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# taz.de -- Extremtemperaturen in Nordamerika: Klimakrise befeuert Hitzewelle
> Die extremen Temperaturen im Westen Nordamerikas wären ohne den
> Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen. Das zeigt eine neue
> Attributionsstudie.
Bild: Kühlungsbunker Ende Juni in Portland, USA: Menschen suchen Schutz vor de…
Berlin taz | Nach 20 Minuten lag Lytton zum größten Teil in Schutt und
Asche. Eine Feuerwalze wütete über dem westkanadischen Ort, der schon Tage
zuvor durch Rekordtemperaturen weltbekannt geworden war. Auf 49,6 Grad
kletterte das Thermometer dort in der vergangenen Woche, so hoch wie noch
nie zuvor irgendwo in Kanada. Fast alle Dorfbewohner:innen konnten in
Sicherheit gebracht werden, aber mindestens zwei Menschen starben im Feuer.
[1][Die Hitzewelle], die den Brand begünstigt hat, war außergewöhnlich und
zog sich von Westkanada bis in den Nordwesten der USA. Wie viel Klimawandel
in dem extremen Wetterereignis steckt, hat nun die
[2][World-Weather-Attribution-Initiative] ermittelt, ein internationales
Team renommierter Klimawissenschaftler:innen. Das Ergebnis: Die vom
Menschen ausgelöste Erderhitzung hat die Hitzewelle mindestens um 150-mal
wahrscheinlicher gemacht. Anders gesagt wäre sie ohne Klimawandel praktisch
unmöglich gewesen.
„Was wir hier erleben, ist beispiellos“, sagte Friederike Otto,
Klimaforscherin an der Uni Oxford. Das gilt sogar im Klimawandel. Dabei
sind sich Klimawissenschaftler:innen einig, dass der Hitzewellen
häufiger und intensiver macht. Laut Weltklimarat kann man das „mit hoher
Zuverlässigkeit“ sagen.
„Trotzdem war es unerwartet, ein derartiges Hitzeniveau in dieser Region zu
sehen“, sagte Geert Jan van Oldenborgh vom Königlichen Niederländischen
Wetterinstitut. Wie Otto gehört er zu den Koryphäen der
Attributionsforschung – dem Forschungsstrang der Klimawissenschaft, der den
Anteil des Klimawandels am Wetter detektiert.
## Tod durch Hitze
Die Wissenschaftler:innen stellen sogar zur Diskussion, ob das
Klimasystem schon eine Schwelle erreicht haben könnte, ab der
„nicht-lineare Interaktionen“ überhand nehmen. Das würde bedeuten, dass n…
geringe Steigerungen bei der globalen Durchschnittstemperatur gleich zu
deutlich krasseren Spitzentemperaturen führen.
„Dieses Ereignis ist so außergewöhnlich, dass wir nicht ausschließen
können, dass wir schon heute Hitzeextreme erleben, die wir eigentlich erst
bei einer weiter fortgeschrittenen Erderwärmung erwartet hätten“, meint
Otto. Diese Option müsse weiter erforscht werden. Denkbar ist den
Forscher:innen zufolge aber auch eine besonders ungünstige Kombination
aus Klimawandel und natürlichen, aber sehr seltenen Wetterbedingungen.
Die neue Studie haben die Wissenschaftler:innen einfach selbst
veröffentlicht, also nicht in einem Fachmagazin und ohne die Prüfung
unabhängiger Kolleg:innen, wie das sonst üblich ist. Das macht die Gruppe
oft so. Ihr geht es mit diesen Attributionsstudien vor allem darum, die
Öffentlichkeit schnell darüber zu informieren, was aktuelle Wetterextreme
mit dem Klimawandel zu tun haben.
Dafür nutzt das Team aber erprobte Methoden, die den konventionellen
Veröffentlichungsprozess durchlaufen haben. Kurz gesagt wird dabei die
reale Welt mithilfe komplexer Computermodelle mit einer ohne die
Treibhausgasemissionen der menschlichen Wirtschaft verglichen.
Während sich im Westen von Kanada und den USA schon wieder sehr hohe
Temperaturen ankündigen, kämpfen die betroffenen Regionen immer noch mit
den Folgen der gerade vergangenen Hitzewelle, mit zahlreichen Bränden zum
Beispiel und mit Gesundheitsproblemen. Hunderte Menschen [3][starben
infolge der extremen Hitze].
Darauf zielte die an der Attributionsstudie beteiligte
Gesundheitswissenschaftlerin Kristie Ebi von der Universität von Washington
ab, einem der stark betroffenen US-Bundesstaaten. „In den Vereinigten
Staaten ist die Hitze der größte Treiber wetterbezogener Todesfälle“, sagte
sie. Fast allen dieser Tode könne man vorbeugen, mahnte sie an.
„Hitzeaktionspläne können gegenwärtige und künftige hitzebedingte
Todesfälle reduzieren.“
Neben der Anpassung an steigende Temperaturen hilft, das muss man aus den
Studienergebnissen folgern, aber noch etwas anderes: Klimaschutz.
8 Jul 2021
## LINKS
[1] /Rekordhitze-in-Kanada/!5783705
[2] https://www.worldweatherattribution.org/
[3] /Folgen-der-Erderhitzung/!5773008
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
Hitzewelle
Rekordhitze
USA
Schwerpunkt Klimawandel
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