# taz.de -- Shell verseucht das Nigerdelta: Leiden unter der schwarzen Pest | |
> Öl-Schlieren und verdreckte Ufer. Ein Jahr nach der UNO-Studie zur | |
> Ölverschmutzung in Nigera ist die Lage unverändert. Die Regierung tut | |
> nichts, Shell zahlt nicht. | |
Bild: Bedrohte Natur: Ölteppich in der Nähe von Port Harcourt im Nigerdelta. | |
COTONOU taz | Endlich sagt jemand etwas! Endlich wird Ölmulti Shell von | |
oberster Stelle kritisiert! So haben vor genau einem Jahr viele Menschen im | |
Nigerdelta den Bericht des [1][Umweltprogramms der Vereinten Nationen | |
](Unep) aufgenommen. | |
Das Unep hatte mehrere Jahre lang die Ölverseuchung im Ogoniland im Süden | |
Nigerias untersucht – und öffentlich gemacht, was die Menschen, die mit der | |
täglichen Ölverseuchung leben müssen, wohl längst wussten: Es wird | |
Jahrzehnte dauern, bis in der Region wieder Fischfang oder etwas | |
Landwirtschaft betrieben werden kann. | |
Unter anderem empfahl die Unep, einen Fonds mit einem Startkapital von | |
einer Milliarde US-Dollar einzurichten, getragen von Nigerias Regierung und | |
den Ölkonzernen, um die Säuberung der Region in den nächsten fünf Jahren zu | |
finanzieren. | |
Genau ein Jahr später jubelt niemand mehr. Nnimmo Bassey, Nigerias | |
alternativer Nobelpreisträger, lacht fast etwas zynisch, wenn er an den | |
damals bejubelten Bericht denkt. „Tatsächlich getan hat im vergangenen Jahr | |
niemand etwas“, kritisiert der bekannteste Umweltschützer des afrikanischen | |
Riesenstaates. „Besonders schockierend ist für uns, dass die Regierung | |
offenbar die Hände in den Schoß legt.“ | |
## Worte statt Taten | |
Dabei ist diese kurz vor dem Jahrestag des Ogoniland-Berichts noch von Unep | |
gelobt worden. In einer Pressemitteilung heißt es: Man freue sich über den | |
Beschluss der Regierung, mit den Säuberungsarbeiten in der Region zu | |
beginnen. Für viele Umweltschützer ist das nichts als eine Worthülse. Öl | |
wird in Nigeria seit 1958 gefördert. Nigeria ist Afrikas Ölproduzent Nummer | |
eins. Die massive Verschmutzung durch das schwarze Gold – in der Region | |
selbst ist es längst zur schwarzen Pest geworden – ist seit Jahrzehnten | |
bekannt. | |
Bassey ist nicht der Einzige, der enttäuscht über den Umgang mit dem | |
Ogoniland-Bericht ist. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die | |
Menschenrechtsorganisation [2][Amnesty International]: „Im vergangenen Jahr | |
hat sich wenig geändert“, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten | |
Studie. | |
Immer wieder passieren es in der Region zu Unfällen, immer wieder schieben | |
sich Bewohner und Ölmultis danach den schwarzen Peter zu. Shell nennt es | |
Sabotage, wenn irgendwo im Nigerdelta die schwarze, zähflüssige Masse | |
unkontrolliert in den Boden sickert. | |
## Die Öldiebe sind schuld | |
[3][http://www.amnesty.de/]Amnesty International kommt zu dem Schluss, dass | |
häufig marode und schlecht gewartete Pipelines für Havarien verantwortlich | |
sind. Von Seiten des Ölmultis heißt es hingegen: Es gebe viele Öldiebstähle | |
in der Region – und dabei auch Unfälle. Pipelines würden häufig illegal | |
angezapft. | |
Allerdings betont das Unternehmen auch: Wenn es aufgrund technischer | |
Probleme zu einer Havarie käme, würde Shell auch die Verantwortung dafür | |
übernehmen. Im Fall von Bodo, einer Gemeinde mit gut 70.000 Einwohnern, | |
habe man das auch getan. | |
Dort war 2008 und 2009 Öl ausgetreten, mehrere Wochen lang sollen es 2.000 | |
Barrel pro Tag gewesen sein. Ein Umweltdesaster, sagte Rechtsanwalt Martyn | |
Day, der die Einwohner vor Gericht vertreten hat: „Es ist eine der größten | |
Ölkatastrophen, die die Welt je gesehen hat.“ | |
Zwar kam es zu einem außergerichtlichen Vergleich: Shell gab zu, Schuld an | |
den Öllecks zu haben. Schadensersatzforderungen in Höhe von gut 288 | |
Millionen Euro standen im Raum. Gezahlt wurde jedoch laut Umweltschützern | |
bis heute – nichts. | |
3 Aug 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.unep.org/ | |
[2] http://www.amnesty.de/ | |
[3] http://www.amnesty.de/ | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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