# taz.de -- Gipeltreffen zum Schutz des Amazonas: Pakt ohne Player | |
> Sieben von neun Ländern bekennen sich zum gemeinsamen Schutz des | |
> Amazonas. Bolsonaro ist nicht dabei. Er sorgt sich vor allem um seine | |
> Souveränität. | |
Bild: Auch betroffen – Amazonas-Bewohner am Rande des Gipfeltreffens in Letic… | |
Leticia afp | Die Amazonas-Länder haben sich bei einem Krisengipfel zu | |
einem besseren Schutz des größten Tropenwalds der Welt bekannt. Bei ihrem | |
Treffen am Freitag im kolumbianischen Amazonas-Ort Leticia regten sie in | |
einer gemeinsamen Erklärung den Aufbau eines Kooperationsnetzwerks an, um | |
unter anderem Wetterdaten sowie Informationen über illegale Abholzungen und | |
Minen auszutauschen. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro pochte allerdings | |
auf die nationale [1][Souveränität] über die jeweiligen Amazonas-Wälder. | |
Unter dem Eindruck der gegenwärtigen verheerenden [2][Brände] in dem Gebiet | |
wurde der „Leticia-Pakt für den Amazonas“ von sieben der insgesamt neun | |
Amazonas-Länder unterzeichnet: Kolumbien und Peru als Ko-Organisatoren des | |
Gipfeltreffens sowie Brasilien, Ecuador, Bolivien, Suriname und Guyana. Das | |
Krisenland Venezuela war nicht eingeladen. Auch Frankreich, das mit seinem | |
Überseegebiet Französisch-Guyana über große Flächen in der Amazonas-Region | |
verfügt, nahm nicht teil. | |
Kolumbiens Präsident Iván Duque richtete den Gipfel gemeinsam mit dem | |
peruanischen Staatschef Martín Vizcarra aus. Zum Auftakt des Treffens | |
forderte Duque, der Schutz des Regenwaldes müsse unbedingt verbessert | |
werden. „Dies ist entscheidend für das Überleben unseres Planeten.“ | |
Der in Leticia geschlossene Pakt sieht vor, dass die Amazonas-Länder ihre | |
Maßnahmen gegen die Zerstörung der Wälder besser koordinieren. Empfohlen | |
wird die Einrichtung eines Kooperationsnetzwerkes, das unter anderem den | |
Datenaustausch zu Bedrohungen für die Wälder verbessern und staatliche und | |
private Mittel für Schutzmaßnahmen mobilisieren soll. | |
An dem Treffen nahmen auch die Präsidenten von Ecuador und Bolivien teil. | |
Aus Suriname kam der Vize-Präsident, Guyana schickte seinen Minister für | |
natürliche Ressourcen. Brasilien, zu dem 60 Prozent der Amazonas-Wälder | |
gehören, war mit Außenminister Ernesto Araújo präsent. | |
Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro hatte seine Teilnahme aus | |
medizinischen Gründen abgesagt, er sollte am Sonntag operiert werden. Per | |
Videoschaltung forderte er von seinen Kollegen Widerstand gegen Versuche, | |
den Schutz des Regenwaldes zu internationalisieren: „Wir müssen eine starke | |
Position einnehmen und unsere Souveränität verteidigen, so dass jedes Land | |
die beste Politik für die Amazonas-Region entwickeln kann. Wir dürfen das | |
nicht in die Hände von anderen Ländern geben.“ | |
## Sorge um Souveränitätsverlust | |
Die Souveränität der Amazonas-Länder über die Tropenwälder sei „nicht | |
verhandelbar“, mahnte [3][Bolsonaro]. Im größten Tropenwald der Welt, der | |
für das globale Klima eine entscheidende Rolle spielt, wüten derzeit die | |
schwersten Brände seit Jahren. In Brasilien wurden nach Angaben des | |
nationalen Instituts für Weltraumforschung (Inpe) seit Jahresbeginn knapp | |
96.600 Brände registriert, davon 51,4 Prozent im Amazonas-Gebiet. | |
Der Klimaskeptiker Bolsonaro ergriff nur widerwillig Gegenmaßnahmen und | |
steht deshalb international in der Kritik. Der Rechtsaußenpolitiker räumt | |
wirtschaftlichen Interessen größeres Gewicht ein. So sprach er sich | |
wiederholt dafür aus, auch in Reservaten von Ureinwohnern und in | |
Schutzgebieten Bodenschätze zu fördern. | |
Bolivien ist gerade ebenfalls stark von Bränden im Amazonas-Gebiet | |
betroffen. Seit Mai brannten dort 1,7 Millionen Hektar Land nieder. | |
Staatschef Evo Morales warnte in Leticia angesichts des fortschreitenden | |
Klimawandels: „Mutter Erde ist in Lebensgefahr“, weil die Menschen zu viel | |
[4][konsumierten]. | |
7 Sep 2019 | |
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