# taz.de -- Doku über Fußballnationalteam der Frauen: Die große Bühne | |
> Die Dokuserie „Born for this“ begleitet das Nationalteam der Frauen vor | |
> der Fußball-EM in England und bietet Einblicke, die nach wie vor selten | |
> sind. | |
Bild: Nationalspielerinnen Almuth Schult, Lea Schüller, Alexandra Popp, Svenja… | |
„Ich würde dich als Freundin bezeichnen“, sagt die 27-jährige | |
Mittelfeldspielerin Lina Magull und grinst Nationalteamkollegin [1][Laura | |
Freigang] an. Die beginnt zu lachen. „Ist mir ja ein bisschen peinlich, | |
aber ich bin eigentlich dein Fan.“ Die beiden Fußballerinnen trennen | |
alterstechnisch nur knapp vier Jahre. In der Entwicklung des Frauenfußballs | |
können das Welten sein. | |
„Als ich klein war, war es immer mein Traum, in der Nationalmannschaft zu | |
spielen“, sagt Magull. Die Spielerin des FC Bayern München begann ihre | |
Karriere in Jungenteams. Seit 2015 ist sie eine feste Größe im Nationalteam | |
der Frauen. Magull verfolgte ihren Traum zielstrebig und ist heute eine der | |
Fußballidole, zu denen junge Mädchen aufschauen. Knapp sechzigtausend | |
Menschen folgen der Fußballerin auf Instagram. In Stadien tragen Fans ganz | |
selbstverständlich Trikots mit ihrem Namen auf dem Rücken. | |
Die Zeiten, in denen der Mehrheit der fußballinteressierten Menschen an | |
Fußballerinnen nur die Welt- und achtfache deutsche Fußballerin des Jahres | |
Birgit Prinz einfiel, sind lange vorbei. Trotzdem ist die dreiteilige Doku | |
„Born for this – Mehr als Fußball“ für die ein Team von Warner Bros. ein | |
Jahr lang das Fußballnationalteam der Frauen begleitet hat, noch etwas | |
Besonderes. Filmisch begleitet wurde die Weltmeisterschaft der Frauen 2007 | |
mit der Dokumentation „Die besten Frauen der Welt“. Kurz vor Turnierstart | |
gibt es sonst aber meistens kürzere Einspieler, Werbefilme oder | |
vereinsfinanzierte Promosendungen. Die Doku, die [2][ab dem 6. Juli in den | |
Mediatheken von ARD], Sky und Magenta TV zu sehen ist, gibt den | |
Spielerinnen und Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg die große | |
Bühne. | |
Denn natürlich geht es beim Fußball der Frauen immer auch um Sichtbarkeit. | |
Melanie Leupolz merkt beim Rückspiel gegen Israel an: „Ich freue mich, dass | |
wir noch mal zeigen können, wie gut wir sind. Dass es auch live im TV | |
kommt, das war ja beim letzten Spiel leider nur im Stream.“ Die drei | |
Dokufolgen mit je über einer Stunde Laufzeit zeigen die harte Arbeit, die | |
das Team für die Vorbereitung auf die Europameisterschaft in England | |
geleistet hat. Sie porträtieren die Dynamik im Team, belanglosere | |
Gespräche, aber auch ernsteren Konkurrenzkampf. Das Filmteam wird auch die | |
EM-Reise des Teams begleiten. | |
## Sportliche Highlights, persönliche Einblicke | |
Eine gute Portion Fußballdramatik fehlt in den Folgen nicht. Etwa die | |
enttäuschten Blicke, untermalt mit Streichermusik, weil das Team im Oktober | |
2021 nur 1:0 gegen Israel gewinnen konnte. Eine gefühlte Niederlage. Die | |
ausrastende Trainerin am Spielfeldrand. Zahlreiche Bilder aus den Stadien | |
mit jubelnden Fans, Ansprachen in der Kabine und Bilder aus Flugzeugen. Das | |
hat man alles schon so ähnlich gesehen. Aber eben selten vom | |
Fußballnationalteam der Frauen. | |
In der Doku, die ohne Sprecherin auskommt, lernt man die Spielerinnen | |
persönlicher kennen. Sie erzählen von ihrem Ehrgeiz, von Unsicherheiten, | |
zeigen ihre Spielfreude. Sara Däbritz folgt die Kamera zu ihrem Verein in | |
Paris. Alexandra Popp sieht man nach abermaliger Verletzung auf ihrem Weg | |
zurück ins Nationalteam. | |
Besonders sticht die [3][Geschichte von Torhüterin Almuth Schult] hervor, | |
die sich entschied, nicht statt, sondern während ihrer Fußballprofikarriere | |
Mutter von Zwillingen zu werden. „Wenn die Hormonlage im Körper anders ist, | |
verändert sich das Leistungsvermögen. Das ist nicht optimal, dass sich der | |
Körper von Schwangerschaft auf Leistungssport umstellen muss. Nach dem | |
ersten Training war ich völlig fertig.“ Schult blieb dran, spielt weiterhin | |
im deutschen Nationalteam. Bald zieht die 31-Jährige für den Job als | |
Fußballerin [4][in die USA]. Ob das auch mit der besseren Bezahlung von | |
Fußballerinnen dort zusammenhängt? | |
Die Tatsache, dass alle Spielerinnen im Nationalteam noch ein zweites | |
berufliches Standbein haben, wird in der Doku auch thematisiert. Die | |
Probleme und Belastungen, die es im Frauenfußball gibt, werden in der Doku | |
durch die Berichte der Spielerinnen eingebunden. Rassismus, Sexismus – etwa | |
auch der Skandal um [5][sexuellen Missbrauch in der US-Fußballliga der | |
Frauen]. Ja, das ist ein Teil des Alltags. Die Doku bleibt aber nah am | |
sportlichen Spaß, nimmt sich Zeit für Taktik und Spielanalysen. Filmisch | |
gelöst mit vielen schnellen Schnitten und Aufnahmen der lässig tricksenden | |
Spielerinnen am Ball. „Born for this – Mehr als Fußball“ präsentiert die | |
Frauen als das, was sie sind: hochmotivierte EM-Stars. | |
6 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Frankfurt-in-der-Frauen-Bundesliga/!5840097 | |
[2] https://www.ardmediathek.de/sendung/born-for-this/staffel-1/Y3JpZDovL2Rhc2V… | |
[3] /Almuth-Schult-ueber-Muttersein-und-Sport/!5807212 | |
[4] /Almuth-Schult-verlaesst-den-VfL-Wolfsburg/!5857124 | |
[5] /Sexualisierte-Gewalt-im-US-Fussball/!5801524 | |
## AUTOREN | |
Linda Gerner | |
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