# taz.de -- Kabinettsentscheidung zu Schlachthöfen: Hauptsache, das Steak ist … | |
> Bloß nicht die WählerInnen verärgern: Arbeitsminister Heil ergreift | |
> halbherzige Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten in der | |
> Fleischindustrie. | |
Bild: Mastschwein Lotta entging der Schlachtung und lebt auf einem Gnadenhof | |
Damit die Bundesregierung auf die [1][Missstände in der Fleischindustrie] | |
regierte, bedurfte es offenkundig erst Nachteilen für die eigene | |
Bevölkerung: Mit jedem neuen Ausbruch einer Coronainfektion im Schlachthaus | |
geraten auch die Lockerungen für die Bewohner der Umgebung in Gefahr. | |
Die Verlagerung des Zerlegegeschäfts an Subunternehmer und deren | |
ausbeuterische Methoden bis hin zu Stundenlöhnen von wenigen Euro – all das | |
war der Regierung bisher ziemlich egal. Die Zustände in der Branche sind | |
seit Jahren bekannt, doch niedrige Preise für das Nackensteak oder Rippchen | |
stehen höher im Kurs als Gefahren für GastarbeiterInnen. | |
So fällt auch das ansonsten vernünftige [2][Maßnahmenpaket des | |
Arbeitsministers] in Bezug auf die Fleischindustrie nur halbherzig aus. Im | |
Grunde müssten die geplanten Regelungen nicht nur auf dem Schlachthof | |
gelten, sondern überall, wo WanderarbeiterInnen in Deutschland die Arbeit | |
erledigen, für die sich keine Einheimischen mehr finden. | |
Vor allem in der Landwirtschaft dürfte es ebenfalls schwierig sein, | |
Mindeststandards bei der Unterbringung der Zehntausenden | |
[3][ErntehelferInnen] zu garantieren. Auch hier wären entsprechende | |
Kontrollen angebracht. Doch auch hier gilt, dass günstige | |
Lebensmittelpreise wichtiger sind als faire soziale Bedingungen. | |
## Billigfleisch verkauft sich immer | |
Das Kaufverhalten der VerbraucherInnen zeigt leider, dass die | |
PolitikerInnen mit ihrer Einschätzung richtig liegen. Das Billigfleisch mit | |
erkennbar miesen Haltungsbedingungen wird gekauft wie immer, auch wenn die | |
Konsumenten in Umfragen angeben, dass ihnen das Tierwohl am Herzen liege. | |
Auch deshalb wird es keine Revolution in der Tierproduktion geben. | |
Eine künstliche Verteuerung über Abgaben, wie es die Grünen fordern, könnte | |
die amtierenden Regierungsparteien die Machtoption kosten. Es sind | |
intelligentere Wege zu einem Umdenken gefragt, damit Forderungen nach | |
politischen Maßnahmen wie einem Veggieday oder 5-Euro für den Liter Benzin | |
nicht erneut von entrüsteten WählerInnen hinweg gefegt werden. | |
20 May 2020 | |
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[3] /Coronainfizierter-Erntehelfer-tot/!5676684 | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
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