# taz.de -- Preis der Leipziger Buchmesse: Berserkerhaftes Buddy-Business | |
> Für den Preis sind ein Ex-Jurymitglied und Journalistenkollegen der Jury | |
> nominiert. Zufall? Wohl eher Buddy-Business. | |
Bild: Die Gewinner des Preises der Leizpiger Buchmesse werden am 21. März dort… | |
Der Leipziger Buchpreis ist wichtig für das Sachbuch, nun wurden die | |
diesjährigen Nominierten bekanntgegeben. Er ist der einzige deutsche | |
Buchpreis, der das Sachbuch einem größeren Publikum zuführt und aus der | |
akademischen Nische herauszieht. Umso schlimmer, dass die siebenköpfige | |
Jury des insgesamt mit 60.000 Euro dotierten Preises wenig Ahnung von | |
Sachbüchern hat. | |
Sie besteht nämlich zu hundert Prozent aus Germanist*innen, den Vorsitz hat | |
Jens Bisky von der Süddeutschen Zeitung. Nun kann man einwenden, das sei | |
doch kein Grund, aber es ist die freundlichere Begründung für die Erklärung | |
der Auswahl im Vergleich zu einer möglichen zweiten, die darauf fokussiert, | |
dass hier bis auf eine Ausnahme nur Journalistenkolleg*innen und ein | |
Ex-Jurymitglied nominiert wurden. Buddy-Business ist das schmutzige Wort | |
dafür. Hier ist es. | |
Wer ist nominiert? [1][Vier Männer, eine Frau, es langweilt doch sehr, das | |
Geschlechterverhältnis zu kommentieren], lassen wir es, ein eher | |
belletristisches Buch (Marko Martin: „Das Haus in Habana“, Wehrhahn Verlag) | |
und zwei doch sehr gute Bücher, die sich beide mit deutscher | |
Mentalitätsgeschichte beschäftigen, man muss nicht gleich einen deutschen | |
Trend zur Post-Globalgeschichte ausrufen, aber die Gefühle wiegen insgesamt | |
sehr schwer zurzeit (Harald Jähner: „Wolfszeit. Deutschland und die | |
Deutschen 1945–1955“ und Frank Biess: „Republik der Angst““, Rowohlt … | |
Rowohlt Berlin). | |
Zwei weitere Bücher kommen von Journalist*innen der SZ: Lothar Müller hat | |
sich „Freuds Dinge“ (Die Andere Bibliothek) angeschaut, ein sehr | |
interessanter Zugang zum Inventar der Psychoanalyse, das Buch erscheint | |
demnächst, und Kia Vahland hat sich mit Leonardo da Vinci und den Frauen | |
beschäftigt (Insel Verlag). Wir tippen auf Müller oder Jähner. | |
## Preisträger werden am 21. März verkündet | |
Bei den Belletristik-Nominierten gibt es auch einen Aufreger: Feridun | |
Zaimoglu gräbt sich in seinem Roman „Die Geschichte der Frau“, so die | |
Jurybegründung für die Nominierung, „mit berserkergleicher Kraft in die | |
Weltgeschichte hinein und findet diejenigen, die bislang hinter den Stimmen | |
ihrer Männer verborgen blieben: die Frauen“ (Kiepenheuer & Witsch). Fragt | |
sich, ob es ausgerechnet Berserker braucht, um die Frauen zu finden. | |
Auf der weiteren Nominiertenliste stehen jedenfalls schon mal zwei | |
Autorinnen, die das gar nicht nötig haben: Anke Stelling mit „Schäfchen im | |
Trockenen“ (Verbrecher Verlag), ein Roman, der mit klassenkämpferischer | |
Wucht in die allzu befriedete Mittelklassewelt der Berliner | |
Selbstverwirklicherszene fährt, sowie Kenah Cusanit mit ihrem kühlen | |
wissensarchäologischen Blick in „Babel“ (Hanser). | |
Literarisch sehr ernst zu nehmen und zudem als Gegenwartsanalyse | |
interessant ist Matthias Nawrats Roman „Der traurige Gast“ (Rowohlt). | |
Außerdem steht noch Jaroslav Rudiš mit „Winterbergs letzte Reise“ | |
(Luchterhand) auf der Liste, eine Lebenssuche von Berlin nach Sarajevo über | |
Liberec, Prag, Wien und Budapest. | |
In der Sparte Übersetzung sind nominiert Georg Aescht, Susanne Lange, Timea | |
Tankó, Karin Uttendörfer und Eva Ruth Wemme. Zweimal Rumänisch, je einmal | |
Ungarisch, Spanisch und Französisch. Keinmal Englisch. Die Preisträger | |
werden am 21. März auf der Leipziger Buchmesse verkündet. | |
14 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Tania Martini | |
Dirk Knipphals | |
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