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# taz.de -- Diskussion um Nutztierhaltung: Danke, Ethikrat!
> Der Ethikrat hat sich zur Nutztierhaltung geäußert. Und stellt fest: Eine
> verantwortliche Nutztierhaltung gibt es derzeit in Deutschland nicht.
Bild: In Milchbetrieben undenkbar: Ein Kälbchen trinkt am Euter der Mutterkuh
Nach langen Vorbereitungen hat der [1][Deutsche Ethikrat] eine
Stellungnahme „zum verantwortlichen Umgang mit Nutztieren“ veröffentlicht,
und der erste Eindruck ist enttäuschend: Über weite Strecken gibt das
Papier exakt das wieder, was ohnehin jeder halbwegs gebildete und eloquente
Mensch heute zu dem Thema sagt, ohne dass es für sein/ihr Konsumverhalten
Auswirkungen hat, und was ohne praktische Folgen im Tierschutzgesetz steht.
Da geht es um den Eigenwert des Tierlebens, um Respekt vor den Tieren und
um das „Tierwohl“.
Zwar haben sich die Mitglieder des Rats eingehend mit verschiedenen
[2][tierethischen Positionen] befasst. Doch man sei sich nicht einig
geworden, heißt es, und so kommt es leider zu recht harmlosen Statements:
Tiere seien nicht wie Menschen als Zweck an sich zu betrachten, und die
kulturelle Bedeutung des Fleischessens falle auch ins Gewicht. Wie man also
die allgemeine Tendenz dieser Stellungnahme bewertet, hängt vom politischen
Temperament ab: Man kann sagen, das Glas sei leer. Mega-Optimisten hingegen
finden: Der Boden ist feucht.
Doch dann gibt es in diesem 57-seitigen Papier fast gegen Ende diesen einen
überraschenden, geradezu revolutionär anmutenden Absatz! Wir lesen dort,
nicht vertretbar seien [3][Hochleistungszucht,] durch die die Tiere Schaden
nähmen (das trifft auf fast alle heutigen Hühner-, Puten-, Milchkuh- und
Schweinerassen zu), nicht artgerechte Lebensbedingungen (dito – übrigens
auch im Biobereich) und die „Trennung von Mutter- und Jungtieren direkt
nach der Geburt“ (essenziell für 99,9 Prozent der Milcherzeugung sowie für
die Aufzucht von Küken).
Wenn wir diesen Absatz ernst nähmen, würde die Nutztierhaltung im Land
komplett zusammenbrechen. Irreversibel. Denn weder Fleisch, Eier noch Milch
könnten in relevantem Maßstab produziert werden, wenn die benannten
Maßnahmen zur Effizienzsteigerung verboten würden.
Lieber Ethikrat, Danke für diesen einen unverblümten Absatz! Der nämlich
bedeutet: Verantwortliche Nutztierhaltung gibt es nach derzeitigem Wissen
nicht.
.
17 Jun 2020
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## AUTOREN
Hilal Sezgin
## TAGS
Fleischkonsum
Initiative Tierwohl
Massentierhaltung
Tierschutz
Syke
Landwirtschaft
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