| # taz.de -- Etatdebatte im Abgeordnetenhaus: Zweimal 36 Milliarden | |
| > Der Finanzsenator stellt den neuen Haushalt vor. CDU will mehr Vorsorge | |
| > in Sachen Ukraine, FDP drängt, für Radwege geplantes Geld auch | |
| > auszugeben. | |
| Bild: Nicht nur über 72 Milliarden muss Finanzsenator Wesener (Bildmitte) mit … | |
| Berlin taz | Knapp eine Viertelstunde ist nicht viel für einen | |
| Finanzsenator, um den bisher größten Berliner [1][Landeshaushalt] im | |
| Parlament vorzustellen. Daniel Wesener, erst drei Monate im Amt, aber zu | |
| seinem Glück zuvor lange haushaltspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, | |
| bekommt das am Donnerstagnachmittag hin. Kein Klein-Klein, große Linien und | |
| dadurch sogar Zeit genug, Kernpunkte zum Ende noch mal zu wiederholen. Die | |
| oppositionellen Fraktionen von CDU und FDP bemängeln nicht übermäßig viel, | |
| loben sogar Einzelnes. Bloß von der AfD, die es zudem schafft, in eine | |
| Haushaltsrede die Abschiebung abgelehnter Asylbewerber einzubauen, kommt | |
| Brachialkritik: Zu wenig [2][Schuldentilgung], der Senat versuche zudem, | |
| alte Probleme durch neue Krisen zu kaschieren. | |
| Jeweils rund 36 Milliarden Euro – das ist die Größenordnung mit den neun | |
| Nullen – umfasst die Planung für 2022 und 2023. Er gilt für zwei Jahre, | |
| weil das Berliner Landesparlament anders als etwa der Bundestag mit einem | |
| Doppelhaushalt arbeitet. Dass nicht schon Ende 2021 ein ursprünglicher | |
| Entwurf beschlossen wurde, der bereits im Sommer vorlag, liegt an der | |
| [3][Neuwahl des Parlaments] im vergangenen Herbst: Keine neue Regierung, | |
| auch wenn sie von denselben Parteien gestellt wird, übernimmt komplett | |
| einen alten Entwurf. | |
| Die vier zentralen Punkte, mit denen Senator Wesener seine Rede umrahmt, | |
| sind der Umgang mit der Coronapandemie, die weiter eine große Belastung für | |
| den Haushalt darstelle, finanzielle Vorsorge, Investieren, aber auch Tilgen | |
| und der Blick auf einen ausgeglichenen Haushalt. Zudem will Wesener nach | |
| aus seiner Sicht unberechtigter Kritik klar vermitteln: „Wer glaubt, dass | |
| bei den Bezirken gespart werde, der irrt.“ Stattdessen stehe für sie rund | |
| eine halbe Milliarde zusätzlich bereit. Generell gelte: „Gespart wird in | |
| diesem Haushaltsentwurf sicher nicht.“ | |
| Dass darin trotzdem auch Schuldentilgung vorkommt, gefällt vor allem der | |
| FDP-Finanzexpertin Sibylle Meister. Investitionen dürfe man nicht nur | |
| ankündigen, man müsse das Geld auch ausgeben. Als Beispiel wählt sie eins, | |
| das bei der FDP sonst nicht im Fokus steht: „Es hilft dem Radverkehr ja | |
| nicht, wenn das Geld nur im Haushalt drinsteht. | |
| Für ihren Oppositionskollegen Christian Goiny von der CDU mangelt es trotz | |
| der von Wesener propagierten Vorsorge gerade daran: Die Flucht aus der | |
| Ukraine sei nicht ausreichend im Haushalt abgebildet. Auch zu Katastrophen- | |
| und Zivilschutz finde sich nichts. Und die höheren Investitionen erklärt er | |
| wie folgt: Dass deren Summe ansteigt, liegt für ihn daran, dass das dafür | |
| vorgesehene Geld im letzten Haushalt nicht ausgegeben wurde. Neue | |
| Mehrausgaben würden oft nur Kostensteigerungen abdecken. | |
| Goiny regt einen neuen Ansatz für die nun folgenden Haushaltsberatungen im | |
| Parlament an: Weniger kleinteilig, sondern mit Blick auf die großen Frage – | |
| warum Planungen nicht vorankommen, welche Strukturen sich ändern müssen. | |
| Reaktionen von Rednern der Koalition kommen dazu allerdings nicht. | |
| 24 Mar 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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