Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nach der Flutkatastrophe in Deutschland: CDU greift Malu Dreyer har…
> Der Mainzer Landtag streitet über die Flutkatastrophe im Ahrtal und
> gedenkt der Opfer. Die Opposition will einen Untersuchungsausschuss.
Bild: Bad Neuenahr nach der Flut – jetzt wird im Mainzer Landtag über die Fo…
Frankfurt a. M. taz | Mit einer Schweigeminute hat der rheinland-pfälzische
Landtag am Freitag der Opfer der Flutkatastrophe gedacht, die am 14. Juli
im Ahrtal und in der Eifel Häuser, Brücken und Straßen wegeschwemmt,
Menschen mitgerissen und [1][eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte].
Mindestens 133 Menschen hätten in dieser Nacht ihr Leben verloren, viele
mehr ihre ganze Existenz, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering, SPD. Es
sei nicht möglich, das Leid ungeschehen zu machen, doch es müsse alles
dafür unternommen werden, dass sich eine ähnliche Katastrophe nicht
wiederholen könne, so Hering.
„Die Flut hat das Land bis ins Mark getroffen“, sagte Ministerpräsidentin
Malu Dreyer, ebenfalls SPD. Die Menschen fragten sich bis heute, wie aus
kleinen Flüssen in so kurzer Zeit todbringende Ströme entstehen konnten,
sagte Dreyer und zog eine Bilanz der Verwüstung.
Im Ahrteil seien von 75 Brücken 62 eingestürzt oder beschädigt worden, dazu
40 Schulen, 55 Kindertagesstätten und fünf Krankenhäuser. 3.000 Unternehmen
seien vor der Katastrophe betroffen, von 65 Winzerbetrieben seien lediglich
3 verschont geblieben, Weinberge von der Größe von zwei Fußballfeldern
seien weggespült worden, mehrere hundert Hektar Ackerflächen dieses jahr
für die Ernte verloren.
Die Ministerpräsidentin dankte den vielen HelferInnen und den
Einsatzkräften, die seit der Katastrophe unermüdlich im Einsatz seien und
sprach von einer besipiellosen Aufbauleistung. Dass Bundestag und Bundesrat
den Weg für ein Millardenprogramm zur Aufbauhilfe freigegeben hätten, sei
ein beeindruckendes Zeichen der Solidariät. „Deutschland hält in dieser
Situation zusamen!“, so Dreyer.
## Wie wählen nach der Flut?
Die meisten zerstörten Häuser könnten wohl – hochwasserangepasst – an
gleicher Stelle wieder aufgebaut werden können, sagte die
Ministerpräsidentin, plädierte gleichzeitig aber für einen nachhaltigen
Wiederaufbau: „Klar ist aber auch, dass es Gebiete gibt, wo die Gefahren so
groß sind, dass auch in Zukunft kein Wiederaufbau an gleicher Stelle
erfolgen sollte“.
Unbestritten sei der Klimawandel [2][für solche Extremwetterereignis
verantwortlich]: „Wir müssen noch viel mehr Anstrangungen unternehmen, um
ihn zu begrenzen“, so die Ministerpräsidentin. Kritische Fragen stellte für
die CDU deren Fraktionsvorsitzende Christain Baldauf. „Hat die
Landesregierung das Beste gegeben, oder in der Not die Brücke verlassen?,
fragte Baldauf. Das Land habe die Pflicht gehabt, im Ernstfall rechtzeitig
zu warnen; durch Unterlassen sei sie für einen tödlichen Verzug
verantwortlich, sagte Baldauf.
Der CDU-Politiker ging Ministerpräsidentin Dreyer auch persönlich an; sie
habe Kritik von Anwohnern im Katastrophengebiet respektlos übergangen, weil
das nicht zu den von ihr gestellten Bildern gepasst hätte, sagte Baldauf.
Die regierende Ampelkoalition wies diese Kritik zurück. Baldaufs Auftritt
sei eher den schlechten Umfragewerten seiner Partei geschuldet, so die
Vorsitzenden der Fraktionen von SPD und Grünen. Auf Antrag der
Regierungsfraktionen SPD, Grüne und FDP setzte der Landtag bereits am
Nachmittag eine Enquetekommission ein. Sie soll ebenfalls mögliche
Fehlentwicklungen untersuchen und Empfehlungen für die Zukunft vorlegen.
Für die CDU kündigte Baldauf gleichwohl einen Antrag für einen
parlamentarischen Untersuchungsausschuss an.
Am Vormittag hatten in Berlin die Wahlleiter von Bund und Land versichert,
am Tag der Bundestagswahl werde auch im Katastrophengebiet jedeR seine
Stimme abgeben können. Im Kreis Ahrweiler werden bis zum 26. September
Busse unterwegs seien, deren Besatzung Pavilons aufbauen und die Wahl per
Brief ermöglichen; 120 Stationen würden die Teams anfahren, sagte der
rheinland-pfälzische Wahlleiter Marc Hürter. Selbst in den besonders
betroffenen Gemeinden Altenahr und in Bad Neuenahr/Ahrweiler werde auch die
Urnenwahl möglich sein, weil MitarbeiterInnen benachbarter Verwaltungen
aushelfen.
31 Aug 2021
## LINKS
[1] /Therapeut-ueber-die-Psyche-nach-der-Flut/!5791534
[2] /Studie-zur-Flutkatastrophe-im-Juli/!5791167
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Flutkatastrophe in Deutschland
Malu Dreyer
Lesestück Recherche und Reportage
Flut
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Untersuchungen nach der Flut im Ahrtal: Wer verantwortet 130 Menschenleben?
In Rheinland-Pfalz startet ein Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe
im Ahrtal. Im Fokus steht das Handeln der Landesregierung in Mainz.
Therapeut über die Psyche nach der Flut: „Es trifft immer die Armen“
Christian Falkenstein lebt im von der Flut zerstörten Ahrtal. Der
Psychotherapeut spricht über selbstlose Helfer, gute Nachbarschaft und das
Tal der Tränen.
Versicherer ziehen vorläufige Flutbilanz: 7 Milliarden Euro Schaden
Die Flutkatastrophe ist das bislang teuerste Ereignis für die Versicherer.
Sie wollen Vorschläge für bessere Policen gegen Naturgefahren vorlegen.
Studie zur Flutkatastrophe im Juli: Klimakrise forciert Starkregen
Die Erderhitzung hat die extremen Niederschläge im Juli wahrscheinlicher
und intensiver gemacht. Das zeigt eine nun veröffentlichte Schnellstudie.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.