zwei Komponenten bestehen: | |
| einer akuten Nothilfe, die allen Kommunen offensteht und die | |
| [2][wegbrechenden Gewerbesteuereinnahmen] in Zeiten der Corona-Krise | |
| ausgleichen soll, und einer Altschuldenhilfe für hoch verschuldete Städte | |
| und Gemeinden. „Dieser Schutzschild soll Städte und Gemeinden nicht nur | |
| durch die aktuell schwierige Situation bringen, sondern dauerhaft in die | |
| Lage versetzen, ihre Aufgaben noch besser erledigen zu können“, sagte | |
| Scholz der Zeitung. | |
| Laut der Steuerschätzung entgehen den Kommunen im laufenden Jahr | |
| Gewerbesteuereinnahmen von 11,8 Milliarden Euro. Die Bundesregierung wolle | |
| die Städte mit diesem Problem nicht allein lassen, heißt es in dem Papier. | |
| „Alle betroffenen Kommunen bekommen deshalb die Möglichkeit, einen | |
| pauschalierten Ausgleich für ihre geringeren Gewerbesteuer-Einnahmen zu | |
| erhalten. | |
| Reaktionen durchwachsen | |
| Der Bund und das jeweilige Land übernehmen jeweils hälftig die Kosten für | |
| diesen Ausgleich“, lautet der Vorschlag von Scholz. Der Bund solle zudem | |
| die Hälfte der Altschulden von bundesweit 2.000 besonders verschuldeten | |
| Kommunen übernehmen. Diese wurden 2018 mit 45 Milliarden Euro beziffert. | |
| Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eckhardt | |
| Rehberg, reagierte kritisch und sprach von einem „rein parteipolitischen | |
| Vorstoß“. Scholz hätte gut daran getan, die Koalitionspartner CDU und CSU | |
| vorher zu informieren, sagte er in Berlin. „Unter dem Deckmantel der | |
| Coronakrise will Scholz sein altes Konzept zur Übernahme der kommunalen | |
| Altschulden durchsetzen, das vorher keine Chance auf Umsetzung hatte.“ | |
| Nach der föderalen Ordnung seien die Bundesländer immer noch alleine für | |
| ihre Kommunen zuständig, betonte Rehberg. Sie müssten zur Not wie der Bund | |
| Schulden machen. Er sehe nicht, wie Schulz die für eine Grundgesetzänderung | |
| notwendige Zweidrittelmehrheit für seinen Pläne im Bundestag bekommen | |
| wolle. Vor einem Kassensturz sei das Vorhaben nicht seriös zu beurteilen. | |
| Der Städte- und Gemeindebund dringt unterdessen auf die schnelle Einführung | |
| eines Rettungsschirms. Man setze darauf, dass die Maßnahmen noch im Sommer | |
| gesetzestechnisch umgesetzt würden, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd | |
| Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Es gehe vorrangig um | |
| Investitionen in die Infrastruktur, Klimaschutzmaßnahmen und die | |
| Beschleunigung der Digitalisierung. | |
| Bayern kritisch, NRW dafür | |
| Als positiv wertete Landsberg auch, dass unter Beteiligung der | |
| entsprechenden Länder die Altschuldenproblematik angegangen werden solle. | |
| Gerade die besonders hoch verschuldeten Kommunen in Nordrhein-Westfalen, | |
| Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die bereits vor der Krise in einer | |
| schwierigen Lage gewesen seien, könnten dann in die Zukunft investieren. | |
| Die Reaktionen aus den Bundesländern sind gemischt. Bayerns Finanzminister | |
| Albert Füracker (CSU) erklärte, Hilfe des Bundes sei wünschenswert, „aber | |
| nur mit klarer Abstimmung mit den Ländern und ohne Koppelung an | |
| Altschuldentilgung“. | |
| Nordrhein-Westfalen hingegen will mit Scholz kooperieren. „Für uns gilt | |
| weiterhin, wenn der Bund eine Altschuldenregelung schafft, werden wir als | |
| Land Nordrhein-Westfalen einen substanziellen Beitrag zu einer | |
| maßgeschneiderten Lösung für „unsere“ Kommunen leisten“, erklärte | |
| Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) am Samstag auf Anfrage. | |
| 17 May 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Einbrechende-Steuereinnahmen/!5684663 | |
| [2] /Luecken-im-Berliner-Haushalt/!5685951 | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Steuern | |
| Kommunen | |
| Rettungsschirm | |
| Steuerschätzung | |
| Svenja Schulze | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Steuern | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Grundrente | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Olaf Scholz präsentiert Steuerschätzung: 20 Milliarden Euro weniger | |
| Die Coronakrise wird teurer als gedacht für den Fiskus. Die Steuereinnahmen | |
| werden wohl um 20 Milliarden Euro niedriger sein als noch im Mai erwartet. | |
| Ökologisch aus der Krise: Klima braucht Kommunen | |
| Umweltministerin Schulze stellt ein sozialökologisches Konjunkturprogramm | |
| vor. Ohne finanziell stabile Städte und Gemeinden ist das sinnlos. | |
| Steuerausfälle infolge von Corona: Nicht neu, aber trotzdem gut | |
| Die Pläne von Finanzminister Scholz zur Entlastung der Kommunen würden | |
| bundesweit die Lebensverhältnisse angleichen. Das Geld käme uns allen | |
| zugute. | |
| Debatte um Coronakosten: Das Virus, der soziale Spaltpilz | |
| Die Grundrente wackelt und Altmaier will weniger Steuern für Firmen. Das | |
| droht soziale Ungleichheit zu verstärken. | |
| Debatte um Steuern in Coronakrise: Schulden statt Spekulation | |
| Corona und Finanzen: Wie Steuern, Zinsen, Aktienkurse, Immobilienpreise und | |
| Staatsschulden zusammenhängen. | |
| Streit um Grundrente: Eine Slapsticknummer | |
| Beim Clinch um die Grundrente hat sich die SPD mal wieder verheddert. Die | |
| Union sollte über ihren Schatten springen. |