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# taz.de -- Klimaprotest legt Autos lahm: Die Luft ist raus
> In mehreren deutschen Großstädten haben Aktivist:innen an den
> Ventilen von SUV-Reifen gedreht. Sie haben sich bislang nur anonym dazu
> bekannt.
Bild: Größenvergleich im Parkraum
Berlin taz | Es war eine echte Überraschung am Nikolausmorgen, auf die die
Bedachten wahrscheinlich gern verzichtet hätten: Mehrere Münchener
SUV-Besitzer:innen fanden ihr Auto am 6. Dezember nicht fahrbereit vor. Die
Luft war aus den Reifen gelassen, wie die Polizei der taz bestätigte.
Auf dem Online-Portal Indymedia erschien ein [1][Bekennerschreiben]. Die
anonymen Autor:innen gaben an, die SUVs aus politischen Gründen temporär
aus dem Verkehr gezogen zu haben. Sie würden die „überproportional hohe
Umweltzerstörung und Klimaerhitzung durch Reiche“ anprangern. Ihre Aktion
nennen sie „Krampus“.
Der Krampus ist im Adventsbrauchtum eine Schreckgestalt, die den heiligen
Nikolaus begleitet. Während der die braven Kinder beschenkt, bestraft der
Krampus der Erzählung nach den unartigen Rest.
„Was wie ein Jugendstreich eines echten Halodri klingt, ist der
ernstgemeinte Auftakt einer Reihe solcher Missetaten, die nach Nachahmung
schreien“, warnten die Ventildreher:innen. Tatsächlich mehren sich solche
Vorfälle seither. Immer sind mehrere SUV betroffen und immer taucht im
Nachgang ein ähnlich lautendes Bekennerschreiben auf Indymedia auf.
## Verkehrswende kommt nicht voran
Zuletzt kam es in Berlin dazu, und zwar in der Nacht zum Silvestermorgen.
Man wisse von zehn Fahrzeugen, die von der „Sachbeschädigung mit
politischem Hintergrund“ betroffen seien, sagte eine Polizeisprecherin der
taz.
Zerschlitzt wurden die Reifen allerdings demnach erneut nicht, nur die Luft
wurde abgelassen. Ob das überhaupt als Sachbeschädigung gilt, war unter
Jurist:innen [2][bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit] umstritten.
Schließlich sind die Fahrzeuge durch die Aktion nicht kaputt, auch wenn sie
temporär nicht funktionieren.
„Für die betroffenen SUV-Fahrer:innen bedeutet die Ermahnung einen
überschaubaren Verlust an Zeit und Geld für die Abschleppung und ein
ÖPNV-Ticket“, schreiben die anonymen Aktivist:innen dazu. „Für die
Menschen in MAPA bedeutet eine Reduktion von Luxusgütern wie SUVs, Jachten
oder Privatjets eine größere Chance zu überleben.“
MAPA steht kurz für „most affected people and areas“, also die am stärkst…
von der Klimakrise betroffenen Menschen und Regionen auf der Welt. Der
klimapolitische Nutzen der Aktionen dürfte sich eher im symbolischen
Bereich befinden. Wie umfangreich die Aktionen genau sind, ist allerdings
nicht bekannt.
In Berlin beispielsweise ist [3][auf Indymedia] von 25 Fahrzeugen die Rede,
nicht nur von zehn – gut möglich, dass einige der Fahrzeughalter:innen
den Schaden einfach noch nicht entdeckt haben. Weitere „Krampus“-Aktionen
gab es im Dezember [4][in Leipzig] und [5][Dortmund].
Das Verkehrswesen gilt beim Klimaschutz in Deutschland als besonderes
Sorgenkind. Abgesehen vom Coronajahr 2020, in dem die meisten Menschen kaum
unterwegs waren, wollen die Emissionen nicht sinken. Das liegt auch daran,
dass Autos größer und schwerer werden.
4 Jan 2022
## LINKS
[1] https://de.indymedia.org/node/162321
[2] /Luftschlag/!5194263
[3] https://de.indymedia.org/node/166585
[4] https://www.polizei.sachsen.de/de/MI_2021_85806.htm
[5] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/5111239
## AUTOREN
Susanne Schwarz
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Verkehrswende
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