# taz.de -- Umweltkosten von Lebensmitteln: Nur der wahre Preis ist heiß | |
> Es ist natürlich eine PR-Aktion von Penny. Doch die Leute müssen endlich | |
> wissen, welche Produkte hohe Schäden für die Gesellschaft verursachen. | |
Bild: Der Staat sollte die Preise umweltschädlicher Lebensmittel anheben | |
Es ist natürlich eine reine PR-Aktion: Der [1][Discounter Penny] will | |
demnächst neben den normalen Preisen von Lebensmitteln Beträge inklusive | |
der Umweltkosten angeben, die bei der Produktion entstehen. Der Umweltpreis | |
von Hackfleisch beispielsweise ist fast dreimal so hoch wie der derzeit | |
gezahlte Preis. Denn bei der Tierhaltung entstehen große Mengen | |
Treibhausgase, die Gülle belastet das Wasser. Aber: Penny will diese | |
„wahren Preise“ nur in einem „Nachhaltigkeitsmarkt“ in Berlin auszeichn… | |
und auch nur für insgesamt 16 Eigenmarkenprodukte der Handelskette. | |
Dennoch weist die PR-Aktion auf ein echtes Problem hin: Besonders die | |
konventionelle Landwirtschaft hat einen Großteil der Kosten für die von ihr | |
verursachten Umweltschäden externalisiert, also auf die Gesellschaft | |
abgeschoben. Ein Beispiel: [2][Schweinefleisch ist auch deshalb so billig], | |
weil große Betriebe so viele Schweine halten. Deshalb konzentriert sich die | |
Gülle etwa im Emsland so stark, dass ein Teil im Grundwasser landet, aus | |
dem Trinkwasser gewonnen wird. Die Folge: Wasserwerke müssen belastetes | |
Grundwasser filtern oder verschneiden mit sauberem. Das erhöht den | |
Wasserpreis. | |
Wenn die Konsument*innen im Supermarkt am Preis erkennen könnten, welches | |
Produkt höhere und welches geringere Schäden für die Gesellschaft | |
verursacht, trägt das zur umweltpolitischen Aufklärung bei. Viele würden | |
dann voraussichtlich umweltbewusster einkaufen. | |
Doch dass Supermarktketten die Umweltpreise im Alleingang angeben, reicht | |
nicht. Denn sie könnten sich auf die Produkte beschränken, bei denen es | |
ihnen passt. Zudem könnte niemand überprüfen, ob die Preise sauber | |
errechnet wurden. | |
Deshalb sollte der Staat die Preise umweltschädlicher Lebensmittel anheben, | |
zum Beispiel durch eine Steuer auf den Treibhausgasausstoß in der | |
Landwirtschaft, durch eine höhere [3][Mehrwertsteuer für Fleisch] oder eine | |
Abgabe auf Pestizide. Wenn so auch Importe verteuert würden, hätten die | |
Bauern in der Europäischen Union dadurch auch keine Wettbewerbsnachteile. | |
31 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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