# taz.de -- Corona-Hilfen gigantisch nachgefragt: Berlin baut die Förderung aus | |
> Der Senat will nun bis zu einer Milliarde Euro für Selbstständige und | |
> Unternehmen geben. Zuvor war die Antragsseite zusammen gebrochen. | |
Bild: Legt noch ein bisschen Geld nach: Finanzsenator Kollatz | |
BERLIN dpa | Angesichts des offensichtlich riesigen Bedarfs stockt der | |
Berliner Senat seine Millionenhilfen für mittlere und kleinere Unternehmen | |
in der Coronakrise auf. Wenn es nötig sei, könne das bisher geplante | |
Volumen von 600 Millionen Euro auf bis zu einer Größenordnung von einer | |
Milliarde Euro erhöht werden, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz der | |
Deutschen Presse-Agentur. | |
„Die erste Welle werden wir abarbeiten, auch wenn es zu deutlich höheren | |
Haushaltsbelastungen führt, als wir ursprünglich gedacht haben“, | |
versicherte der SPD-Politiker. „Weil wir den Unternehmen helfen wollen und | |
wissen, dass es hier mitunter um Tage geht.“ | |
Berlin hatte zwei Soforthilfe-Programme für Firmen aufgelegt, die wegen der | |
Ausbreitung des Corona-Virus und den Gegenmaßnahmen in ihrer Existenz | |
bedroht sind. Sie können je nach Größe zinslose Kredite oder Zuschüsse | |
erhalten. [1][Das Interesse an beiden Programmen ist gigantisch.] Wegen der | |
Flut von Antragstellern, die sich online melden müssen, sind die Server der | |
IBB völlig überlastet. | |
Am Wochenende teilte die IBB mit, dass die Hilfen bereits in großem Umfang | |
angelaufen seien. Bereits am Freitag, dem ersten Antragstag für die | |
Zuschüsse, waren demnach zusammen rund eine Million Euro an 110 Personen | |
ausgezahlt. Das entspreche durchschnittlich 9.000 Euro pro Antrag. Am | |
Montag sollen weitere Gelder in Höhe von über 40 Millionen Euro an mehrere | |
Tausend Personen angewiesen werden. | |
## Darlehen-Programm kurz ausgesetzt | |
Die Nachfrage nach den Darlehen, dem zweiten Programm also, ist nach | |
Angaben der IBB deutlich größer als erwartet. Folge: Die IBB setzte die | |
Annahme weiterer Kreditanträge vorerst aus, um mit dem Senat am Montag das | |
weitere Vorgehen zu beraten. Alle eingegangenen Anträge würden jedoch | |
bearbeitet. | |
„Wir haben bisher 836 vollständig eingereichte Anträge mit einem | |
beantragten Volumen von 152 Millionen Euro erhalten“, so Vorstandschef | |
Jürgen Allerkamp. Das Land habe einen Kreditrahmen für bisher gesunde | |
Unternehmen in Höhe von 100 Millionen Euro beschlossen und eine Erhöhung | |
auf 200 Millionen in Aussicht gestellt. Wenn alle Anträge, die momentan in | |
Bearbeitung seien, bewilligt würden, beliefe sich das Volumen der IBB | |
zufolge auf mehr als 300 Millionen Euro. | |
## Der Bund muss einspringen | |
Kollatz machte klar, dass Berlin für das gesamte Hilfspaket [2][nicht | |
endlos Geld zur Verfügung habe.] Daher müssten früher oder später verstärkt | |
Programme des Bundes in Anspruch genommen werden – was aber auch gehe. Das | |
Zuschussprogramm sei nicht von der Aussetzung betroffen, sonderen nur das | |
Kreditprogramm, betonte die IBB am Sonntag. | |
Und so sehen die Hilfen aus: Kleine Firmen mit bis zu fünf Beschäftigten, | |
Freiberufler und Solo-Selbstständige können zur Bewältigung der schlimmsten | |
Härten 5000 Euro Zuschuss bei der IBB beantragen. Gegebenenfalls ist in | |
frühestens drei Monaten ein weiterer Antrag möglich. Berlin hat rund 200 | |
000 Solo-Selbstständige. | |
Die andere Hälfte des Sofortprogramms des Landes wurde für kleine und | |
mittlere Unternehmen bis zu 250 Beschäftigten aufgelegt. Sie können als | |
Liquiditätshilfe zinslose Kredite von der IBB bekommen. Das maximale | |
Volumen liegt bei 500 000 Euro, kann im Einzelfall aber auch höher sein. | |
## Kritik von der CDU | |
Vom Bund bekommen Kleinstunternehmen außerdem bis zu 9000 Euro Soforthilfe, | |
solche mit bis zu 10 Beschäftigten bis zu 15 000 Euro. Auch diese Anträge | |
laufen über die IBB. Größere Firmen können Bundesprogramme nutzen, etwa | |
Kredite von der Förderbank des Bundes, der KfW. | |
CDU-Landeschef Kai Wegner forderte vom Berliner Senat mehr Hilfen für die | |
Unternehmen. „Die Soforthilfemaßnahmen des Berliner Senats reichen (...) | |
nicht aus: zu wenig, zu langsam und zu umständlich“, kritisierte Wegner. | |
„Was Berlin braucht, ist ein umfassendes Rettungsprogramm nach dem Vorbild | |
Bayerns.“ Nötig seien unter anderem neue nicht rückzuzahlende | |
Sofortzuschüsse, personelle Unterstützung zur zügigen Auszahlung und die | |
Verschlankung der Antragsbürokratie. | |
29 Mar 2020 | |
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