# taz.de -- Selbstbestimmte Trauer-Rituale: Würde der Bestattung ist antastbar | |
> Die Zeit zwischen Tod und Bestattung ist wichtiger, als viele glauben. | |
> Und die Wahl der richtigen Bestatter*in ist existenziell. | |
Bild: Gute Bestatter*innen machen (fast) alles möglich | |
Manchmal werde ich gefragt, was ich vom Tod gelernt habe. Meistens | |
überfordert mich diese Frage, weil: Wie viel Zeit haben Sie mitgebracht, | |
liebe*r Fragesteller*in? | |
Wenn ich mich allerdings auf eine Erkenntnis festnageln lassen wollte, dann | |
diese: Niemand weiß, wie existenziell wichtig die [1][Wahl der richtigen | |
Bestatter*in] ist. Eigentlich ist es die wichtigste Entscheidung, die Sie | |
treffen werden, wenn ein Mensch in Ihrem nächsten Umfeld gestorben ist. | |
Bevor ich selbst etwas mit dem Tod zu tun hatte, wusste ich nicht, was | |
diese Leute machen. Sarg verkaufen und am Grab rumstehen? Wenn Sie die | |
falsche Telefonnummer erwischt haben: ja. Sie aber brauchen jemanden, der | |
sich aktiv für Sie und Ihre Bedürfnisse einsetzt. Akute Trauer ist eine | |
Ausnahmesituation, in der Sie im Zweifelsfall machen, was man Ihnen sagt – | |
dafür braucht es gute Berater*innen. In Zeiten von Corona, in denen man | |
flexibel auf viele Beschränkungen reagieren muss, gilt das besonders. | |
Zum Glück hat sich vor rund 20 Jahren eine neue Generation von | |
Bestatter*innen aufgemacht, die Angehörigen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit | |
zu stellen. Stichwort: selbstbestimmte Abschiede. Viele von ihnen waren | |
Quereinsteiger*innen und hatten als Trauernde selbst schlechte Erfahrungen | |
gemacht. | |
Heute gibt es diese Kolleg*innen fast überall. Sie erkennt man daran, dass | |
sie Fragen stellen: Wer war dieser Mensch, der gestorben ist? Wer sind die, | |
die um ihn trauern? Welche Art von Abschied fühlt sich richtig an? Die | |
Beantwortung braucht Zeit – und [2][das Aufzeigen von Möglichkeiten]. | |
## „Wir verlangen keine Wahrung von Pietät“ | |
Wollen Sie Ihre verstorbene Person nochmal sehen? Das Grab selbst ausheben? | |
Die Gitarre mit in den Sarg legen? Die Asche in ihren Lieblingssee streuen | |
oder etwas davon nach Hause nehmen? Gute Bestatter*innnen machen (fast) | |
alles möglich – selbst wenn ein wenig getrickst werden muss. | |
Das Problem ist, dass sie nicht leicht zu finden sind. Es gibt keinen Namen | |
für sie. Manche nennen sich „alternative Bestatter*innnen“ – ein Begriff, | |
der sich nie wirklich durchgesetzt hat. Fragen Sie Freund*innen, die gute | |
Erfahrungen mit Bestatter*innen gemacht haben. Die sitzen nicht in Ihrer | |
Stadt? Rufen Sie dort an. Es gibt ein gutes Netzwerk unter diesen | |
mysteriösen Kreaturen – vielleicht wird Ihnen jemanden in der Nähe | |
empfohlen. | |
Wenn Sie schon am Telefon sind, stellen Sie Fragen. Kommt wer ins Stottern, | |
wenn Sie fragen, ob Sie mit ins Krematorium dürfen, legen Sie lieber wieder | |
auf. Auch Webseiten sind aufschlussreich. Stehen dort Dinge wie: „Wir | |
konfrontieren Sie nicht ungebeten mit schwarzen Anzügen und verlangen keine | |
Wahrung von Pietät“ (trostwerk Bestattungen)? Bingo. | |
Ich weiß, das klingt nach viel Arbeit. Doch wissen Sie was? [3][Die Zeit | |
zwischen Tod] und Bestattung ist sehr wertvoll. Sie kommt nie mehr zurück. | |
Nutzen Sie diese Zeit – und lassen Sie sich gut beraten. | |
12 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Caroline Kraft | |
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