| # taz.de -- Kontrollgremium der Geheimdienste: Hahn probiert’s noch mal | |
| > Das Kontrollgremium der Geheimdienste im Bundestag tagt derzeit ohne | |
| > Linke. Ihr gescheiterter Kandidat André Hahn will nun nochmals antreten. | |
| Bild: Vielleicht bald im zweiten Anlauf Teil des Kontrollgremiums der Geheimdie… | |
| BERLIN taz | Es war eine Überraschung. Als vor einer Woche im Bundestag die | |
| neuen Mitglieder des [1][Parlamentarischen Kontrollgremiums] gewählt | |
| wurden, das die Geheimdienste kontrolliert, fiel nicht nur der AfD-Kandidat | |
| durch – sondern auch der Linke [2][André Hahn]. Dabei war der 58-Jährige | |
| bereits seit acht Jahren Teil des Gremiums, zwischenzeitlich gar als | |
| Vorsitzender. Nun aber fehlten ihm 28 Stimmen. | |
| „Ich war selbst überrascht“, sagte Hahn der taz. „Ich hatte auch keine | |
| Signale aus anderen Fraktionen, dass es so eng werden könnte.“ Er hoffe | |
| aber, dass dies „nicht das letzte Wort war“. Hahn kündigte deshalb an, | |
| voraussichtlich am 7. April erneut für einen Sitz im Kontrollgremium zu | |
| kandidieren. | |
| Tatsächlich schafft die Nichtwahl des Linken derzeit ein deutliches | |
| Ungleichgewicht in dem eigentlich 13-köpfigen Gremium, wo in geheimen | |
| Sitzungen die Sicherheitsbehörden über extremistische Gefahren berichten. | |
| Denn nun ist aus der Opposition in der Runde nur die Union vertreten – und | |
| die Ampel-Fraktionen mit einer Zweidrittelmehrheit. Offenbar fehlten Hahn | |
| vor allem Stimmen der AfD, der Union und der FDP. | |
| ## Kein grundsätzliches Veto gegen Hahn | |
| Hört man sich aber gerade in den Ampel-Fraktionen um, ist kein offensives | |
| Veto gegen Hahn oder die Linke zu vernehmen. Vielmehr klingt die Nichtwahl | |
| nach einem Unfall. Am vergangenen Donnerstag hatten coronabedingt rund 100 | |
| Abgeordnete im Bundestag gefehlt. Darunter etliche aus der Linke-Fraktion | |
| und offenbar auch sonst einige, die Hahn gewählt hätten. | |
| Das sogenannte Pairingverfahren, wonach bei Abstinenzen aus | |
| Fairnessgründen für jeden abwesenden Abgeordneten der Opposition auch einer | |
| der Koalition (oder umgekehrt) einer Abstimmung fernbleibt, griff hier | |
| nicht. Denn die Mitglieder des Kontrollgremiums müssen jeweils mit | |
| absoluter Mehrheit im Bundestag gewählt werden, also von mehr als der | |
| Hälfte aller Abgeordneten. | |
| Für Hahns zweiten Antritt macht Jan Korte, Parlamentarischer | |
| Geschäftsführer der Linken, jedenfalls eine Ansage. Hahn gehöre seit vielen | |
| Jahren dem Kontrollgremium an und sei „ein kompetenter, über die | |
| Fraktionsgrenzen hinweg geschätzter Kollege“, betont er. „Ich gehe davon | |
| aus, dass er dieses Mal mit einer breiten Mehrheit rechnen kann.“ | |
| ## Grüne und SPD begrüßen Hahns Kandidatur | |
| Tatsächlich hat Hahn gute Chancen, dass sein zweiter Anlauf klappt. Aus den | |
| demokratischen Fraktionen gibt es dazu positive Signale, einige bereits | |
| gewählte Mitglieder des Gremiums wollten in ihren Fraktionen für ihn | |
| werben. „Ich begrüße eine erneute Kandidatur von André Hahn und fände es | |
| gut, wenn die Linke mit ihm im Gremium vertreten wäre“, sagte der | |
| Gremiumsvorsitzende Konstantin von Notz (Grüne) der taz. | |
| Auch SPD-Mann Uli Grötsch betonte, dass er mit Hahn seit Jahren „sehr | |
| kollegial“ zusammenarbeite. Seinen erneuten Antritt finde er gut. „Meine | |
| Stimme wäre ihm sicher.“ Aus der Union meldete sich Roderich Kiesewetter, | |
| aktuell zum Stellvertreter gewählt, er „hoffe, bald auch wieder mit André | |
| Hahn in diesem kollegialen Gremium“ zu sitzen. | |
| Streit gab es zuletzt noch über den Vorsitz des Gremiums – weshalb sich die | |
| Einsetzung um Monate verzögerte. Sowohl Grüne als auch SPD | |
| [3][beanspruchten den Vorsitz für sich]. Als Kompromiss hat diesen nun in | |
| den ersten zwei Jahren der Grüne von Notz inne, danach übernimmt SPD-Mann | |
| Grötsch. | |
| ## AfD bleibt weiter draußen | |
| Weiter außen vor bleibt in dem Gremium dagegen die AfD. Ihr Kandidat | |
| [4][Joachim Wundrak], ein früherer Generalleutnant der Bundeswehr, war mit | |
| nur 90 der nötigen 369 Stimmen krachend gescheitert. Im vorherigen Gremium | |
| hatte die Partei noch einen Vertreter. Spätestens seitdem der | |
| Verfassungsschutz die AfD Anfang März aber [5][bundesweit als | |
| rechtsextremen Verdachtsfall einstufte], gibt es im Bundestag geballten | |
| Widerstand gegen die Partei. Umso mehr, da im Kontrollgremium auch der | |
| Verfassungsschutz über rechtsextreme Gefahren informiert – und damit nun | |
| potenziell auch über die AfD. | |
| 31 Mar 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Ausschuesse-im-Bundestag/!5824993 | |
| [2] /Linken-Abgeordneter-aus-Sachsen/!5082209 | |
| [3] /Ausschuesse-im-Bundestag/!5824993 | |
| [4] /Ausschuesse-im-Bundestag/!5824993 | |
| [5] /AfD-nach-Urteil-zu-Einstufung/!5836659 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
| ## TAGS | |
| André Hahn | |
| Parlamentarisches Kontrollgremium | |
| Bundestag | |
| Ampel-Koalition | |
| Die Linke | |
| GNS | |
| Bundestag | |
| Ampel-Koalition | |
| Parlamentarisches Kontrollgremium | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| Schwerpunkt AfD | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kontrolle der Geheimdienste: Linke wollen Sitz einklagen | |
| Zehn Jahre saß André Hahn im Kontrollgremium der Geheimdienste. Weil die | |
| Linke keine Fraktion mehr ist, verlor er den Sitz. Jetzt klagt er. | |
| Uli Grötsch: Jetzt kommt der Polizeibeauftragte | |
| Jahrelang wurde ein unabhängiger Polizeibeauftragter im Bund gefordert, nun | |
| führt ihn die Ampel ein. Der SPD-Mann und Ex-Fahnder Uli Grötsch wird's. | |
| Parlamentarisches Kontrollgremium: Linke darf doch kontrollieren | |
| Im zweiten Anlauf ist der Linksparteiler André Hahn ins Parlamentarische | |
| Kontrollgremium gewählt worden. Er erhielt eine klare Bundestagsmehrheit. | |
| Verhandlung des Verfassungsgerichts: Regierung mauert bei Geheimdiensten | |
| Ein FDP-Abgeordneter klagt auf mehr Auskunft zu Auslandseinsätzen von | |
| Verfassungsschützern. Die Regierung geht nun selbst in die Offensive. | |
| Ausschüsse im Bundestag: AfD bleibt im Abseits | |
| Diese Woche werden wohl wieder AfDler bei Wahlen im Bundestag durchfallen. | |
| SPD und Grüne streiten derweil um Vorsitz in Geheimdienstkontrollgremium. | |
| Die AfD im Bundestag: Erfreulicher Bedeutungsverlust | |
| Es ist ein Unterschied, ob eine Partei demokratisch gewählt wurde oder ob | |
| sie wirklich demokratisch ist. Deshalb ist die Ausgrenzung der AfD richtig. |