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# taz.de -- Krieg in Syrien: Der Sturm vor der Ruhe
> Die USA und Russland haben eine Waffenruhe in Syrien vereinbart – ab
> Montagabend. Doch zuvor eskaliert der Krieg noch einmal.
Bild: Nach der russisch-amerikanischen Vereinbarung brachen in Aleppo heftige K…
Genf taz | Die nach über viermonatigen Verhandlungen am Wochenende erzielte
Vereinbarung zwischen den USA und Russland über eine Waffenruhe in Syrien
ist weltweit mit Erleichterung und Hoffnung aufgenommen worden. Am
Montagabend soll der Waffenstillstand in Kraft treten.
Wegen zahlreicher Unwägbarkeiten und ungelöster Detailfragen ist die
Skepsis allerdings groß, zumal die Konfliktparteien ihre Kriegshandlungen
am Wochenende [1][eskalieren ließen], um noch militärische Geländegewinne
zu erringen. In Aleppo kam es nur Stunden nach Bekanntgabe der
russisch-amerikanischen Vereinbarung zu heftigen Kämpfen zwischen syrischen
Regierungstruppen und Oppositionsmilizen mit mindestens 45 Toten. Die
schwersten Luftangriffe am Samstag ereigneten sich in der Stadt Idlib im
Nordwesten Syriens.
Aktivisten machten dafür russische Kampfjets verantwortlich. Sie hätten
einen Markt bombardiert und dabei mindestens 24 Menschen getötet, viele von
ihnen Zivilisten.
Syrische Staatsmedien wiederum berichteten, Rebellen hätten
Regierungsviertel in Aleppo beschossen und dabei mindestens einen Menschen
getötet. Zudem hätten Kämpfer des „Islamischen Staats“ Geschosse auf ein
Viertel in Dair as-Saur gefeuert und dabei neun Menschen getötet. Alle
diese Angaben waren nicht unabhängig überprüfbar. Bei einem türkischen
Luftangriff auf die grenznahe syrische Stadt Tel al-Haua wurden nach einem
Bericht des Fernsehsenders CNN Turk 20 IS-Kämpfer getötet.
## Fast 13-stündiger Gesprächsmarathon
Laut der russisch-amerikanischen Vereinbarung, die die Außenminister Sergey
Lawrow und John Kerry in der Nacht zum Samstag nach einem fast 13-stündigen
Gesprächsmarathon in Genf verkündeten, soll die Waffenruhe am Montag bei
Sonnenuntergang – mit Beginn des viertägigen islamischen Opferfestes – in
Kraft treten. Danach könnten die humanitären Organisationen der UNO mit der
Versorgung von über 600.000 notleidenden Menschen in Aleppo und anderen
umkämpften, belagerten oder schwer zugänglichen Städten und Regionen des
Landes beginnen.
Sollte die Waffenruhe mindestens sieben Tage halten, wollen die USA und
Russland ihre militärischen Angriffe gegen den „Islamischen Staat“ und den
syrischen Al-Qaida-Ableger Al-Nusra-Front koordinieren, die von Washington
und Moskau als Terrororganisationen eingestuft werden.
Die Vereinbarung zwischen Moskau und Washington umfasst fünf Dokumente, die
die Regierungen Putin und Obama allerdings nicht veröffentlichten. Auf
einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärten Lawrow und Kerry, die von
Russland unterstützte syrische Regierung sowie die von den USA
unterstützten Oppositionsmilizen hätten der Waffenruhe zugestimmt.
Entsprechende Erklärungen gaben die Regierung Assad und das
Oppositionsbündnis am Wochenende auch öffentlich ab, allerdings jeweils mit
der ausdrücklichen Bedingung, dass sich zunächst die andere Seite an die
Vereinbarungen halten müsse.
Lawrow und Kerry äußerten die Hoffnung, dass eine Umsetzung aller von ihnen
getroffenen Details zu einer Wiederaufnahme der UNO-Gespräche zwischen der
syrischen Regierung und dem Oppositionsbündnis über die politische Zukunft
des Landes führen werden. Die im Februar nach einer ersten Waffenruhe in
Syrien begonnenen Gespräche waren nach drei ergebnislos verlaufenden Runden
und dem Zusammenbruch der Waffenruhe im April ausgesetzt worden.
11 Sep 2016
## LINKS
[1] /Syrische-Staedte-Aleppo-und-Idlib/!5338455/
## AUTOREN
Andreas Zumach
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