| # taz.de -- Entscheidung über das Paritätsgesetz: Ignorantes Thüringer Geric… | |
| > Am Thüringer Parité-Gesetz zeigt sich wieder einmal: Entscheidend ist | |
| > nicht der Wortlaut einer Verfassung, sondern ihre Interpretation. | |
| Bild: Der Landesfrauenrat Thüringen demonstriert vor dem Thüringer Verfassung… | |
| „Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Das Land, seine | |
| Gebietskörperschaften und andere Träger der öffentlichen Verwaltung sind | |
| verpflichtet, die tatsächliche Gleichstellung von Frauen und Männern in | |
| allen Bereichen des öffentlichen Lebens durch geeignete Maßnahmen zu | |
| fördern und zu sichern.“ Eigentlich ist dieser Auftrag, wie er in der | |
| Thüringer Landesverfassung steht, eindeutig. | |
| Doch [1][nach Ansicht des Thüringer Verfassungsgerichts] ist er nicht | |
| geeignet, eine Quotenregelung für Thüringer Landtagswahlen zu | |
| rechtfertigen. Es fehle, so heißt es, eine ausdrückliche Erwähnung von | |
| quotierten Wahllisten. Wenn es nach dem Thüringer Verfassungsgericht ginge, | |
| müssten Verfassungen jedes umstrittene Projekt ausdrücklich erwähnen und | |
| sähen dann aus wie ein Koalitionsvertrag. Eine abwegige Vorstellung. | |
| Aber es zeigt wieder einmal: Entscheidend ist nicht der Wortlaut einer | |
| Verfassung, der hier ungewöhnlich deutlich ist. Entscheidend ist die | |
| Interpretation der Verfassung durch das jeweilige Verfassungsgericht. In | |
| Thüringen hielt eine klare Mehrheit der RichterInnen das Paritätsgesetz für | |
| verfassungwidrig. In Brandenburg kann das in wenigen Wochen ganz anders | |
| aussehen. | |
| Allerdings sollten solche Paritätsgesetze auch nicht überbewertet werden. | |
| Sie regeln nur die Landeslisten. Sie erfassen nicht die Direktmandate, die | |
| in Deutschland die Hälfte des Bundestag und auch der meisten Landtage | |
| ausmachen – in Baden-Württemberg etwa gibt es gar keine Parteilisten. | |
| Wenn in den Wahlkreisen überwiegend Männer gewählt werden, dann kann auch | |
| ein Paritätsgesetz kein [2][hälftig mit Männern und Frauen besetztes | |
| Parlament] garantieren. Doch auch hierfür gibt es eine Lösung: Wenn die | |
| Zahl der Wahlkreise halbiert wird, könnte in jedem Wahlkreis ein Tandem aus | |
| Mann und Frau gewählt werden. In Frankreich wird dies bereits mit Erfolg | |
| praktiziert. In Thüringen hätte das Verfassungsgericht zwar sicher auch | |
| damit ein Problem. Doch zum Glück ist das Thüringer Verfassungsgericht nur | |
| für Thüringen zuständig. | |
| 15 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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