# taz.de -- Umbau im Springer-Verlag: „Welt“ im Wandel | |
> Nach dem Einstieg des Finanzinvestors KKR sollen bei Springer Jobs | |
> gestrichen werden. Vorstandschef Döpfner stellt sich den Fragen der | |
> Betriebsräte. | |
Bild: Wie lange wird es den Newsroom der „Welt“-Redaktion noch geben? | |
BERLIN taz | In der Axel-Springer-Straße in Berlin-Kreuzberg ist mal wieder | |
dicke Luft. Die Betriebsrätekonferenz von Axel Springer tagt. Und dürfte | |
versuchen, sich einen Reim auf das zu machen, was die neue | |
Konzerndreifaltigkeit tags zuvor [1][per großem Interview in der | |
Süddeutschen Zeitung (SZ)] kundgetan hat: „Wachstum, neue Märkte und | |
Projekte“ hatte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner im gemeinsamen | |
Interview mit Verlegerwitwe Friede und KKR-Europachef Johannes Huth | |
angekündigt. Begleitet von einem „großen Schnitt“ – also Personalabbau … | |
allem in den klassischen Konzernbereichen. | |
Mit dem n[2][euen Partner KKR will der Springer-Verlag] vor allem im | |
digitalen Anzeigen- und Handelsvermittlungsgeschäft wachsen. KKR hat | |
bislang rund 43 Prozent der Springer-Anteile zur Übernahme angeboten | |
bekommen. Wenn die Transaktion, der die Kartellbehörden noch zustimmen | |
müssen, Ende 2019 oder Anfang 2020 über die Bühne ist, [3][dürfte Springer | |
nach 35 Jahren von der Börse verschwinden]. Dann lenken KKR, Friede | |
Springer – mit 42,6 Anteilsprozenten mit KKR mehr oder weniger gleichauf – | |
und Vorstandschef Döpfner (2,8 Prozent) den Laden. | |
Durch die finanzstarke KKR wird Springer unabhängiger von den üblichen | |
Finanzmärkten. Aber dafür deutlich abhängiger von einem Investor werden, | |
der im Medienbereich schon die eine Hälfte des deutschen Privatfernsehens | |
extrem auf Profit getrimmt hat: KKR war von 2006 bis 2014 Mehrheitseigner | |
der ProSiebenSat.1 Media AG, verordnete die Zusammenlegung aller Sender in | |
München, den Verkauf von N24 und half dem Konzern massiv Schulden aus | |
anderen Zukäufen über. | |
Die Logik ist dabei immer gleich: Finanzinvestoren engagieren sich bei nach | |
ihrer Sicht ausbaufähigen Unternehmen – auch wenn das für diese oft | |
Stellenabbau bedeutet. Durch Umbau und Zukäufe soll der Wert gesteigert | |
werden. Und damit auch der Gewinn, den KKR macht, wenn man in ein paar | |
Jahren wieder aussteigt. | |
## Keine Panik bei der „Welt“ | |
Bei Springer kann sich KKR laut Huth vorstellen, „bis zu einem Jahrzehnt | |
investiert zu bleiben“, was zumindest gegen ganz kurzfristige | |
Renditeerwartungen spricht. Die sähen aktuell auch nicht mehr so üppig aus: | |
Der Bereich News Media, zu dem Bild, Welt und andere digitale | |
Medienangebote bei Springer gehören, war im ersten Halbjahr 2019 um rund 6 | |
Prozent im Minus. Der Umsatz in Deutschland reduzierte sich sogar um 8 | |
Prozent auf rund 480 Millionen Euro – denn hier bricht das Geschäft mit der | |
gedruckten Welt und Bild weiter ein. | |
Bevor bei der Welt jetzt Panik ausbricht: Sie scheint zumindest vorerst | |
gesichert. Zwar sei „eine unbedingte Bestandsgarantie für die Welt (…) ein | |
Mythos“, so Döpfner in der SZ: Doch „auch wenn sie nicht zur Steigerung der | |
Durchschnittsrendite beiträgt, ist sie ein essenzieller Teil von Axel | |
Springer“. Und „Online hat als intellektuelles Leitmedium großes | |
Wachstumspotenzial“. Damit ist der und die Konzern-Friede vermutlich | |
zunächst mal beruhigt. | |
Bei der Bild-Gruppe dürfte es dagegen ungemütlicher werden: Hier sollen | |
Bild und Bild am Sonntag näher zusammenrücken und vor allem bei den | |
Häuptlingen gespart werden. Generell gelte aber, wo strukturell | |
Umsatzrückgang herrscht, müsse man restrukturieren und Arbeitsplätze | |
abbauen. Der Anspruch ist dabei nicht von Pappe: „Wir wollen als | |
Digitalkonzern eine weltweite Marktführerrolle erlangen“, so Döpfner. | |
Dafür ist Friede Springer auch bereit, ihre bislang vehement verteidigte | |
Rolle als Gralshüterin bei Springer aufzugeben. Auf die Frage der SZ, ob | |
sie sich beim KKR-Deal gefragt habe, was Axel Springer selbst getan hätte, | |
lautet die Antwort: „Nein, das ist zu lang her. Mein Mann ist vor 34 Jahren | |
gestorben. Und ich bin selbst mit der Zeit gegangen.“ – Und mit Mathias | |
Döpfner. | |
17 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.sueddeutsche.de/medien/springer-journalismus-doepfner-verlag-kk… | |
[2] /KKR-Springer-Partnerschaft/!5616733 | |
[3] /KKR-will-bei-Springer-einsteigen/!5599801 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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