| # taz.de -- Finaler Entwurf Berliner Mietendeckel: So wird gedeckelt | |
| > Rot-Rot-Grün debattiert abschließend über den Entwurf des Mietendeckels. | |
| > Die wichtigste Änderung: Mieter müssen selbst den Klageweg beschreiten. | |
| Bild: Das Deckel-Ding ist (fast) durch: Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) | |
| Die rot-rot-grüne Koalition hat den Gesetzentwurf für den Mietendeckel auf | |
| den letzten Drücker entscheidend verändert: Mieter in zu teuren Wohnungen | |
| sollen eine Mietsenkung selbst einklagen müssen. Bislang war vorgesehen, | |
| das zu einer staatlichen Aufgabe zu machen, die rund 250 neue | |
| Verwaltungsmitarbeiter übernehmen sollten. | |
| Vom Land und den Bezirken sollen die Mieter dafür ein unterstützendes | |
| Schreiben bekommen, das die überhöhte Miete bestätigt. Diese und weitere | |
| erst 16 Stunden zuvor von den Koalitionsfraktionen eingereichten Änderungen | |
| hat am Mittwochvormittag der Stadtentwicklungsausschuss des | |
| Abgeordnetenhauses in einer Sondersitzung beschlossen. Änderungen in der | |
| abschließenden Parlamentsabstimmung am 30. Januar sind nicht zu erwarten. | |
| Weitgehend lediglich „juristischen Feinschliff“ hatte die baupolitische | |
| Sprecherin der SPD-Fraktion, Iris Spranger, in der regulären Sitzung | |
| vergangene Woche angekündigt. Die Opposition beurteilt das, was nun | |
| vorliegt, ganz anders: „Mit der Änderung wälzen die Koalitionäre alle | |
| Risiken des rechtlich höchst umstrittenen Gesetzes auf die Mieter ab“, | |
| kommentierte der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Burkard Dregger. „Die | |
| Konsequenzen jetzt auf die kleinen Leute schieben zu wollen, ist eine miese | |
| Nummer.“ | |
| So äußerte sich im Ausschuss auch der FDP-Abgeordnete Henner Schmidt: „Sie | |
| lassen die Leute im Regen stehen.“ Weitere Änderungen betreffen eine | |
| Ausnahme vom Gesetz und eine konkrete Definition für Härtefälle. Demnach | |
| werden derzeit unbewohnbare ältere Wohnungen, die erst wieder bewohnbar | |
| gemacht werden müssen, wie Neubau eingeordnet – für den der Mietendeckel | |
| nicht gilt. | |
| ## Den Deckel weniger angreifbar machen | |
| Stichtag für alles, was unter die Definition „Neubau“ fällt, ist der 1. | |
| Januar 2014. In der Ausschusssitzung mühten sich Koalitionsvertreter, die | |
| Änderungen als wenig gravierend für die Mieter, aber als entscheidend für | |
| die Rechtssicherheit des Gesetzes darzustellen. In einer neunstündigen | |
| Anhörung im Dezember hatten mehrere Rechtsexperten dazu geraten, das Gesetz | |
| rechtlich genauer zu fassen und weniger angreifbar zu machen. „Der | |
| Änderungsantrag der Koalition hat an dem Inhalt des Gesetzes nichts | |
| geändert“, sagte Stadtentwicklungsseantroin Katrin Lompscher (Linkspartei), | |
| die Kernpunkte blieben erhalten. | |
| Ergebnis sei [1][„ein klareres und rechtssicheres Gesetz“], so Lompscher. | |
| SPD-Politikerin Spranger verwies darauf, dass Mieter auch heute gegen | |
| überhöhte Mieten klagen würden. Unverändert bleibt laut Lompscher, dass | |
| Mieter Anträge auf Absenkung erst neun Monate nach In-Kraft-Treten des | |
| Gesetzes stellen können, also im Spätherbst. Dabei galt als Grund dafür | |
| ursprünglich, dass die Senatsverwaltung so lange brauchen würde, um jene | |
| 250 neuen Verwaltungsmitarbeiter anzuwerben, die nach dem Änderungsantrag | |
| nun nicht mehr nötig sind. | |
| Die Grünen-Abgeordnete Katrin Schmidberger skizzierte gegenüber der taz den | |
| Weg, den Mieter in überteuerten Wohnungen nehmen können, folgendermaßen: 1. | |
| bei der Senatsverwaltung nachfragen, ob die Miete definitiv mehr als 20 | |
| Prozent über dem festgelegten Höchstwert liegt, 2. mit dieser Information | |
| den Vermieter zum Absenken auffordern, 3. bei Weigerung des Vermieters, die | |
| Miete abzusenken, mit einem Anwalt beim Amtsgericht Klage einreichen. | |
| Optimal findet Schmidberger das nicht: Da werde es vom „Geldbeutel des | |
| Mieters abhängen, ob er das Klagerisiko auf sich nimmt.“ Sie wiederholte | |
| dabei ihre Aufforderung, einbehaltene Miete „nicht zu verprassen“, sondern | |
| sicherheitshalber bis zum Gerichtsverfahren auf die Seite zu legen. | |
| Ihr Rat: „Alle Mieter sollten sich beraten lassen.“ SPD-Politikerin | |
| Spranger forderte dazu auch ein zentrales Angebot: „Es muss ein | |
| Mietendeckel-Telefon geben, wo Mieter anrufen können, wenn sie sich | |
| unsicher sind.“ Die Linkspartei deklarierte den Mittwoch des Beschlusses im | |
| Stadtentwicklungsausschuss zu einem „historischen Tag“. Die Abgeordnete | |
| Katalin Gennburg sagte vor allem in Richtung FDP: „Ihre neoliberale | |
| Ideologie ist gescheitert – wir bauen den Staat wieder auf.“ | |
| 22 Jan 2020 | |
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| Stefan Alberti | |
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