| # taz.de -- Klimapolitik nach der Bundestagswahl: Klimaschützerinnen besorgt �… | |
| > Bei einer schwarz-roten Koalition drohen Rückschritte, fürchten Ökonomin | |
| > Claudia Kemfert und Aktivistin Carla Reemtsma. Unvermeidlich sei das | |
| > nicht. | |
| Bild: Die CDU will unter anderem das europaweite Verbrenner-Aus 2035 kippen | |
| Berlin taz | Die Bundestagswahl besiegelt das Ende der klimafreundlichsten | |
| Regierung, die Deutschland bisher hatte. Unter der Ampel wurde | |
| beispielsweise der Ausbau der erneuerbaren Energien stark vorangetrieben, | |
| [1][sodass Deutschland 2024 sein Klimaziel erreichte]. Kaum Fortschritte | |
| gab es bei den Emissionen im Gebäude- und Verkehrssektor, die seit Jahren | |
| unverändert hoch bleiben. | |
| Was sie sich von einer neuen Regierung – sehr wahrscheinlich aus CDU und | |
| SPD – erhofft, sagte Carla Reemtsma, Sprecherin der Klimabewegung Fridays | |
| for Future, am Montag der taz. „Die Union muss jetzt Verantwortung | |
| übernehmen und beim Klimaschutz Ernst machen, anstatt mit Klimazerstörung | |
| zu kokettieren“, so die Aktivistin. | |
| Der Wahlkampf der Union [2][sei ignorant gewesen], die Strategie, | |
| AfD-Positionen wie die Ablehnung von Windkraft zu übernehmen, gescheitert. | |
| „Es ist wichtig, dass die nächste Regierung das Klimaziel nicht | |
| abschwächt“, sagte Energieökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut | |
| für Wirtschaftsforschung (DIW) der taz. | |
| „Das Tempo des Erneuerbaren-Ausbaus darf nicht abgewürgt, sondern muss | |
| beschleunigt werden, das Gebäudeenergiegesetz sollte bleiben und um eine | |
| bessere soziale Staffelung der Förderung ergänzt werden.“ Darüber hinaus | |
| müsse die E-Mobilität vergünstigt werden. | |
| Von Klimaschutz würde auch die Wirtschaft profitieren, meint die Ökonomin: | |
| „Unternehmen wollen Planbarkeit, darauf sollte man sich besinnen.“ Von | |
| einem schnellen Ausbau der Erneuerbaren profitiere aufgrund der sinkenden | |
| Strompreise auch die Industrie. Überdies würden hohe Strafzahlungen fällig, | |
| wenn Deutschland die EU-Klimaziele in den Sektoren Gebäude und Verkehr | |
| verfehlt. | |
| Die Union hatte in ihrem Wahlprogramm angekündigt, das von der Ampel | |
| reformierte Gebäudeenergiegesetz abzuschaffen. Was dann mit der Förderung | |
| für Wärmepumpen passieren würde, ist unklar. | |
| Auch das europäische Verbrennerverbot ab 2035 will die Union kippen. | |
| Vize-Fraktionsvorsitzende Dorothee Bär hatte im Wahlkampf zudem [3][das | |
| deutsche Ziel der Klimaneutralität 2045 in Zweifel gezogen]. | |
| Carla Reemtsma sieht die kommende Regierung vor drei großen Aufgaben in der | |
| Klimapolitik. Sie müsse den Ausbau der Erneuerbaren weiter vorantreiben und | |
| einen klaren Plan zum Gas-Ausstieg formulieren – das sei auch | |
| sicherheitspolitisch geboten, da die USA kein verlässlicher Partner seien. | |
| Aus den Vereinigten Staaten bezieht Deutschland einen Großteil seines | |
| Flüssiggases. | |
| Außerdem stellt sich auch für Reemtsma die Frage nach der sozialen | |
| Ausgestaltung der Transformation: „Die Regierung darf nicht weiter soziale | |
| Spaltung durch Klimaschutz provozieren.“ Stattdessen brauche es eine | |
| Garantie für bezahlbares Heizen und Mobilität. | |
| Die dritte Aufgabe ist Reemtsma zufolge, die Finanzierung der | |
| Transformation und der Folgen der Erderhitzung zu klären: „Das heißt eine | |
| Abkehr von der Schuldenbremse und von fossilen Subventionen, Besteuerung | |
| von fossilen Unternehmen und Superreichen.“ | |
| Wie stark die Klimapolitik der nächsten Bundesregierung wird, hänge sehr | |
| davon ab, „wie sehr die SPD ihre Position beim Klimaschutz durchsetzen | |
| kann“, sagte Ökonomin Kemfert. | |
| So sieht das auch Reemtsma: Die SPD habe ein viel klareres Konzept für | |
| sozialen Klimaschutz. In Koalitionsverhandlungen müsse sie rote Linien | |
| ziehen, um Rückschritte in der Klimapolitik zu verhindern. „Es wäre denkbar | |
| ungünstig, wenn sich die CDU durchsetzt“, sagte DIW-Ökonomin Kemfert. | |
| Die klimapolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Nina Scheer, sagte am | |
| Montag, die SPD könne nicht als „Steigbügelhalter für eine Koalition | |
| herhalten, deren Inhalte schwarz-blau sind“. Wenn CDU-Chef Merz im | |
| Wahlkampf Windkraftanlagen als hässlich bezeichne oder die unbegründete | |
| Hoffnung auf Atomfusionsreaktoren nähre, sei das eine solche schwarz-blaue | |
| Klimapolitik. | |
| Die geringen Stimmanteile für klimarealistische Parteien sagten derweil | |
| nichts über die grundsätzliche Einstellung der Bevölkerung zum Klimaschutz | |
| aus, meint Aktivistin Reemtsma. „Klimaschutz konnte im Wahlkampf nicht | |
| gewählt werden, weil er nur eine ganz geringe Rolle gespielt hat“, sagte | |
| sie. | |
| Umfragen zeigten immer wieder, dass den Deutschen Klimaschutz | |
| parteiübergreifend wichtig ist: „Sogar unter Unionswähler*innen will | |
| die Hälfte mehr Klimaschutz.“ | |
| 24 Feb 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jonas Waack | |
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