# taz.de -- Personalabbau bei der Meyer-Werft: Härtefallhilfe ändert nichts | |
> Die Meyer-Werft bekommt 14 Millionen Euro „Härtefallhilfe“. Arbeitsplät… | |
> werden trotzdem wie geplant abgebaut. | |
Bild: Aufträge wie dieser werden weniger: Auslieferung der „Aidacosma“ im … | |
GÖTTINGEN taz | Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) | |
kam höchstpersönlich: Die Meyer-Werft in Papenburg erhält 14 Millionen Euro | |
als „Härtefallhilfe“ – zwei Millionen mehr als das Unternehmen beantragt | |
hatte. Die Hilfe wird jeweils zur Hälfte vom Land und vom Bund finanziert. | |
Die „Härtefallhilfen für Unternehmen und Soloselbständige“ sind für Fir… | |
bestimmt, die während der Coronakrise bei anderen Hilfsprogrammen bislang | |
nicht zum Zuge kamen. Die Meyer-Werft sei als „Wirtschaftsfaktor und | |
Arbeitgeber von besonderem landespolitischem Interesse“. Durch die | |
Coronapandemie sei das Unternehmen, wie alle Kreuzfahrtschiffbau-Werften, | |
von massiven Verlusten betroffen. | |
Dass sich die ursprünglich genannte Fördersumme von 12 Millionen Euro nun | |
auf 14 Millionen Euro erhöht hat, begründete Althusmann mit einer Änderung | |
der beihilferechtlichen Regelungen. Für Förderungen gälten jetzt neue | |
Höchstsätze. | |
Althusmann sagte weiter, er habe in Gesprächen mit der Werft frühzeitig | |
darauf hingewiesen, dass mit dieser Unterstützung auch seitens des | |
Unternehmens ein Beitrag zur Sicherung des Standortes und damit für die | |
Beschäftigten der Werft einhergehen sollte. Dies habe die Geschäftsführung | |
zugesichert. Weil Aufträge für neue Kreuzfahrtschiffe fehlen, fallen nach | |
Angaben der Meyer-Werft in Papenburg 40 Prozent weniger Arbeit an. Deshalb | |
sollen [1][insgesamt 450 Arbeitsplätze abgebaut werden.] | |
Daran ändert die Härtefallhilfe wohl nichts. „Das sind zwei separate | |
Themen, die sollte man nicht vermischen“, sagte Werftsprecher Peter | |
Hackmann der Neuen Osnabrücker Zeitung. „An dem Grundfakt, dass es durch | |
diese dramatischen Entwicklungen in der Kreuzfahrt Personalabbau geben | |
wird, ändert die Hilfe nichts.“ | |
Für das Geld hat die Werft demnach bereits konkrete Pläne, darunter | |
Digitalisierungsprojekte in der Produktion, weitere Investitionen in | |
Logistik und die Gründung einer neuen Abteilung der „Produktentwicklung“, | |
mit dem stärkeren Ziel, klimaneutrale, nachhaltige Schiffe zu bauen. | |
Mehr Umweltschutz wäre tatsächlich [2][bitter nötig]. Die Ems, bis in die | |
1980er-Jahre ein relativ sauberer und intakter Fluss, wurde seitdem im | |
Interesse der Meyer-Werft an vielen Stellen begradigt, immer wieder | |
angestaut und ist hochgradig belastet. In den vergangenen Jahren wurden | |
immer neue Vertiefungen durchgesetzt, damit immer größere Kreuzfahrtschiffe | |
den Weg in die Nordsee bewältigen können. | |
Die Eingriffe zwischen Papenburg und Emden haben nach Angaben der | |
Umweltverbände BUND und WWF in knapp zwanzig Jahren zu einem massiven | |
Verlust an natürlichen Lebensräumen, einer extremen Verschlickung, einem | |
Absinken der Wasserstände und einer extrem schlechten Gewässerqualität | |
geführt. Die Flutdominanz nehme zu, immer weniger Wasser fließe ins Meer | |
zurück, das salzige Meerwasser gelange weiter flussaufwärts. Dies führe zum | |
Absterben von Organismen, die auf Brack- oder Süßwasser angewiesen sind. | |
Insbesondere im Sommer sinkt bei hohen Temperaturen der Sauerstoffgehalt so | |
enorm, dass der BUND von „toten Zonen im Fluss“ spricht. | |
## Ems im Eimer | |
Angesichts der dramatischen Entwicklung hatten Umweltverbände, Kommunen, | |
Politik und Wirtschaft, also die Meyer-Werft, 2015 im sogenannten | |
[3][„Masterplan Ems 2050“] vereinbart, innerhalb von 35 Jahren die | |
ökologische Qualität des Flusses nachhaltig zu verbessern. | |
Im vergangenen Jahr hatte der BUND eine verhalten positive Zwischenbilanz | |
des Masterplans gezogen. So könnten Fische wieder die Seitengewässer der | |
Ems erreichen und es gibt Flächen für Wiesenvögel. Es gebe aber | |
Verzögerungen durch fehlende Akzeptanz vor Ort oder ungeklärte | |
Zuständigkeiten. Der Zustand der Ems ist noch immer katastrophal. | |
Zu den jetzt genehmigten Härtefallhilfen für die Meyer-Werft wollte sich | |
der BUND-Landesverband auf Anfrage nicht äußern. Es handele sich nicht um | |
eine Naturschutzfrage, sondern eine arbeitsmarktpolitische. Daher werde der | |
BUND weder zu der Sinnhaftigkeit dieser Hilfen noch zu einer möglichen | |
Umwidmung für Naturschutzzwecke Stellung nehmen. | |
4 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Krise-bei-der-Meyer-Werft/!5774942 | |
[2] /Belastete-Flussfische-in-Norddeutschland/!5688527 | |
[3] /Masterplan-zur-Sanierung-der-Ems/!5015160 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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