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# taz.de -- Extreme Trockenheit in Brasilien: Das Pantanal brennt
> Das Weltrauminstitut INPE zählte 2020 tausende Brandherde. Auslöser sind
> meist illegale Brandrodungen. Brasiliens Regierung tut wenig dagegen.
Bild: Brandbekämpfung in Pantanal. Brasilien im August 2020
Berlin taz | Als Leandro Barbosa schon längst wieder zu Hause in São Paulo
war, roch immer noch alles nach Rauch. „Der Gestank wird mich noch länger
begleiten“, sagt der 34-Jährige der taz.
10 Tage verbrachte der Umweltjournalist im fast 2.000 Kilometer entfernten
Sumpfgebiet Pantanal. Dort wüten seit Wochen die schwersten Brände in
seiner Geschichte. Das Pantanal ist das größte Binnenlandfeuchtgebiet der
Welt und steht bis zu sechs Monate im Jahr völlig unter Wasser.
Das von der Unesco zum Welterbe erklärte Gebiet liegt zum größten Teil im
Südwesten von Brasilien, der Rest befindet sich in Bolivien und Paraguay.
Das Naturreservat zählt zu den artenreichsten Gebieten des Planeten und ist
die Heimat von seltenen Spezies wie Jaguaren, Tapiren und exotischen
Vögeln.
Nun droht dieses einzigartige Feuchtbiotop zerstört zu werden. Das
Weltrauminstitut INPE zählte vom 1. Januar bis 31. August dieses Jahres
10.316 Brandherde im Pantanal. Das sind mehr als dreimal so viele wie im
Vorjahreszeitraum. Über 1,7 Millionen Hektar sind bereits zerstört worden,
das sind rund 10 Prozent des gesamten Gebiets.
## Überschaubare Anteilnahme
In den sozialen Medien zirkulieren dramatische Bilder von verbrannten
Waldstücken, völlig verkohlten Tieren und Indigenen, die ihre
Habseligkeiten vor den Flammen in Sicherheit bringen. Viele dieser Videos
stammen vom Umweltreporter Barbosa. „Ein grünes Naturwunder hat sich in
eine graue Feuerhölle verwandelt.“
In sozialen Medien drückten viele User*innen ihre Anteilnahme aus, der
Hashtag #ajudapantanal (#helftpantanal) schaffte es am 7. September in den
weltweiten Twitter-Charts auf Platz vier. Doch während es die Bilder vom
brennenden [1][Amazonas-Regenwald] im vergangenen Jahr auf die Titelseiten
der Weltpresse schafften, Prominente rührselige Botschaften ins Internet
spülten und die Brände gar eine handfeste diplomatische Krise zwischen
Brasiliens Regierung und EU-Staatschefs auslösten, interessieren die Brände
in Coronazeiten kaum noch jemanden.
Auslöser für die Feuer sind meist illegale Brandrodungen lokaler
Kleinbauern, die damit Platz für Viehzucht und Sojaanbau schaffen wollen.
Doch Expert*innen machen auch den globalen Klimawandel und die
ausbleibenden Regenfälle für die Umweltkatastrophe verantwortlich. Das
Pantanal erlebt derzeit die schlimmste Trockenzeit seit 47 Jahren: Von
Oktober bis März gab es 40 Prozent weniger Niederschlag als in den
Vorjahren.
## Privatpersonen und NGOs helfen
Zwar hat die Regierung mittlerweile Militärs und Feuerwehrleute in die
Region geschickt, doch laut Umweltschützer*innen sind das viel zu wenige.
NGOs und Privatpersonen übernehmen in vielen Teilen des Pantanals die
Arbeit des Staates. So auch Juliana Camargo, die sich mit ihrer NGO Ampara
Animal um verbrannte Tiere kümmert. „Die Bundesregierung hat nur zwei
Löschflugzeuge hierhin geschickt“, sagt sie der taz. „Und eines davon ist
schon kaputt.“
Hinzu kommt: [2][Die rechtsradikale Regierung] hat systematisch
Umweltbehörden geschwächt. Dies erschwert Kontrollen bei Umweltvergehen und
hat eine Situation der Straflosigkeit geschaffen – mit fatalen Auswirkungen
für die Natur.
Und das Schlimmste könnte dem Pantanal noch bevorstehen. September ist
traditionell der trockenste Monat und die Brände drohen komplett außer
Kontrolle zu geraten. Erst im Oktober, wenn voraussichtlich Regenfälle
einsetzen, ist mit Besserung zu rechnen.
10 Sep 2020
## LINKS
[1] /Waldbraende-im-Amazonas-Gebiet/!5620615
[2] /Gipeltreffen-zum-Schutz-des-Amazonas/!5624031
## AUTOREN
Niklas Franzen
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Waldbrände
Südamerika
klimataz
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Amazonas
Jair Bolsonaro
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