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# taz.de -- KKR will bei Springer einsteigen: Das frische Geld
> Was geht bei Axel Springer? Der Konzern will sich von einem US-Investor
> von der Börse wegkaufen lassen. Was passiert dann mit „Bild“ und „Welt…
Bild: Das Geschäft mit den gedruckten Zeitungen ist verlustreich, weil Abos un…
Berlin taz | Der Konzern Axel Springer ist mit einem US-amerikanischen
Investor im Gespräch, der das Medienhaus von der Börse freikaufen soll. Die
Nachricht ließ den Springer-Aktienkurs kurz vor dem langen Wochenende noch
mal ordentlich zulegen. Klar, wenn in Aussicht steht, dass jemand
ordentlich Geld für Anteile auszugeben gedenkt, dann versuchen viele daran
noch mitzuverdienen. Aber warum will sich das Berliner Unternehmen von der
New Yorker Gesellschaft KKR (lang: Kohlberg Kravis Roberts & Co.) aufkaufen
lassen? Und was bedeutet das für die Aufregertitel Bild und Welt?
KKR ist das, was man in den 2000ern oft „Heuschrecke“ genannt hat. Ein
Konzern, der sich Anteile an strauchelnden Firmen kauft und durch
aggressive Sanierung ihren Wert steigert, bevor sie wieder abgestoßen
werden. Neutraler kann man Investor sagen. KKR hat zuletzt bereits die
deutschen Medienunternehmen Tele München Gruppe und Universum Film
übernommen. Die Tele München Gruppe betreibt den Sender Tele5 und hält
Anteile an RTL2, Universum ist ein deutscher Filmverleih. Außerdem
investiert KKR in den Ausbau des Glasfasernetzes und steht hinter der
Gesellschaft für Konsumforschung, die die deutschen TV-Einschaltquoten
erhebt.
Bislang gehört die Aktiengesellschaft Axel Springer SE zu 42,6 Prozent der
Witwe des Gründers, Friede Springer. Konzernchef Mathias Döpfner hält 2,8
Prozent, die aus einer Schenkung Friede Springers stammen. Die Anteile der
beiden stehen jedoch offenbar nicht zum Verkauf. Nach dem, was Springer
bisher bekanntgeben hat, soll KKR ein Angebot für den Aufkauf der übrigen
Anteile machen. Ob sich KKR dadurch einen Mehrheitsanteil holen soll ist
unklar, weil knapp 10 Prozent noch bei den Enkel*innen Axel Springers
liegen. Über deren Verkaufsabsichten ist nichts bekannt.
Entscheidender wäre wohl, dass KKR den Springer-Konzern von der Börse
wegkaufen könnte. Im Moment ist die Axel Springer SE als Aktiengesellschaft
von der Stimmung der Anleger*innen abhängig. Und die war zuletzt schlecht,
seit Anfang 2018 ist der Kurs der Aktie beständig um etwa ein Drittel
gefallen. Die Entwicklungen auf dem Medienmarkt sind unsicher. Auch wenn
die Gewinne zuletzt stiegen, ist eine stabile Rendite unwahrscheinlich.
## Berühmt und berüchtigt
Beim Geschäftsbericht Ende März sank der Aktienkurs um 3 Prozent, als
Vorstandschef Döpfner ankündigte, man wolle „2019 in Wachstum investieren,
um eine langfristige Wertsteigerung zu sichern.“ Der Konzern weigerte sich,
seinen Rekordgewinn von 2018 als üppige Dividende auszuschütten, sondern
will reinvestieren. Dieses vorausschauende unternehmerische Agieren kommt
bei kurzfristig gewinnorientierten Aktionär*innen weniger gut an. Und bei
einem Unternehmen im Wert von über 5 Milliarden Euro bedeuten 3 Prozent
Kursschwankung gleich einen dreistelligen Millionenbetrag.
Springer aber will vorankommen und international als Medienunternehmen
neben den anderen Großen wie Amazon bestehen können. Längst ist der Konzern
mehr als Bild und Welt am Kiosk, Springer investiert in digitale
Kleinanzeigenportale wie Immowelt und Stepstone und in digitale
Fachmagazine wie finanzen.net. Auch die europäische Ausgabe von Politico
wird von Beginn an von Springer mitgetragen. Langfristig will der Konzern
in allen digitalen Sparten wettbewerbsfähig bleiben: im Bereich Plattformen
mit Ebay, beim Fernsehen mit Netflix und Amazon – und beim digitalen
Textcontent mit Google, [1][gegen das Döpfner seit Jahren einen erbitterten
Krieg um den Wert einzelner Textschnipsel im Netz führt.]
Und was wird bei alledem aus den Titeln, für die Springer berühmt und
berüchtigt ist? Während die Zusammenarbeit mit KKR den Kapitalgrundstock
des Unternehmens stabilisieren wird, dürfte der Investor im Gegenzug
verlangen, dass Sparten mit wenig Gewinnaussichten gekürzt oder beendet
werden. Das Geschäft mit den gedruckten Zeitungen ist verlustreich, weil
Abonnements und Kioskkäufe zurückgehen und ebenso die Preise von Anzeigen.
Schon im Frühjahr hatte der Konzern angekündigt, die Auflage der
werktäglichen gedruckten Welt zurückzufahren. Nun könnte es schon viel
schneller dazu kommen, dass dieses Produkt eingestellt wird. Es wäre die
erste der großen deutschen Tageszeitungen, die diesen Weg geht.
3 Jun 2019
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## AUTOREN
Peter Weissenburger
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