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# taz.de -- Debatte um Elefantenrunden: AfD in Wahlsendungen einladen?
> Die Alternative für Deutschland wurde vom SWR nicht zum Wahltalk
> eingeladen. War das ein Fehler? Ein Pro und Contra.
Bild: Gelegentlich hat Uwe Junge, Spitzenkandidat der AfD in Rheinland-Pfalz di…
## Ja!
Ätsch, ihr dürft nicht dabei sein! Wer gedacht hat, dass man die AfD so für
ihre hässliche Politik bestrafen kann, hat sich getäuscht. Das Gegenteil
ist eingetreten. Mit ihrer Weigerung, gemeinsam mit der AfD bei den
Fernsehdebatten vor den Landtagswahlen aufzutreten, haben ausgerechnet
Winfried Kretschmann (Grüne) und Malu Dreyer (SPD) den Rechten einen
Triumph beschert. Keineswegs nur die üblichen Shitstürmer im Netz
kritisieren die Ausgrenzung der AfD, auch die meisten linksliberalen
Zeitungen üben Kritik. Nicht die Rechten stehen jetzt am Pranger, sondern
ihre Gegner und der regierungstreudoofe Südwestrundfunk. In diesem Fall
leider zu Recht.
Geschenkt, dass auch in anderen TV-Runden nur die Parteien eingeladen
wurden, die bereits im Parlament vertreten waren. Eine feste Regel gibt es
nicht, die Piraten etwa durften auch schon ohne Sitze mitreden. Und: Wem
nützt es, eine Partei auszuschließen, die in allen Umfragen um die zehn
Prozent und höher liegt? Glaubt irgendjemand, dass ihre Parolen dann
weniger Gehör finden? Im Jahr 2016? Wenn jeder potenzielle Wähler von
Facebook bis Russia TV genug Kanäle hat, wo er Hetze ohne Obergrenze finden
kann? Es hat keinen Sinn mehr, die Wähler wie kleine Kinder zu behandeln,
nach dem Motto: Igitt, so was Schlimmes dürft ihr nicht anschauen! Das
nehmen viele übel.
Klar, man kann sich bei dem rechten Gewäsch auch die Ohren zuhalten und
einfach hoffen, dass es auch sonst niemand hört. Erfolgsaussichten, leider:
null. Die Lage ist ernst. Viele Bürger, die Angela Merkels
Flüchtlingspolitik falsch finden, suchen ihr Heil offenbar bei der AfD.
Diesen Leuten müssten selbstbewusste Politiker in der direkten
Auseinandersetzung beweisen, dass sie bessere Argumente haben. In der
Flüchtlingsfrage – aber auch zu Homo-, Frauen-, Bürgerrechten, wo die AfD
schnell entzaubert werden kann. Fragt sie, was sie wirklich wollen! Sagt
ihnen doch ins Gesicht, was ihr davon haltet! Wenn linke Politiker davor
Angst haben, kann man wirklich Angst bekommen. Dann reicht der AfD schon
ihre Ausgrenzung als Wahlwerbung. Und nur die Rechten sagen: Ätsch! (LUKAS
WALLRAFF)
## Nein!
Es gibt keinen Grund, eine Partei, die nicht im Parlament vertreten ist, in
eine TV-Kandidatenrunde einzuladen – und schon gar keine Verpflichtung,
dies zu tun. Das hat nichts mit Benachteiligung zu tun. Sondern mir klaren
Prinzipien, an die sich öffentlich-rechtliche Fernsehsender halten sollten,
wollen sie nicht in den Verdacht geraten, bestimmte Parteien
opportunistisch zu hofieren oder zu benachteiligen.
Wer jetzt unbedingt dafür ist, dass die AfD vor den Landtagswahlen in
Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz in den Kandidatenrunden des
Südwestrundfunks (SWR) auftreten darf, muss sich fragen lassen, warum er
nicht schon früher dafür eingetreten ist, dass die Grünen, die Linkspartei
und die Piraten in solche Runden eingeladen wurden, bevor sie in die
jeweiligen Parlamente einzogen.
Der Verweis auf die hohen Umfragewerte der AfD allein genügt nicht, um
jetzt eine Einladung zu begründen, denn die hatten andere Parteien zu
anderen Zeiten auch. Und Umfragewerte sind volatil. Und die NPD wird auch
nicht in solche Runden eingeladen, obwohl sie mehrmals in Landesparlamente
eingezogen ist. Dabei ist ein Sitz im Landesparlament das einzig harte
Kriterium, das zählen sollte.
Dass sich der SWR von den Grünen und der SPD die Bedingungen für eine
Einladung der AfD diktieren lässt, statt sie als Gastgeber selbst zu
formulieren, ist peinlich. Es ist eine Steilvorlage für die
Rechtspopulisten, die sich gerne zum Opfer eines angeblichen
„Schweigekartells“ aus „Lügenpresse“ und „linksgrün versifftem
Staatsrundfunk“ stilisieren – ihre Lieblingsrolle. Dabei kann von einer
Benachteiligung der AfD keine Rede sein. Deren Spitzenpolitiker waren in
den großen Talkshows schon gern gesehene Gäste, bevor die Partei ins erste
Parlament einzog.
Es spricht für das PR-Geschick der AfD, dass sie sich trotz ihrer medialen
Omnipräsenz als Opfer einer angeblichen Zensur gerieren kann. Nun
diskutiert das halbe Land darüber, ob diese unappetitliche Partei von einem
Provinzsender in eine Sendung eingeladen wird, für die sich sonst niemand
interessieren würde. Das muss man erst mal schaffen. (DANIEL BAX)
22 Jan 2016
## AUTOREN
Lukas Wallraff
Daniel Bax
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