# taz.de -- Kinostart „Renegades – Mission of Honor“: Die Vorzüge des M�… | |
> Der Actionfilm „Renegades“ von Steven Quale folgt einer Mission von | |
> Navy-Seals in Exjugoslawien. Subtilität sollte nicht erwartet werden. | |
Bild: Nazi-Gold holen, was sonst? Die Navy-Seals kurz vor ihrem Schatzsuche-Tau… | |
Dass es gegenwärtig zu viel Superhelden-Filme gibt, darüber herrscht | |
weitgehend Einigkeit, erstaunlicherweise sogar unter den Fans des Genres | |
selbst. Denn so unterhaltsam man sie finden kann, den [1][Ameisen- und | |
Spinnen-, den Super- und Fledermaus-Mann] (um hier betont locker Kenntnis | |
beider konkurrierender Universen zu markieren) – das jeweilige Spektakel | |
tendiert doch stark zur Wiederholung. | |
Dabei fällt es immer schwerer zu benennen, was eigentlich verdrängt wird. | |
Die klassische Liebeskomödie beziehungsweise RomCom gehört zu den Opfern. | |
Aber genauso jene Art von Jungs- und Männerkino, das unironische, | |
geradlinige Action bietet und zu dem man nicht zuletzt deshalb am liebsten | |
„Streifen“ sagen möchte, obwohl das dem Cineasten verboten ist. | |
Gemeint sind Filme mit „Stunts“ statt CGI-Schnickschnack und mit Männern, | |
die auch ohne Superkraft wissen, was zu tun ist. Filme wie Steven Quales | |
„Renegades – Mission of Honor“ eben, auf dessen Plakat entschlossen | |
blickende Kerle schwere Geschütze gen Zuschauer halten und der damit schon | |
signalisiert, dass man keine Popkultur studiert haben muss und dass kein | |
Extra-Nerd-Wissen erforderlich ist, um die Handlung zu begreifen. Und aus | |
dessen vermeintlichem „Star-Ensemble“ einzig das Gesicht von J. K. Simmons | |
herausragt. | |
Andererseits muss man einen Film wie „Renegades“ erst gucken, um zu | |
erkennen, dass man das Genre irgendwie vermissen könnte. Der Name des | |
Regisseurs Steven Quale ist noch keine Marke, lautet der prominenteste | |
Titel seiner Filmografie bislang „Final Destination 5“. Aber Luc Besson als | |
Produzent und Koautor steigert die Erwartungen schon ein wenig. Zwar | |
scheiterte sein letztjähriger Versuch, mit „Valerian – Die Stadt der | |
tausend Planeten“ ein „Space Adventure“-Franchise zu starten, aber mit der | |
Liam-Neeson-Action-Reihe „Taken“ und den Jason-Statham-„Transporter“-Fi… | |
hält Luc Besson (neben seinen vielen anderen Projekten) bereits länger | |
schon die Stellung im Men-with-Guns-Genre. | |
## Berüchtigtes Nazi-Gold | |
Der zweite Koautor des Drehbuchs zu „Renegades“, Richard Wenk, ist gar ein | |
Spezialist besagten Männerkinos: auf seiner Liste stehen Titel wie | |
„Expendables 2“, „The Mechanic“, „The Equalizer“ und „Jack Reache… | |
wenig zu sehr über einen Kamm zu scheren: Im Gegensatz zu den Superhelden | |
und anderen von „Intellectual Properties“ gespeisten Blockbustern besteht | |
hier das Zielpublikum nicht aus vordressierten Fans, die reflexhaft Tickets | |
kaufen, sondern aus Filmliebhabern, die einem bestimmten Kinogefühl | |
nachhängen. | |
Jenem John-Wayne-Westerngefühl, in dem Männer nicht komplexer erscheinen | |
müssen als ihre Einzeiler und trotzdem Helden sind: „Ich wusste nicht, dass | |
du einen Panzer fahren kannst!“ – „Es ist mein erstes Mal!“ Natürlich | |
verwendet auch „Renegades“ Versatzstücke aus der großen Erzählfabrik. Hi… | |
ist es einmal mehr [2][das berüchtigte Nazi-Gold], das barrenweise in der | |
Vor-Titel-Szene in ein kleines jugoslawisches Städtchen verschleppt wird. | |
Während proper gekleidete Nazis noch bellende Befehle geben, sammeln sich | |
im erhöhten Waldstück in der Nähe bärtige Partisanen um eine Zündmaschine. | |
Bald wird das Wasser eines gesprengten Staudamms Nazis und Gold | |
gleichermaßen beerdigen… | |
Nach der Titelsequenz verlagert sich die Handlung ins Sarajevo des Jahres | |
1995. Ein Trupp von Navy-Seals erledigt seinen Auftrag, einen offenbar | |
Karadžić ähnlichen General zu „extrahieren“, mit jener markigen, flotten | |
Coolness, die auch den politisch Korrekten mitreißt. Obwohl sie klar | |
Kriegshandlungen begehen und jede Mengen Serben in Uniform dahinmetzeln, | |
hagelt es am Ende der Mission nur Ermahnungen. | |
## Bechdel-Test? Nie gehört | |
Die fallen zwar, vorgetragen von J. K. Simmons, ausgesucht grob und heftig | |
aus, aber am Ende seiner Strafpredigt überlässt er ihnen mehrere Flaschen | |
feinsten Whiskeys. Eine Geste, die man mangels Subtilität gerade nicht als | |
„Augenzwinkern“ beschreiben kann. | |
Denn das wäre ein großes Missverständnis, in einem Film wie „Renegades“ … | |
Subtilität zu warten. Um es mit der Brechstange des Adorno-Verweises | |
auszudrücken: Wie der He-Man bei Wein- und Zigarrengenuss muss man als | |
Zuschauer hier schon diverse Empfindlichkeiten unterdrücken, um auf die | |
kräftigen Reize dieses Films anzusprechen. Man sollte nicht über | |
Geschichtsklitterungen ins Zucken geraten, am besten [3][noch nie vom | |
Bechdel-Test gehört haben] und den hanebüchenen Plan zur Hebung des | |
Goldschatzes einzig an dem starren Blick messen, den er bei dem von Clemens | |
Schick verkörperten Bösewicht auslöst. | |
Dann allerdings lässt sich hier einiges an Unterhaltung finden, in der | |
Geradlinigkeit des Plots zum Beispiel und der Tatsache, dass keine | |
Bedeutsamkeit über die eigene Laufzeit hinaus behauptet wird. Auch dass die | |
Figuren so angelegt sind, dass man nicht unbedingt weiter Zeit mit ihnen | |
verbringen muss, wirkt entspannend. Ohne Spoilerwarnung kann man verraten, | |
dass hier mal kein „cinematic universe“ entsteht. Allenfalls wird es ein | |
Sequel geben, dann mit dem Schatz der Inkas oder so. | |
27 Jun 2018 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Schweizerhof | |
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