# taz.de -- Mehrkosten für Verbraucher*innen: Bund erwägt Fleischsteuer | |
> 40 Cent pro Kilo Fleisch als Zusatzabgabe? Warum nicht, meint ein von | |
> Bundesagrarministerin Julia Klöckner eingesetztes Gremium. | |
Bild: Nein, das ist kein Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch | |
Eine zusätzliche Steuer könnte Fleisch und andere tierische Produkte | |
verteuern und damit die VerbraucherInnen in Richtung einer klimagerechteren | |
Ernährung lenken. Darüber denkt auch ein Beratungsgremium von | |
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) nach. So stiege der | |
Preis für ein Kilogramm Fleisch beispielsweise um 40 Cent. Ob die Regierung | |
diesen Vorschlag übernimmt, ist allerdings unklar. | |
An diesem Freitag tritt das sogenannte Kompetenznetzwerk für | |
Nutztierhaltung zusammen, um Ratschläge an das Ministerium zu formulieren. | |
Der Entwurf, über den zuerst die Neue Osnabrücker Zeitung berichtete, | |
greift die laufende Debatte über höhere Lebensmittelpreise auf. Viele | |
Bäuerinnen und Bauern beklagen, dass die Endkundenpreise die | |
Produktionskosten nicht decken. Außerdem geht es darum, die Landwirtschaft | |
umwelt- und klimafreundlicher zu gestalten. | |
Im Netzwerk arbeitet das Ministerium mit Landwirtschaftsverbänden und | |
Wissenschaftlern zusammen. Der Tierschutzbund ist allerdings aus dem | |
Netzwerk ausgetreten. Der Entwurf zeigt, dass eine zusätzliche | |
Verbrauchssteuer zur Disposition steht. Neben den 40 Cent pro Kilo Fleisch | |
könnte sie 15 Cent pro Kilo Käse und Butter beziehungsweise 2 Cent pro Kilo | |
Milch und Eier betragen. | |
Angesichts des durchschnittlichen Fleischverzehrs in Deutschland von etwa | |
60 Kilogramm pro Kopf und Jahr würde die Fleischsteuer rechnerisch zu | |
Mehrkosten von 24 Euro führen, die die Verbraucherinnen und Verbraucher | |
tragen müssten. Mehrausgaben für Milch, Eier, Käse und andere Produkte | |
kämen hinzu. Den Überlegungen zufolge sollten die Einnahmen von mehreren | |
Milliarden Euro jährlich in den Bundeshaushalt fließen und von dort an die | |
Landwirte umverteilt werden. Diese erhielten somit finanzielle | |
Unterstützung, um ihre Ställe tiergerechter zu machen und die Zahl des | |
Viehs zu verringern. | |
## Verbrauch sollte sinken | |
[1][Höhere Preise können dazu führen], dass der Verbrauch sinkt. Das | |
verursacht Einnahmeausfälle bei den Bauern, staatliche Hilfen sollen diese | |
ganz oder teilweise ausgleichen. Wenn der Tierbestand abnimmt, haben die | |
einzelnen Tiere möglicherweise mehr Platz, kommen öfter nach draußen und | |
wachsen gesünder auf. Das dient dem Klimaschutz, weil weniger Gülle auf die | |
Felder gekippt wird und weniger Nitrat ins Grundwasser sickert. Außerdem | |
steigt die Qualität des Fleischs in den Geschäften. | |
An den grundsätzlich zu niedrigen Verkaufspreisen sowie der schlechten | |
Ertragssituation vieler Landwirte ändert ein solcher Aufschlag aber erst | |
mal nichts. Der finanzielle Ausgleich kompensiert nur die zusätzlichen | |
Umsatzeinbußen. | |
Das Bundesagrarministerium wollte am Donnerstag keinen Kommentar abgeben. | |
Beim Bauernverband, der im Netzwerk mitwirkt, hieß es, der Vorschlag sei | |
„noch nicht mit allen Beteiligten abgestimmt“. Bernhard Krüsken, | |
Generalsekretär des Bauernverbands, sagte: „Nach dem jetzigen Stand liegt | |
die Kernfrage aber nicht bei Abgaben oder Steuern.“ Vor allem gehe es | |
darum, wie eine „Förderung höherer Tierwohlstandards auf der Ebene des | |
Landwirts gestaltet werden“. | |
„Gute Lebensmittel und nachhaltige Landwirtschaft haben ihren Preis“, sagte | |
Schleswig-Holsteins Agrarminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). „Weil | |
Tierwohlmaßnahmen auch mit Kosten für die Nutztierhalter verbunden sein | |
werden, brauchen wir dringend eine belastbare Gegenfinanzierung über ein | |
Umlagesystem.“ Die in den Niederlanden ansässige „Koalition für ehrliche | |
Fleischpreise“ forderte währenddessen eine EU-weite Fleischsteuer. | |
6 Feb 2020 | |
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[1] /Diskussion-um-Fleischpreis/!5657897 | |
## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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