# taz.de -- Experte zur Wählerbewegung: „Die AfD ist wie ein Staubsauger“ | |
> Wer sind sie? Woher kommen sie? Was wollen sie? Stefan Merz vom | |
> Umfrageinstitut infratest dimap über die WählerInnen der AfD. | |
Bild: Ein Anhänger der Partei | |
taz: Herr Merz, sollten wir der AfD, der Alternative für Deutschland, | |
dankbar sein? | |
Stefan Merz: Wie meinen Sie das? | |
Die Partei hat viele ehemalige Nichtwähler mobilisiert. | |
Ich würde es anders formulieren: Das Thema Flüchtlinge hat die Menschen | |
bewegt und ehemalige Nichtwähler mobilisiert. Viele Leute haben sich zu | |
Wort gemeldet, die den Eindruck haben, dass sie von etablierten Parteien | |
mit ihren Interessen und Sorgen nicht ernst genommen werden. Ich würde aber | |
nicht sagen, dass man der AfD dafür dankbar sein soll. Wahlbeteiligung ist | |
kein Wert an sich. Es ist schon auch die Frage, was mit einer Stimme | |
gemacht wird. | |
Wer wählt die AfD? | |
Sie wird stärker von Männern gewählt. In Baden-Württemberg haben 18 Prozent | |
der Männer und 12 Prozent der Frauen AfD gewählt, ähnliche Unterschiede gab | |
es auch in Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Es ist ein klassisches | |
Muster, dass Männer schneller extreme oder neue Parteien wählen. | |
Welche Charakteristika gibt es noch? | |
Altersmäßig ist die Wählerschaft bis 60 Jahre relativ gleichmäßig verteilt. | |
Die über 60-Jährigen dagegen sind unterrepräsentiert. Die besten Ergebnisse | |
erzielt die AfD in der mittleren Bildungsschicht, nicht in der niedrigeren, | |
wie man vielleicht annehmen könnte. Bemerkenswert ist, wie gut die AfD bei | |
Arbeitern abgeschnitten hat. 30 Prozent haben etwa in Baden-Württemberg AfD | |
gewählt und in Sachsen Anhalt sogar 37 Prozent. | |
Wie sieht es bei den Arbeitslosen aus? | |
In Sachsen-Anhalt haben 38 Prozent aller Arbeitslosen ihr Kreuz bei der AfD | |
gemacht. Hier sind die Sorgen, zu kurz zu kommen etwa bei Arbeitsplätzen | |
oder Sozialwohnungen, besonders groß. | |
Welche Themen sind für die WählerInnen der AfD noch wichtig? | |
Für rund zwei Drittel aller AfD-Wähler stand das Thema Flüchtlinge auf | |
Platz eins. Danach kommen innere Sicherheit und soziale Gerechtigkeit. | |
Gibt es Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland? | |
Die Motive der AfD-Wähler und die Muster des unterschiedlich starken | |
Abschneidens in bestimmten Bevölkerungsgruppen sind durchaus ähnlich. Bei | |
den Wählerwanderungen werden aber Unterschiede sichtbar. | |
Welche zum Beispiel? | |
Der Zustrom von den kleinen Parteien – die AfD wirkt wie ein Staubsauger, | |
der alles aufsaugt – ist in Sachsen-Anhalt besonders groß. Darunter sind | |
sehr viele ehemalige NPD-Wähler. | |
Wie kann man erklären, dass in Baden-Württemberg rund 70.000 ehemalige | |
Grünen-Wähler die AfD gewählt haben? | |
Das ist durchaus ungewöhnlich. Die Grünen sind die Partei, die | |
normalerweise kaum Wähler an die AfD abgeben muss. Vermutlich waren unter | |
den Grünenwählern von 2011 auch einige Protestwähler – Stichwort Stuttgart | |
21, Fukushima –, die bei dieser Wahl weitergezogen sind. Trotzdem haben | |
auch bei dieser Wahl die anderen großen Parteien erheblich stärker an die | |
AfD verloren als die Grünen. | |
14 Mar 2016 | |
## AUTOREN | |
Hannah Weiner | |
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