| # taz.de -- Kritik von Umweltverbänden: Ampel-Ja zu Ceta unter Beschuss | |
| > Die Koalition will Handelsverträge klima- und menschenrechtskompatibel | |
| > machen. Für Verbände ist das „nicht mehr als ein Feigenblatt“. | |
| Bild: In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche Proteste gegen das Handelsabk… | |
| Berlin taz | Die Pläne der Ampelfraktionen zur Ratifizierung von Ceta, dem | |
| EU-Handelsabkommen mit Kanada, kommen bei Umweltverbänden schlecht weg. | |
| Ceta stelle „Investorenrechte über den Schutz der Umwelt und des Klimas“, | |
| sagte [1][BUND-Geschäftsführerin Antje von Broock] am Freitag. Die | |
| vorgeschlagenen „vermeintlichen Anpassungen“ seien „nichts mehr als ein | |
| Feigenblatt“. Von einem „Kuhhandel“, der „wirtschaftliche Interessen | |
| weniger Konzerne über Klima-, Natur und Verbraucherschutz, Demokratie und | |
| Rechtsstaatlichkeit“ stelle, sprach Ludwig Essig, Koordinator des Netzwerk | |
| gerechter Welthandel. | |
| Der Verband der Automobilindustrie und der Deutsche Industrie- und | |
| Handelskammertag dagegen begrüßten die [2][Vereinbarung der Fraktionen von | |
| SPD, Grünen und FDP], das bereits 2017 in Teilen in Kraft getretene | |
| Abkommen mit Kanada im Herbst durch den Bundestag zu bringen. | |
| Insgesamt zwölf Parlamente haben Ceta noch nicht ratifiziert. Vor allem die | |
| Regelungen zum Investorenschutz stehen in der Kritik, weil sie Konzernen | |
| Klagerechte gegen Staaten einräumen. Nun will die Ampel die Ratifizierung | |
| erst einleiten, wenn Investoren nur noch gegen „direkte Enteignungen und | |
| Diskriminierungen“ klagen können. Das soll in einem Ceta-Komitee vereinbart | |
| werden, ohne den Vertrag erneut aufzuschnüren. | |
| Die Regelung solle „Missbrauch“ verhindern und so ausschließen, dass | |
| Unternehmen Staaten beispielsweise wegen neuer Klimagesetze vor Gericht | |
| bringen. Ein Beispiel: Die deutschen Konzerne RWE und Uniper verklagen | |
| gerade die Niederlande vor einem Schiedsgericht in den USA auf | |
| Schadenersatz für entgangene Gewinne zweier Kraftwerke, weil das Land die | |
| Kohleverstromung ab 2030 verbietet. | |
| ## „Wir haben viel erreicht“ | |
| Die NGOs sind skeptisch: „Es bleibt vollkommen unklar, weshalb zwischen | |
| Kanada und der EU ein gesonderter Investitionsschutz notwendig ist“, sagt | |
| BUND-Chefin von Broock. Die Ratifizierung von Ceta müsse gestoppt werden, | |
| bemängelte der Geschäftsführer von Foodwatch Deutschland, Chris Methmann. | |
| Die Ampel stelle damit „die Interessen internationaler Agrarkonzerne über | |
| die Demokratie“. | |
| „Wir haben viel erreicht“, betont hingegen Grünen-Verhandlungsführer | |
| Andreas Audretsch. Ceta werde „nachverhandelt und entschärft. Die | |
| EU-Handelspolitik werden wir völlig neu aufstellen“, sagte er zur taz. Laut | |
| der Koalitionseinigung würden Ceta und andere künftigen Handelsverträge | |
| Deutschlands und der EU Umwelt-, Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsfragen | |
| stärker berücksichtigen. | |
| Wenn ein Handelspartner gegen die Normen der Internationalen | |
| Arbeitsorganisation verstoße, könnten künftig Handelspräferenzen entzogen | |
| werden, so Audretsch. Kritisch äußerte er sich zur Energiecharta. Das | |
| internationale Abkommen wird gerade neu verhandelt. „Die Energiecharta darf | |
| unseren Klimaschutzzielen nicht widersprechen, sonst sind Konsequenzen bis | |
| hin zum Ausstieg möglich.“ | |
| 24 Jun 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kai Schöneberg | |
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