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# taz.de -- Heftige Kämpfe im Ostkongo: Marodierende Rebellen
> Die einst mächtige Rebellenarmee Ostkongos hat kein Asylland mehr. Sie
> verwickelt sie Kongos Armee in schwere Kämpfe.
Bild: Auf der Flucht vor den neuen Kämpfen: Kongolesinnen erreichen den Ort Ki…
Kampala taz | Zehntausende Kongolesen mussten in den vergangenen Tagen aus
ihren Häusern fliehen. Die Dörfer Bukima, Nyesisi, Ruhanga, Mukefu, Ngungo,
Gekere, Butaka im Osten der Demokratischen Republik Kongo, nördlich der
Provinzhauptstadt Goma, sind alle leer. Die meisten Menschen liefen mitten
in der Nacht um ihr Leben, als plötzlich Gewehrfeuer und schwere Waffen zu
hören waren. Rund 8.000 Familien, so lokale Organisationen, suchen jetzt in
Kirchen und Schulen in Nachbarorten Schutz.
Seit November liefern sich die M23-Rebellen (Bewegung des 23. März) unter
ihrem Anführer Sultani Makenga nach jahrelanger Pause wieder Scharmützel
mit der kongolesischen Armee. Dabei geht es für die M23 buchstäblich ums
Überleben. Und vergangene Woche spitzten sich die Kämpfe zu.
Die [1][Tutsi-geführte Rebellenbewegung M23] hatte 2012/13 weite Teile der
ostkongolesischen Provinz Nord-Kivu kontrolliert, zeitweise sogar die
Millionenstadt [2][Goma]. Ende 2013 wurde sie von Kongos Armee und
UN-Eingreiftruppen geschlagen, ihre damals noch rund 1.000 Kämpfer und ihre
Anführer zogen sich in die Nachbarländer Ruanda und Uganda zurück.
Jahrelang saß [3][M23-Militärführer Makenga] danach in Ugandas Hauptstadt
Kampala in einem Bungalow und guckte Fernsehen auf Regierungskosten. 2017
machte er sich mit knapp hundert Kämpfern heimlich davon, in die
Vulkanberge im Dreiländereck zwischen Kongo, Ruanda und Uganda. Dort saßen
die Rebellen seither tatenlos in ihren Bambushütten.
Doch seit Kongo und Uganda miteinander militärisch [4][gegen die
ursprünglich ugandischen islamistischen ADF-Rebellen] (Vereinigte
Demokratische Kräfte) im Ostkongo zusammenarbeiten, ist es mit der Ruhe für
die M23 vorbei. Zu Kongos Bedingungen für die Erlaubnis an Ugandas Armee,
im Ostkongo einzurücken, gehört offenbar, dass Uganda nicht weiter die M23
unterstützt.
„Ugandas Regierung hat mir 48 Stunden Zeit gegeben, das Land zu verlassen“,
berichtete Anfang Januar Betrand Bisimwa der taz. Er ist der zivile
Präsident der M23 und lebte mit Frau und Kindern in Kampala. Nun ist er
abgetaucht. Seine Mitstreiter sagen, er habe Uganda verlassen.
Im vergangenen Jahr hatte die M23 versucht, mit Kongos Regierung zu
verhandeln: über die Reintegration ihrer Kämpfer in Kongos Armee, die
Formierung einer politischen Partei. Doch die Regierung hat die
Verhandlungen ins Leere laufen lassen. Offenbar verfolgt die Armee jetzt
eine militärische Lösung.
Makenga und seine Kämpfer suchen jetzt nach einem sicheren Versteck in den
Wäldern des Ostkongo. Es scheint, als hätten sie Befehle erhalten, sich aus
dem Dreiländereck zu verziehen. Die gut trainierten, schwer bewaffneten
Rebellen stiefelten die Vulkanberge hinab und [5][überfielen] nahe dem Ort
Bunagana an der Grenze zu Uganda eine Armeebastion. Es kam zu tagelangen
Kämpfen, tausende Zivilisten flohen nach Uganda.
Mit den erbeuteten Waffen zog sich Makenga in den Virunga-Nationalpark
zurück, versteckte sich nahe der Ortschaft Rugari mitten im Park. Die taz
hat erfahren, dass sich manche Kämpfer abgesetzt und in ihre Heimatregion
der Masisi-Berge zurückgezogen haben.
Kongos Armee ist ihnen dabei auf den Fersen, muss aber schwere Verluste
einstecken. „Wir haben gestern (Donnerstag) 30 Leichen von Soldaten
begraben“, sagte am Freitag Jean Bosco Kazibat vom Roten Kreuz im
Militärlager Rumangabo in der Nähe des Virunga-Nationalparks gegenüber AFP.
Auch die M23 soll Verluste erlitten haben.
30 Jan 2022
## LINKS
[1] /Konflikt-im-Ostkongo/!5086945
[2] /Rebellen-erobern-Goma/!5079020
[3] /M23-Chef-Sultani-Makenga/!5056044
[4] /Ugandas-Militaereinsatz-in-Kongo/!5809679
[5] /Krieg-im-Ostkongo/!5813472
## AUTOREN
Simone Schlindwein
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Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
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