# taz.de -- Leopoldinaforscher über Naturschutz: Schluss mit Billigfleisch | |
> Mitglieder der Wissenschaftsakademie raten zu einer höheren Steuer auf | |
> Fleisch und Milch. Das soll den Konsum senken – und die Artenvielfalt | |
> schützen. | |
Bild: Muuuuh: Kälber auf einem Biobauernhof | |
BERLIN taz | Forscher der Nationalen Akademie der Wissenschaften | |
Leopoldina fordern höhere Preise für Fleisch und Milch, um den Verlust von | |
Tier- und Pflanzenarten zu reduzieren. Die Mehrwertsteuer beispielsweise | |
für Steaks und Butter solle von derzeit 7 auf die regulären 19 Prozent | |
erhöht werden, schreiben 13 Mitglieder der Gelehrtengesellschaft in einem | |
[1][neuen Diskussionspapier]. | |
Sollte der Konsum dieser Produkte trotzdem nicht ausreichend sinken, | |
müssten diese auch durch einen vom Treibhausausstoß abhängigen Aufschlag | |
verteuert werden. Zusätzlich raten die Forscher zu Bildungs- und | |
Aufklärungskampagnen sowie der Förderung neuer Speisepläne in Kantinen und | |
der Ausbildung von Köchen, um den Verzehr tierischer Produkte und die | |
Nahrungsmittelverschwendung zu senken. | |
„Die Erzeugung von Fleisch, Milch und anderer Tierprodukte stellt eine | |
bedeutende Ursache für den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel dar“, | |
die sich gegenseitig beeinflussten, erläutern die Wissenschaftler. Dieser | |
Teil [2][der Landwirtschaft] „nimmt 60 bis 70 Prozent der globalen wie auch | |
der europäischen Agrarflächen (Grünland und Acker) in Anspruch, davon | |
durchschnittlich 40 Prozent der Ackerflächen zum Futtermittelanbau“. | |
Fleisch und Milch lieferten aber nur 18 Prozent der globalen | |
Nahrungsmittelkalorien. Rund 70 Prozent der Regenwaldverluste in Südamerika | |
wurden dem Papier zufolge durch die Fleischproduktion verursacht. Etwa 80 | |
Prozent des globalen Artenverlusts entstehe, weil zum Beispiel Wälder | |
gerodet und intensiv landwirtschaftlich genutzt werden. Gleichzeitig würden | |
rund 14,5 Prozent der Treibhausgase für tierische Produkte ausgestoßen. | |
## Reform der Agrarsubventionen | |
Die Einnahmen aus der erhöhten Mehrwertsteuer „könnten zum Sozialausgleich, | |
Biodiversitätsschutz und zur Förderung von technischen Maßnahmen einer | |
emissionsärmeren Tierhaltung eingesetzt werden“, ergänzen die | |
Wissenschaftler. „Produkte aus dem Ökolandbau könnten weiterhin | |
steuerbegünstigt bleiben.“ | |
Zudem verlangen die Forscher, die EU-Agrarsubventionen nur noch für umwelt- | |
und grundwasserschonende Bewirtschaftungsformen zu zahlen, den Einsatz von | |
Düngern und Pestiziden durch Abgaben auf diese Stoffe zu vermindern, | |
landwirtschaftlich genutzte Moore wieder zu vernässen und | |
Naturschutzgebiete noch besser zu schützen und zu erweitern. | |
Der Deutsche Bauernverband wollte sich auf taz-Anfrage am Freitag nicht zu | |
dem Papier äußern. | |
22 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.leopoldina.org/presse-1/nachrichten/diskussionspapier-biodivers… | |
[2] /Landwirtschaft/!t5007831/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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