# taz.de -- Soforthilfe für Solo-Selbstständige: Meister Eder und Corona | |
> Viele Autor*innen sind durch Corona von Armut bedroht. Gerade jetzt, wo | |
> nur noch Reisen in die Fantasie möglich sind, ist Solidarität gefragt. | |
Bild: Liebloser Umgang mit Büchern auf einem Flohmarkt | |
Teile von uns stehen in Ihrem Wohnzimmer, in Ihrem Bücherregal, das von | |
Bildung zeugt, vom „Guten, Wahren und Schönen“. Wir Schriftsteller*innen | |
haben es mit unseren Ideen gefüllt. Obwohl Bücher viele Menschen von | |
Kindesbeinen an begleiten, wissen die meisten erstaunlich wenig darüber, | |
wie wir leben. Schillers verfaulter Apfel im Schreibtisch ist manchen | |
vielleicht ein Begriff: | |
Ein Genie, das von der Muse abgebusselt Weltliteratur hervorbrachte und | |
ähnlich wie auch der arme Poet von Carl Spitzweg das Bild des | |
Schriftstellers in der Öffentlichkeit prägte: Arbeit? Fehlanzeige, denn | |
schreiben bereitet Freude. Komfort? Wir ernähren uns von Luft und Tinte, | |
hausen in unserer „Ideenwelt“. Doch vom Schreiben leben zu können, bedeutet | |
eine enorme Plackerei, immer mit einem Fuß im Dispo. In Zeiten von Corona | |
bleibt für viele nur [1][Hartz IV]. | |
## Ein Massaker an Büchern | |
Wer überhaupt noch Rücklagen hat, müsste sie aufbrauchen, um auf | |
[2][Soforthilfe] zurückgreifen zu dürfen, oder Engpässe bei | |
Betriebsausgaben vorweisen. Dies könnte man, wenn man in der Liga von | |
Stephen King mittippt, durch Ausgaben für Angestellte. Die meisten von uns | |
sind schon glücklich, überhaupt vom Schreiben leben zu können. | |
Mit den Ideen, die wir aus unseren hervortretenden Rippen schwitzen, | |
erschaffen wir symbolische Produkte, eine ganze Industrie, von der wir | |
immer schwerer existieren können. So geht es im Übrigen auch vielen anderen | |
Soloselbstständigen. Mal ehrlich: Was wäre Ihr Leben ohne [3][Pumuckl] oder | |
das abendliche Betthupferl des Bayerischen Rundfunks? Ohne den Krimi, der | |
Sie wohlig frösteln lässt auf der Suche nach dem Mörder? | |
Der bayerische Umgang mit Schriftsteller*innen in der Coronakrise kommt | |
einem Massaker an Büchern gleich. Bedroht die Existenz derer, die uns mit | |
lustvollen Reisen in andere Lebenswelten beschenken. Gerade jetzt eine der | |
wenigen Möglichkeiten für eine Expedition. Also seien Sie solidarisch mit | |
Meister Eder, damit er nicht an Corona stirbt. | |
16 Apr 2020 | |
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## AUTOREN | |
Leonhard F. Seidl | |
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