| # taz.de -- Kritik an Krankenhausreform: Schließungen nicht beabsichtigt | |
| > Die Reform soll Druck von den Kliniken nehmen und Patienten dienen. | |
| > Scharfe Kritik kommt aus den Ländern und der Deutschen | |
| > Krankenhausgesellschaft. | |
| Bild: Einige Bundesländer werfen Lauterbach vor, mit der Krankenhausreform in … | |
| Berlin dpa/taz | Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die | |
| umstrittene Krankenhausreform verteidigt und als „bessere Medizin“ | |
| bezeichnet. „[1][Wir wollen ein bisschen mehr Zentralisierung], so dass die | |
| Spezialbehandlungen dort gemacht werden, wo sie am besten gemacht werden. | |
| Dann könnten wir auch vom Ergebnis besser sein. Davon profitieren die | |
| Patienten“, sagte der SPD-Politiker im ARD-“Morgenmagazin“. Zudem wolle m… | |
| den ökonomischen Druck herausnehmen, damit Krankenhäuser nicht einen Fall | |
| nach dem anderen machen müssten. Erste Eckpunkte zu der geplanten Reform | |
| wolle Lauterbach bis zum Sommer vorstellen. | |
| Die Pläne der Ampel-Koalition in Berlin zielen darauf ab, das gewachsene | |
| Kliniknetz in drei Versorgungsstufen einzuordnen und entsprechend zu | |
| finanzieren – von der wohnortnahen Grundversorgung über eine zweite Stufe | |
| mit weiteren Angeboten bis zu Maximalversorgern wie Unikliniken. | |
| [2][Kritik kam vor allem aus den Bundesländern]. Bayern, | |
| Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wollen die geplante | |
| Krankenhausreform auf ihre Verfassungsmäßigkeit überprüfen lassen. Die | |
| Länder wollen wissen, ob durch die von Lauterbach angestrebte Reform zu | |
| weit in die Kompetenz der Bundesländer hineinregiert wird. Lauterbach | |
| versicherte, dass er die Reform mit den Ländern durchbringen will. „Das | |
| wird im Miteinander gelöst“, sagte Lauterbach. | |
| Um grundlegende Reformen der Krankenhausversorgung anzugehen wurde eine | |
| Regierungskommission eingesetzt. Auch der Leiter dieses Gremiums, Tom | |
| Bschor, wies die Kritik aus den Ländern zurück. [3][„Von | |
| Krankenhausschließungen steht doch gar nichts in dem Papier“, sagte Bschor | |
| der wochentaz]. Der Psychiater leitet seit vergangenen Mai die | |
| Regierungskommission. | |
| ## Schließungen nicht beabsichtigt | |
| Ziel sei es, [4][dass kleinere Krankenhäuser sich künftig als sogenannte | |
| Level-1-Krankenhäuser auf die Grundversorgung konzentrierten] und | |
| kompliziertere Eingriffe in entsprechend ausgestatteten Krankenhäusern | |
| gebündelt werden. Dafür sollten die Grundversorger anders als bisher über | |
| hohe Vorhaltepauschalen finanziert werden. „Eine Schließung ist nicht | |
| beabsichtigt und auch nicht zwischen den Zeilen unserer Empfehlung | |
| versteckt“, bestätigte Bschor.Die Kritik des bayerischen | |
| Gesundheitsministers Klaus Holetschek (CSU), die Reform sei ein | |
| unzumutbarer Eingriff in die Krankenhausplanungskompetenz, wies Bschor | |
| zurück. „Die Krankenhausplanung ist und bleibt Ländersache, und wo in | |
| Bayern ein Level-1-, Level-2-, Level-3-Krankenhaus steht, entscheidet | |
| niemand anderes als das Land Bayern“, so der Kommissionsleiter. Dass die | |
| Finanzierung der Krankenhäuser aber künftig stärker von Kriterien abhängen | |
| soll, die der Bund bestimmt, sei richtig so. | |
| „Denn sowohl die Krankenhausfinanzierung als auch die Qualitätssicherung | |
| sind eben Bundeskompetenz.“ Wenn die Länder hier individuelle Ausnahmen | |
| formulierten, werde das teurer, ohne dass die Versorgung verbessert werde. | |
| Grundlegendes Ziel der Krankenhausreform sei es laut Bschor, die | |
| Bevölkerung anders als bisher ohne große Verschwendung gut zu versorgen. | |
| „Wir haben über 1.000 Kliniken, die Rückenoperationen machen, aber nur 330 | |
| für Kinderheilkunde. Und das ist nur ein Beispiel, wie schief das System | |
| ist“, so Bschor. | |
| Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) übte scharfe Kritik und | |
| warnte vor kurzfristigen Insolvenzen von Kliniken. „Aufgrund des | |
| Auseinanderklaffens der galoppierenden Inflation und der dahinter | |
| zurückbleibenden Erlösentwicklung schreiben die Krankenhäuser mittlerweile | |
| Monat für Monat 740 Millionen Euro Defizit“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß dem | |
| Redaktionsnetzwerk Deutschland. | |
| ## Sorge: Lauterbach tritt allen vors Schienbein | |
| Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, | |
| warf Lauterbach vor, die Länder mit der geplanten Krankenhausreform vor den | |
| Kopf zu stoßen. „Der Bundesgesundheitsminister tritt allen vors Schienbein, | |
| auch den Ländern. Er geht nicht kooperativ vor und wundert sich jetzt, dass | |
| die Länder sagen: 'So geht das nicht“, so Sorge im SWR. | |
| Die Krankenhausreform sei viel zu spät auf den Weg gebracht worden. Wer die | |
| Krankenhäuser reformieren wolle, der müsse sich auch mit denjenigen | |
| zusammensetzen, die das umsetzen sollen, also auch mit den Ländern, den | |
| Kliniken, den Ärztinnen und Ärzten, forderte der CDU-Politiker. Wenn die | |
| Reform am 1. Januar in Kraft treten solle, werde es „schon sehr, sehr | |
| knapp“. | |
| 13 Mar 2023 | |
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