| # taz.de -- Hilfen für den Einzelhandel: Nur Digitalisierung reicht nicht | |
| > Die Idee von Wirtschaftsminister Altmaier, den Einzelhandel zu stützen, | |
| > ist im Prinzip richtig. Lebenswerte Innenstädte brauchen aber mehr als | |
| > Konsum. | |
| Bild: Innenstädte bestehen nicht nur aus Orten des Konsums – und sollten es … | |
| Lockdown, Läden zu, aber dem Kind sind die Winterschuhe zu klein. Klar, die | |
| Lösung muss nicht AmazonEbayZalando heißen. Aber [1][dem kleinen | |
| Schuhhändler um die Ecke], der keinen Online-Shop hat, ist es egal, ob ihm | |
| der Umsatz verloren geht, weil die Kund:innen online bei einem US-Konzern | |
| kaufen oder bei einer großen deutschen Schuhkette. [2][Wirtschaftsminister | |
| Peter Altmaier (CDU)] nähert sich dem Problem nun und hat angekündigt zu | |
| klären, ob sich hier nicht in Sachen Digitalisierung helfen ließe. Für den | |
| kleinen Schuhhändler als pars pro toto gewissermaßen. | |
| Das ist grundsätzlich eine richtige Idee. Denn es ist keineswegs so, dass | |
| von den Einzelhändlern, die ausschließlich stationär verkaufen, allesamt | |
| freiwillig auf einen Online-Shop verzichten. Viele scheuen vor allem die | |
| dafür nötigen Investitionen. Ein digitales Warenwirtschaftssystem | |
| beispielsweise, an das auch die Kasse im Laden angebunden sein muss, | |
| braucht eine Logistik für Verpackung und Versand und am besten jemanden, | |
| der auch am Sonntag noch auf E-Mails von potenziellen Kund:innen reagiert. | |
| Finanzielle Unterstützung kann also Ladeninhaber:innen, die das ändern | |
| wollen, helfen. Wenn Altmaier nun aber betont, wie wichtig es sei, die | |
| Attraktivität von Innenstädten zu verbessern, darf er eines nicht | |
| vergessen: Innenstädte bestehen nicht nur aus Orten des Konsums – und | |
| sollten es auch nicht. Es gibt Menschen, die nicht konsumieren können oder | |
| wollen. Und für sie und alle anderen muss es trotzdem öffentliche Orte | |
| geben. Innenstädte sollten daher auch als Orte der Begegnung begriffen | |
| werden, als Orte, wo man sich gemeinsam aufhält. Dafür braucht es einen | |
| klug gestalteten öffentlichen Raum, Infrastruktur wie Wasserspender oder | |
| öffentliche Toiletten, Orte zum Verweilen, die von ganz unterschiedlichen | |
| Gruppen als sicher verstanden werden. Ja, das hilft in einer Pandemie | |
| wenig. Aber das ist kein Argument dagegen, sondern eines, beides im Blick | |
| zu haben: Digitalisierung und öffentlichen Raum. | |
| 4 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Svenja Bergt | |
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