| # taz.de -- Studie zur Flutkatastrophe im Juli: Klimakrise forciert Starkregen | |
| > Die Erderhitzung hat die extremen Niederschläge im Juli wahrscheinlicher | |
| > und intensiver gemacht. Das zeigt eine nun veröffentlichte Schnellstudie. | |
| Bild: Starkregen und Überschwemmungen werden immer häufiger: Kinderfahrrad in… | |
| Berlin taz | Ein Teil der Katastrophe war menschengemacht, das war fast von | |
| Anfang an klar. Die Warnungen vor dem Hochwasser Mitte Juli im Westen | |
| Deutschlands kamen zum Beispiel nicht bei allen Betroffenen an. Und auch | |
| die Art, wie wir generell unseren Boden nutzen, nämlich eher für | |
| undurchlässige Supermarkt-Parkplätze und Straßen als für aufnahmefähige | |
| Wiesen, hat die Lage verschärft. Rund 200 Menschen starben, die Fluten | |
| richteten zudem Sachschäden in Milliardenhöhe an. | |
| Jetzt ist klar: Der menschliche Fingerabdruck findet sich auch im | |
| Starkregen selbst. Der extreme Niederschlag, der die Überschwemmungen | |
| ausgelöst hatte, war durch den Klimawandel wahrscheinlicher und stärker – | |
| also letztlich durch die Treibhausgasemissionen aus Kohlekraftwerken, | |
| Autos, Gas-Pipelines, Rindermägen. Das hat eine [1][Schnellstudie der | |
| Forschungsinitiative World Weather Attribution] ergeben, die am Dienstag | |
| veröffentlicht wurde. | |
| „Durch die Überschwemmungen wurde deutlich, dass selbst Industrieländer | |
| nicht vor den schweren Auswirkungen solcher Extremwetterereignisse | |
| geschützt sind und dass sich dies mit dem weiteren Klimawandel noch | |
| verschärfen wird“, sagte die Klimaforscherin Friederike Otto von der Uni | |
| Oxford, Ko-Leiterin von World Weather Attribution. Die Wissenschaft lasse | |
| darüber seit Jahren keinen Zweifel. | |
| Das gilt auch für die Zunahme von Starkregen, denn durch die erhöhte | |
| Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre steigt eben die | |
| Temperatur der Luft, die dadurch mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Bei Regen | |
| kommt also auch mehr Wasser runter. Dass Starkregen häufiger geworden ist, | |
| belegen auch schon Messdaten. | |
| ## Durch Klimawandel bis zu 9 Mal wahrscheinlicher | |
| In der aktuellen Studie haben 39 Wissenschaftler:innen von | |
| verschiedenen Instituten und Behörden nun den konkreten Fall untersucht, | |
| also den erlebten Starkregen im Juli, dessen Niederschlagsmengen die | |
| bisherigen Extremwerte in den Wetteraufzeichnungen weit überstiegen. Die | |
| Wahrscheinlichkeit für dieses Wetterereignis hat der Klimawandel demnach um | |
| das 1,2- bis 9-Fache erhöht. | |
| Außerdem hat der Klimawandel den Regen stärker gemacht, die maximale | |
| Wassermenge an einem Tag um 3 bis 19 Prozent gesteigert. Je nach | |
| eingesetztem Klimamodell fällt der Wert anders aus, deshalb die enorme | |
| Bandbreite. | |
| Der Trend ist aber klar: Durch den Klimawandel werden solche extremen | |
| Niederschläge häufiger und intensiver. Unter den aktuellen klimatischen | |
| Bedingungen – die Erde ist gegenüber vorindustriellen Zeiten schon um 1,2 | |
| Grad aufgeheizt – ist ein solches Ereignis in einer westeuropäischen Region | |
| alle 400 Jahre zu erwarten. In einer um 2 Grad wärmeren Welt wären es schon | |
| alle 300 Jahre. Die Regenfälle waren also so extrem, dass sie auch weiter | |
| eher die Ausnahme bleiben. | |
| Der Wert bezieht sich allerdings auf einzelne Regionen. Regenfälle sind ja | |
| eher kleine Wetterereignisse. Das kennt eigentlich jede:r: Während eines | |
| Gewitters kann es im Nachbarort staubtrocken sein und umgekehrt. Guckt man | |
| sich ganz Westeuropa an, kommt es also wohl doch häufiger als alle paar | |
| Jahrhunderte zu solchen extremen Niederschlägen, denn die einzelnen | |
| Regionen wechseln sich dabei ab. | |
| Dass Regenereignisse auf eher kleinen Flächen auftreten, war für die | |
| Klimawissenschaftler:innen eine Herausforderung. Das Vorgehen: Sie | |
| füttern viele verschiedene Klimamodelle mit den spezifischen Messdaten | |
| eines Wetterereignisses – einmal mit den Rahmenbedingungen der aktuellen | |
| Welt und einmal mit denen einer fiktiven Welt ohne menschliche | |
| Treibhausgase. Dann wird verglichen. Ist das Wetterereignis im ersten Fall | |
| häufiger zu erwarten, kann man das auf den menschengemachten Klimawandel | |
| zurückführen. | |
| Bei Hitzewellen, die im Normalfall großflächig auftreten, geht das zum | |
| Beispiel schon länger sehr gut. Viele Klimamodelle sind aber für | |
| flächenmäßig kleine Wetterereignisse nicht hoch genug aufgelöst. Die | |
| Forschungsgruppe beließ es deshalb nicht bei der Untersuchung der | |
| tatsächlich betroffenen kleinen Gebiete, sondern zoomte in einem zweiten | |
| Schritt auch ein Stück heraus – und analysierte Daten aus einer größeren | |
| westeuropäischen Fläche. | |
| Um die Öffentlichkeit möglichst schnell informieren zu können, haben die | |
| Wissenschaftler:innen auf die Veröffentlichung in einem Fachmagazin | |
| und die Prüfung unabhängiger Fachkolleg:innen verzichtet. Das gilt aber | |
| nicht für die angewandten Methoden. Die haben sehr wohl die üblichen | |
| Verfahren durchlaufen. | |
| Hitzewellen verstärkt der Klimawandel noch deutlicher als Starkregen. Die | |
| extremen Temperaturen Anfang Juli im Westen Nordamerikas hat die | |
| Erderhitzung zum Beispiel [2][mindestens 150 Mal wahrscheinlicher gemacht]. | |
| 24 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.worldweatherattribution.org/heavy-rainfall-which-led-to-severe-… | |
| [2] /Extremtemperaturen-in-Nordamerika/!5784506 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Schwarz | |
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