# taz.de -- Misshandlung von Asylbewerbern: EHC wird abgeschoben | |
> Die Essener Skandalfirma EHC darf ein neues Heim in Bonn nicht betreuen. | |
> Ihr Chef lobt neue Vorgaben, will sie aber nicht sofort umsetzen. | |
Bild: Flüchtlinge vor dem von EHC betriebenen Heim in Burbach. | |
KÖLN taz | Der Misshandlungsskandal in der Flüchtlingsunterkunft in Burbach | |
führt zu ersten Konsequenzen für den umstrittenen Betreiber European | |
Homecare (EHC). Zumindest den künftigen Bewohnern einer neuen Notunterkunft | |
in Bonn-Bad Godesberg wird die „Betreuung“ durch das profitorientierte | |
Essener Familienunternehmen erspart bleiben. Das hat jetzt die Kölner | |
Regierungspräsidentin Gisela Walsken (SPD) angekündigt. | |
Sie schließe aus, dass EHC die Bonner Einrichtung, die noch in diesem Monat | |
eröffnet werden soll, betreiben werde, teilte Walsken mit. Hintergrund | |
seien die am Wochenende bekannt gewordenen gewalttätigen Übergriffe in | |
bestehenden Landeseinrichtungen. „Wir brauchen einen verlässlichen | |
Betreiber, der die Menschen in dieser Notunterkunft bestmöglich versorgt | |
und betreut“, begründete sie die Entscheidung. Gemeinsam mit der für die | |
landesweite Flüchtlingsunterbringung zuständigen Bezirksregierung Arnsberg | |
soll nun ein neuer Betreiber gefunden werden. | |
Derzeit unterhält das Land NRW zwei zentrale Erstaufnahmeeinrichtungen in | |
Dortmund und Bielefeld sowie 18 weitere Notunterkünfte. Davon werden sechs | |
von EHC betrieben, die anderen von sozialen Trägern wie dem Deutschen Roten | |
Kreuz, den Maltesern oder dem Kolpingwerk. Pro Bett und Monat zahlt das | |
Land zwischen 600 und 1.000 Euro. Sicherheitsdienstleistungen werden von | |
den Betreibern bei Dritten eingekauft. | |
In einer Erklärung begrüßte EHC-Geschäftsführer Sascha Korte die | |
Ankündigung von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), dass künftig den | |
Sicherheitsdiensten einheitliche Qualitätsstandards vorgegeben würden. | |
„Klar ist aber auch, dass beauftragte Sicherheitsunternehmen nicht alle | |
neuen Anforderungen von heute auf morgen erfüllen können“, schränkte er | |
ein. | |
## Abscheulich und unentschuldbar | |
Außerdem wies Korte darauf hin, dass er zwar die Übergriffe „nach wie vor | |
abscheulich und unentschuldbar“ halte. Es sei ihm „aber auch wichtig, dass | |
in der nun folgenden Diskussion die Realität in den Einrichtungen nicht zu | |
kurz kommt“. | |
Unterdessen verdichten sich die Hinweise, dass einige der bislang in der | |
Burbacher EHC-Einrichtung eingesetzten Sicherheitsleute aus der | |
rechtsextremen Szene stammen. So trägt der Wachmann, der seinen Fuß in den | |
Nacken eines gefesselt am Boden liegenden algerischen Flüchtlings stellte | |
und sich dabei fotografieren ließ, die bei Nazis beliebte Tätowierung „Ruhm | |
und Ehre“ auf dem Unterarm. „Er sagt, dass sei eine Jugendsünde gewesen“, | |
sagte der Siegener Oberstaatsanwalts Johannes Daheim der taz. | |
Ein anderer Beschuldigter berichtete dem SiegerlandKurier, mehrere seiner | |
ehemaligen Kollegen hätten „einen deutlich erkennbaren rechten | |
Hintergrund“. Sie seien regelrecht scharf darauf gewesen, bei mutmaßlichen | |
Verstößen gegen das Rauch- oder Alkoholverbot die Zimmer der Flüchtlinge zu | |
stürmen. Diese Streifen seinen im Jargon „SS-Trupps“ genannt worden. | |
Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Daheim laufen inzwischen gegen fünf | |
ehemalige Burbacher Sicherheitsmänner Ermittlungen wegen Misshandlung und | |
Körperverletzung. Darüber hinaus müssen drei weitere Wachleute mit | |
Konsequenzen rechnen. „Bei ihnen wurde bei der Durchsuchung der Räume der | |
Security verbotene Gegenstände gefunden“, sagt Daheim. Unter anderem wurde | |
ein Schlagstock und einen Schlagring sichergestellt. | |
1 Oct 2014 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
Anja Krüger | |
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