# taz.de -- Hohe Umsätze im Einzelhandel: Coronapolitik hat funktioniert | |
> Es klingt erstaunlich: In der Coronakrise ist der Umsatz im Einzelhandel | |
> gestiegen. An der zeitweisen Senkung der Mehrwertsteuer lag das jedoch | |
> nicht. | |
Bild: Volle Einkaufsstraßen in der Essener Innenstadt, Anfang Dezember 2020 | |
Es wirkt widersprüchlich: Die deutsche Wirtschaft wird von der Coronakrise | |
gebeutelt – aber der Einzelhandel brummt. [1][Um satte 5,3 Prozent nahm der | |
Umsatz 2020 zu,] wie das Statistische Bundesamt am Dienstag schätzte. | |
Derartige Zuwächse gab es zuletzt 1994. | |
Mitten in der Krise wird geprasst. Das erscheint seltsam, ist aber schnell | |
erklärt: Es war bekanntlich schwierig, im vergangenen Jahr ins Ausland zu | |
reisen. Also blieben die verhinderten Ferntouristen in Deutschland – und | |
gaben ihr Geld hier aus. Essen muss man schließlich immer. | |
Auch der Blick aufs eigene Heim veränderte sich, weil zeitweise mehr als 14 | |
Millionen Angestellte im Homeoffice saßen. Da fiel schnell auf, dass das | |
Sofa etwas beult oder der Küchentisch leicht angekratzt ist. Für | |
Möbelverkäufer war 2020 ein Ausflug ins Paradies. | |
Die Optik täuscht also. Regelmäßig wird geklagt, dass die Innenstädte | |
veröden und Geschäfte schließen müssten. Doch der Handel bricht nicht ein �… | |
er verlagert sich. Vor allem Online profitiert, aber auch vielen | |
Spezialanbietern geht es gut. [2][Kleider und Schuhe wurden aber zu | |
Ladenhütern – was vor allem die Modegeschäfte in den Stadtzentren traf]. | |
Prompt wird gefordert, für diese Läden ein Hilfsprogramm aufzulegen. | |
Der Staat kann sich ruhig großzügig zeigen, dennoch dürften nicht alle | |
Läden in den Innenstädten zu retten sein. Corona verstärkt einen Trend, den | |
es schon vorher gab: Zunehmend wird im Internet bestellt. Das kann man doof | |
finden. Aber es ist keine „Krise“, sondern normaler Strukturwandel. | |
Der Boom im Einzelhandel zeigt, wie gut die Coronapolitik funktioniert hat: | |
Die Deutschen konnten nur so munter einkaufen, weil fast alle über ein | |
sicheres Einkommen verfügten. Überflüssig war einzig, die Mehrwertsteuer | |
vorübergehend zu senken. Dies hat zwanzig Milliarden Euro gekostet, den | |
Konsum aber nicht weiter angeheizt – denn die Kauflaune der Deutschen war | |
schon maximal. | |
5 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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im Prinzip richtig. Lebenswerte Innenstädte brauchen aber mehr als Konsum. |