# taz.de -- Corona beschäftigt Parlament: Run aufs Krisengeld | |
> Wirtschaftssenatorin Pop (Grüne) berichtet von bereits 2.000 | |
> Hilfsanträgen von unter den Folgen der Coronakrise leidenden Betrieben. | |
Bild: Informierte über Förderprogramme gegen Corona-Folgen: Wirtschaftssenato… | |
Knapp 2.000 Anträge auf kurzfristige Corona-Liquiditätshilfe sind bereits | |
beim Senat eingegangen. Das war am Mittwoch von Wirtschaftssenatorin Ramona | |
Pop (Grüne) im Hauptausschuss des Parlaments zu hören. Finanzsenator | |
Matthias Kollatz (SPD) bereitete die Abgeordneten dort zudem darauf vor, | |
dass in den kommenden Wochen gleich zwei Nachbesserungen des aktuellen | |
Landeshaushalts, sogenannte Nachträge, auf sie zukommen, verbunden mit | |
Krediten, deren Höhe Kollatz wegen der ungewissen Lage offen ließ. Die | |
gesetzliche Schuldenbremse soll wegen wegen der Notlage nicht gelten. | |
Quer durch alle Fraktionen von der AfD bis zur Linkspartei stellten sich | |
die Abgeordneten grundsätzlich hinter die Hilfspakete des rot-rot-grünen | |
Senats: zum einen 200 Millionen zinsfreie Liquiditätshilfe, also Geld für | |
die nötigsten Zahlungen, für kleine und mittlere Unternehmen, [1][online zu | |
beantragen über die Investitionsbank Berlin, die Förderbank des Landes.] | |
Das zweite Programm des Senats sieht jeweils 5.000 Euro Zuschuss für unter | |
Coronafolgen leidende Soloselbständige vor, von denen es in Berlin laut | |
Kollatz 200.000 gibt. „Wir rechnen mit 40.000 Anträgen“, sagte der | |
Finanzsenator in der Ausschusssitzung. Bis zu 300 Millionen Euro sollen | |
dafür zur Verfügung stehen, wenn nötig mehr. Auf Drängen der CDU-Fraktion | |
schloss Kollatz aus, dass der Flughafen Tegel im Windschatten der | |
Coronakrise nicht nur zeitweise, sondern dauerhaft geschlossen werden | |
könnte. | |
Im Ausschuss rückt man an diesem Tag räumlich auseinander und will doch | |
zugleich via Fernsehbilder des RBB Zusammenhalt und Handlungsfähigkeit nach | |
außen tragen. Es ist eine schwierige Aufgabe, vor der Abgeordnete und | |
Senatsmitglieder in diesen Tagen stehen. Sozialsenatorin Elke Breitenbach | |
von der Linkspartei rückt vor Sitzungsbeginn ihren Tisch extra noch ein | |
bisschen weg, um mehr Abstand zum nächsten zu sichern – und doch auch sie | |
kann das nicht ganz durchhalten: Wenn es etwa darum geht, der zwei Tische | |
weiter sitzenden Wirtschaftssenatorin Ramona Pop von den Grünen eine | |
Information schnell und vertraulich zuzuraunen, stecken die beiden dann | |
doch die Köpfe zusammen. | |
## Abgeordnete auf Abstand | |
Genau geplant hat man im Abgeordnetenhaus die Sitzung, Abstände | |
eingeschätzt, das Treffen in einen weit größeren als den normalen | |
Sitzungssaal verlagert. Tische und Stühle sind über die gesamte Saallänge | |
gestreckt, jeder zweite Platz bleibt leer – nur 17 statt 28 Mitglieder sind | |
anwesend, was einer vorherigen Absprache der sechs Fraktionen entspricht. | |
„Da muss ich jetzt weiter als sonst gucken“, versuchte Ausschusschefin | |
Franziska Becker (SPD) zu Beginn, die gedrückte Stimmung etwas | |
aufzulockern. | |
So ähnlich soll es auch am Donnerstag sein, wenn im Plenarsaal das gesamte | |
Parlament tagt: nur knapp die Hälfte anwesend, gerade so viel, dass das | |
Parlament noch beschlussfähig ist, wozu es 81 der 160 Abgeordneten braucht. | |
Sollte zwischenzeitlich einer wegmüssen oder unerwartet doch nicht kommen | |
können, sollen weitere Abgeordnete in ihren Parlamentsbüros auf Abruf | |
bereit sein. | |
Am Dienstag waren Zweifel aufgekommen, ob man die bereits einmal | |
verschobene Sitzung nicht erneut absagen müsse, weil zwei Coronafälle unter | |
den Abgeordneten bekannt wurden, bei der SPD und der AfD. Am | |
Mittwochnachmittag aber sagte Parlamentssprecher Ansgar Hinz der taz: „Die | |
Sitzung findet wie geplant statt.“ | |
25 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ibb.de/de/foerderprogramme/liquiditaetshilfen-berlin.html | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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Michael Müller | |
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