# taz.de -- Neuer Corona-Teil-Lockdown: Das ungerechte Virus | |
> Es ist zutiefst unfair, dass Museen, Theater und Fitnessstudios | |
> dichtmachen müssen. Doch für die Kontaktminimierung ist das bitter nötig. | |
Bild: Gartenstühle außer Betrieb: Restaurants dürfen nur noch to go verkaufen | |
Sie haben ausgeklügelte Hygienekonzepte entwickelt. Manche haben Strahler | |
und Heizpilze erworben. [1][Es gelten strenge Einlassregeln, die | |
Einbahnstraßenwege sind penibel gekennzeichnet]. Sie haben wirklich alles | |
getan, was menschenmöglich erscheint. Und jetzt? Ab diesem Montag sind | |
Restaurants, Kneipen und Hotels erneut geschlossen. Museen, Konzerthäuser | |
und Gedenkstätten machen dicht, Fitnessstudios und Sportvereine verrammeln | |
ihre Türen. Ist das nicht zutiefst unfair? | |
Ja, das ist es. Zumal niemand behaupten wird, dass von einer Sammlung Alter | |
Meister oder dem Eisbären-Freigehege irgendeine Ansteckungsgefahr ausgehen | |
würde. Doch tatsächlich stehen all die nun geschlossenen Etablissements gar | |
nicht im Verdacht, heimliche Coronaschleudern zu sein. Ihre Schuld liegt | |
einzig in der Tatsache begründet, Anziehungspunkte für Menschen zu sein, | |
ohne dass im Nachhinein feststellbar wäre, wer dabei wem zu nahe gekommen | |
sein könnte. Genau darum geht es ja: die Minimierung der Kontakte zwischen | |
den Menschen. Und die erscheint bei den täglich steigenden Infektionszahlen | |
bitter nötig. | |
Es ist auch keine Willkür, dass sich die Bänder bei VW weiter bewegen | |
dürfen. In der industriellen Produktion sind die Arbeitsplätze wie in den | |
Büros in aller Regel personalisiert, da lässt es sich nachverfolgen, welche | |
Kontakte erfolgt sind. Eher könnte man danach fragen, warum Shoppingmalls | |
geöffnet bleiben dürfen und welche Daseinsberechtigung Möbelhäuser | |
besitzen. | |
Aber es bleibt dabei: Die Maßnahmen sind für die Betroffenen zutiefst | |
ärgerlich. Unglücklicherweise fehlt es an Alternativvorschlägen. [2][Das | |
Virus nimmt keine Rücksicht auf das vermeintlich normale Leben]. Es | |
berücksichtigt noch nicht einmal die [3][Versprechungen der Politik], dass, | |
wenn wir uns alle der Pandemie angepasst verhalten, ein | |
familienfreundliches Weihnachtsfest unterm Tannenbaum möglich würde. | |
Niemand weiß, ob in einem Monat die Infektionszahlen so weit gesunken sind, | |
dass die Einschränkungen wieder aufgehoben werden können. Das Verlangen | |
nach langfristigen Planungen ist deshalb so wohlfeil wie verständlich. Aber | |
wer heute schon behauptet, einen Plan bis Ende Februar in der Tasche zu | |
haben, der lügt. Wer nach einem solchen Plan verlangt, der verbreitet eine | |
Hoffnung nach Sicherheit und geregelten Verhältnissen, die derzeit nicht zu | |
haben sind. Genauso gut empfiehlt sich der Kauf einer Glaskugel. | |
Tatsächlich geht es nur um eines: sich ein paar Monate Zeit zu erkaufen, | |
bis – auch dies nur eine wenn auch begründete Hoffnung – ein Impfstoff zur | |
Verfügung steht. | |
2 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Klaus Hillenbrand | |
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