# taz.de -- Comedy-Autorin über Aktivismus: „Twitter ist für mich Battle-Ra… | |
> Jasmina Kuhnke ist als „Quattromilf“ eine Twitter-Celebrity. Aus Protest | |
> gegen rechtsextreme Verlage auf der Buchmesse sagte sie ihre Teilnahme | |
> ab. | |
Bild: Boykottiert die Frankfurter Buchmesse: Autorin Jasmina Kuhnke | |
Jasmina Kuhnke trifft viele Vorsichtsmaßnahmen in ihrem Leben. Am | |
vergangenen Montag sagte sie die Teilnahme an der Frankfurter Buchmesse ab. | |
In einem Statement auf Twitter schreibt sie: „Nun habe ich (…) erfahren, | |
dass der Verlag Jungeuropa (…) direkt neben den großen Bühnen des ZDF | |
ausstellen darf. Verleger von Jungeuropa ist Philip Stein, ein | |
Rechtsextremist. (…) Stein ist Leiter des rechtsextremen | |
Gemeinschaftsprojekts ‚Ein Prozent für unser Land‘ und hat (…) bereits | |
öffentlich geschrieben, dass ich abgeschoben werden solle. Es ist also | |
damit absehbar, dass über den Verlag und Autor*innen hinaus auch weitere | |
Rechtsextreme die Messe besuchen werden, was die Gefahr für mich persönlich | |
unübersehbar gegenwärtig macht.“ | |
Kuhnke sollte als Überraschungsgast bei der ARD-Buchnacht auftreten. Der | |
[1][Ankündigung, der Buchmesse fernzubleiben], folgten über die Woche | |
weitere Autor*innen. | |
Im Rahmen der Buchmesse sollte auch ein taz Talk mit Jasmina Kuhnke | |
stattfinden. Auf Wunsch der Autorin hat die taz sich entschieden, das | |
Gespräch nicht zu senden. Es wurde vor der Absage aufgezeichnet und wäre | |
zum Zeitpunkt der Ausstrahlung nicht mehr angemessen gewesen. | |
Auch dieses Gespräch wurde vor Beginn der Buchmesse in Frankfurt am Main | |
geführt. Jasmina Kuhnke ist noch in Vorfreude auf ihre Buchpremiere. Wir | |
haben das Gespräch nachträglich um eine Frage zu ihrer Absage der Buchmesse | |
ergänzen können. | |
taz am wochenende: Frau Kuhnke, auf der Frankfurter Buchmesse sollte die | |
einzige Live-Veranstaltung zu Ihrem Romandebüt stattfinden. Sie haben sich | |
nun entschlossen, der Buchmesse fernzubleiben. Dort stellt ein | |
rechtsextremer Verlag an prominenter Stelle aus. Was bedeutet das für Sie? | |
Jasmina Kuhnke: Wie im Statement bereits aufgeführt hat diese Entscheidung | |
vor allem Konsequenzen für mein Buch – die Buchmesse ist ja auch | |
Werbeveranstaltung für Verlage und Schriftsteller*innen. Das fällt jetzt | |
für mich, aber auch die weiteren betroffenen Autorinnen Annabelle Mandeng, | |
Nikeata Thompson – die sich beide ebenfalls zum [2][Boykott der Buchmessen] | |
entschlossen haben – weg. | |
Im Buch „Schwarzes Herz“ erzählen Sie die Geschichte von einer Schwarzen | |
Frau in Deutschland, von ihrem Aufwachsen in einer rassistischen | |
Gesellschaft und ihrem Leben mit einem gewalttätigen Partner. Sie | |
schreiben: „Die Wut hält mich wach und lässt mich niemals aufgeben.“ Wora… | |
bezieht sich die Wut der Protagonistin? | |
Die Wut der Protagonistin bezieht sich nachvollziehbar auf den Rassismus | |
der weißen Mehrheitsgesellschaft, dem sie sich ausgesetzt sieht, und auch | |
darauf, dass sie einfach nicht als der Mensch wahrgenommen wird, der sie | |
ist. Irgendwann weiß sie selbst nicht mehr, wer sie ist, und verliert sich. | |
Worauf waren Sie zuletzt wütend? | |
Auf mich selbst. | |
Worüber haben Sie zuletzt gelacht? | |
Über meine Kinder. Sie haben ein wahnsinnig gutes Gespür für | |
Situationskomik. | |
Was haben sie gemacht? | |
Da gibt es viele Sachen. Ich beobachte ihre Sicht auf die Dinge, diese | |
Freude an vielen Dingen, und ihre Spielfreude ist wahnsinnig cool. | |
Sie sind Comedy-Autorin, haben unter anderem für Carolin Kebekus | |
geschrieben. Für wen schreiben Sie aktuell? | |
Das sage ich nicht. | |
Ihr bisher einziger eigener Bühnenauftritt war im Februar 2019 in Felix | |
Lobrechts Comedy Roast Show. Abdelkarim, Olaf Schubert und viele andere | |
waren neben Ihnen da. Dort geht es darum, sich auf der Bühne abwechselnd so | |
hart wie möglich zu beleidigen. Sie haben gut ausgeteilt und dann aber auch | |
sehr herzhaft gelacht, als Sie von den anderen geroastet wurden. Ist das | |
so, dass Sie gut austeilen können, aber auch gut einstecken? | |
Total. Vor allem hatten wir ein Agreement, eine Absprache. Die Comedians, | |
die da saßen, haben alle Respekt voreinander und mögen einander. | |
Dementsprechend kann ich da herzhaft drüber lachen. | |
Es gibt die Regel, dass Humor nur von unten nach oben funktioniert. Wo ist | |
unten und wo ist oben? Wo verorten Sie sich? | |
Das kommt immer auf den Kontext an. | |
Wenn der Raum nicht mehr eine Comedyshow ist, in der Sie niemand kennt, | |
sondern Twitter, wo jemand wie Olaf Schubert kaum so bekannt ist wie Sie – | |
verschiebt sich dann nicht oben und unten? | |
Also zu dem Zeitpunkt hatte ich mit Sicherheit weniger | |
[3][Twitter-Follower] als alle anderen. Aber Olaf Schubert ist in jedem | |
Kontext ein weißer Mann und ich eben nicht. Ich reiche allen die Hand, die | |
mitgehen und dieses System ändern wollen. | |
Mittlerweile haben Sie diskursiv aber mehr Gewicht, oder? | |
Ja, aber das ändert meine Position im System nicht. Dort stehe ich immer | |
noch relativ weit unten. Zwar genieße ich jetzt Privilegien aufgrund | |
dessen, was ich mir erarbeitet habe, weil ich wahnsinnig viel Glück gehabt | |
habe und weil ich wahrgenommen werde. Ich genieße diese Privilegien im | |
Gegensatz zu anderen marginalisierten Personen, die würde ich auch mit | |
Sicherheit nicht diskutiv angehen, um sie zu schützen und mich mit ihnen zu | |
solidarisieren. | |
Mir hat neulich ein Journalist etwas leidgetan. Er hatte sich bei Twitter | |
in [4][die Debatte um Sarah-Lee Heinrich], die neue Co-Vorsitzende der | |
Grünen Jugend, hineinbegeben. Jugendliche Tweets von Heinrich wurden medial | |
diskutiert, Elke Heidenreich war der Meinung, Heinrich könne gar nicht | |
sprechen. Der Journalist hat Heinrich verteidigt, und irgendwann das | |
Beteiligen an der Debatte mit dem Essen von billigen Chips verglichen, bei | |
denen man irgendwann denke: „Scheisse, was mach ich denn hier eigentlich?“ | |
Das haben Sie mit „Felt edgy?! Peinlich!“ scharf kritisiert. | |
Das war nicht scharf. Nur weil sich jemand mal einen Moment lang engagiert, | |
bedeutet das doch nicht, dass man vollkommen devot alles andere ausblenden | |
und dieses kleine Zugeständnis bedingungslos feiern muss. Die Intention | |
ändert ja nichts an der Wirkung. Dessen muss sich ein Journalist wie | |
dieser, der im System nun mal ganz weit oben steht, bewusst sein. Das Thema | |
ist zu wichtig, um einfach mal kurz etwas unliebsam hinzurotzen und sich | |
ein bisschen Beifall abzuholen auf den Schultern von Betroffenen. Sarah-Lee | |
Heinrich bekommt Morddrohungen. Da fehlte mir wirklich die Ernsthaftigkeit. | |
Ist das etwas, was Sie an dieser Debatte am meisten gestört hat? Dass sie | |
mit zu wenig Ernsthaftigkeit diskutiert wurde? | |
Nein, das ist nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist der rechte | |
Shitstorm, der generiert wurde. Viele begreifen diese Vorgänge immer noch | |
nicht. Es ist keine Kritik, sondern ein orchestrierter Shitstorm, der | |
wahrscheinlich auch schon weit vorher geplant wurde. Wir wissen, dass die | |
Neue Rechte oder Rechtsradikale im Internet wahnsinnig gut organisiert | |
vorgehen und dass wir gesamtgesellschaftlich uns jedes Mal dazu hinreißen | |
lassen, uns irgendwie an dieser Debatte auf die Art und Weise zu | |
beteiligen, wie es gerade passiert ist. Dann trendet plötzlich „Rassismus | |
gegen Weiße“, dabei sollten eigentlich die Morddrohungen gegen Sarah-Lee | |
Heinrich das Thema sein. | |
Sie sind sehr engagiert auf Twitter. Und jetzt stelle ich die Frage, von | |
der ich eigentlich schon weiß, wie Sie sie an anderer Stelle beantwortet | |
haben. Aber trotzdem: Warum exponieren Sie sich dort so stark? | |
Warum denn nicht? Ich nutze Social Media wie alle anderen auch. Ich nehme | |
lebhaft am Diskurs teil – wahrscheinlich nimmt es die Außenwelt sehr viel | |
lebhafter wahr als ich. Ich nutze Twitter zwischen der Arbeit und allem | |
anderen alltäglichen. Ich bin bei vielem tiefenentspannt. Während | |
irgendwelche Medienmacher*innen wahnsinnig nervös auf Themen | |
anspringen, dreh ich mich einfach noch mal zur Seite und denke: Ja gut, das | |
war absehbar. Social Media ist Darstellung, Übertreibung. Dort sind alle | |
Darsteller*innen. Und warum sollte ich das nicht auch machen? | |
Wann schalten Sie ab? | |
Ich schalt immer ab. Ich mach meine Tweets nebenher, das ist ja nichts, | |
wofür ich mich wahnsinnig anstrengen müsste. Ich glaube, dann wäre ich auch | |
in meinem Job falsch, wenn mir das so viel abverlangen würde. | |
Mir wird gerade klar, dass Twittern Ihnen quasi liegen muss. Sie sind es | |
beruflich gewohnt, Punchlines zu schreiben. | |
Twitter ist für mich Battle-Rap. Ich habe früher als Jugendliche Kool Savas | |
gehört. Und manchmal denke ich heute: Das ist mein innerer Savas, und jetzt | |
geht’s los hier. Ich weiß als Comedy-Autorin schon vorher, was passieren | |
wird. Ich weiß, wann welcher Shitstorm mich wieder ereilen wird, und nehme | |
das gegebenenfalls auch gern in Kauf. Dafür, dass vielleicht ein oder zwei | |
Menschen der üblichen Verdächtigen, der sogenannten bürgerlichen Mitte, die | |
das lesen, kurz diesen Moment haben von: Ah, okay, oh! Erwischt. Das ist | |
das, was gute Comedy auch macht: dass man da sitzt und lacht und zeitgleich | |
denkt: Shit, that’s me. | |
Das heißt, wir sind eigentlich alle Ihr Publikum und für Sie total | |
berechenbar? | |
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich das Twitterpublikum durchaus sehr oft | |
sehr unterhaltsam finde. Und wenn die dann denken: Ja, jetzt habe ich hier | |
das N-Wort untergebracht oder hab mich wahnsinnig empört und unterstell ihr | |
Rassismus gegen Weiße, mal gucken, was sie dann macht. Dann bist du genau | |
da, wo ich dich haben wollte: demaskiert! Unangenehm, oder? | |
Für Sie ist Twitter kein Raum für Austausch? | |
Doch, auch, na klar. Aber wie im normalen Leben suche ich mir natürlich | |
aus, mit wem ich mich wie unterhalte. Es gibt Situationen, in denen ich | |
etwa privat angeschrieben werde, wo ich zum Glück aufgrund meiner Position | |
auch mal unterstützend wirken kann oder wo ich eine Art Verbindung | |
aufgebaut habe und mit Menschen im engen Kontakt bin. Aber ich werde mich | |
wie in meinem Alltag nicht mit Rechten, die mich dehumanisieren, | |
unterhalten. Da gibt es für mich keinen Spielraum. | |
Was macht Sie wütend am politischen Umgang mit Rassismus und | |
Rechtsextremismus? Was erwarten Sie von der nächsten Bundesregierung? | |
Ich habe das Gefühl, dass die Politik immer wieder versucht zu beruhigen. | |
Es wäre nämlich gesamtgesellschaftlich ganz schön schwierig, diese Themen | |
anzugehen. Die ganze Gesellschaft müsste beginnen, sich mit ihrem Rassismus | |
auseinanderzusetzen, auch dem systemischen. Ich glaube, da hat man Bammel | |
vor. Sei es Klimapolitik, sei es Rassismus: Das sind alles Dinge, die sind | |
für uns anstrengend. Auch für mich. Und alles, was anstrengend ist, | |
versuchen wir zu vermeiden oder zumindest hinten anzustellen. Wer kennt es | |
nicht? Das ist wie bei To-do-Listen, der anstrengendste Punkt rutscht halt | |
immer wieder nach unten. Man belohnt sich immer für das, was man irgendwie | |
dann so selektiv cherry-picking-mäßig abgehakt hat. | |
Schauen wir auf eine konkrete Institution, die Schule. Im Buch gibt es eine | |
Szene, die Sie so auch zuvor in einem Gespräch mit dem Spiegel aus Ihrem | |
eigenen Leben geschildert haben. Sie hatten einen Lehrer, der Sie im Sport | |
schlechter benotet hat, weil Sie angeblich physisch bevorteilt wären. | |
Schule ist für Sie keine unterstützende Institution gewesen? | |
Ich würde es noch einmal anders formulieren: Schule ist oft kein sicherer | |
Raum für Kinder mit Migrationshistorie, insbesondere für Schwarze Kinder. | |
Was müsste sich ändern? | |
Das fängt bei Schulmaterialien an. Dort finden noch Abbildungen im | |
Kolonialstil statt. Kolonialismus kommt überhaupt nicht als Segment in der | |
Schule vor. Es wird nicht wahrgenommen, dass Schwarze Menschen schon vor | |
den Gastarbeiter*innen in Deutschland gelebt haben und dass die | |
NS-Zeit ebenfalls Schwarze Menschen betroffen hat. Das wird alles nicht | |
besprochen in der Schule. Dementsprechend kann da auch keine | |
Sensibilisierung stattfinden, auch schon für die heranwachsende Generation | |
nicht. Ich musste mir das Wissen selbst aneignen. Jetzt erzähle ich es | |
meinen Kindern und hoffe, dass sie damit argumentieren können. | |
In welchen Räumen oder Situationen fühlen Sie sich sicher? | |
Zu Hause, da habe ich großes Glück. Das ist ja nicht selbstverständlich. | |
Die Protagonistin in Ihrem Buch erlebt häusliche Gewalt. Sie verlässt ihren | |
Partner nicht. Aus Angst, aber auch weil sie denkt, nicht mehr wert zu | |
sein. Mit ihren Freund*innen spricht die Protagonistin darüber nicht. Wie | |
aber damit umgehen, wenn Freund*innen in so einer Beziehung stecken? | |
Viele Menschen kennen jemanden, der vielleicht nicht in einer gewalttätigen | |
Beziehung ist, aber in einer toxischen. Dann wird gefragt: Ja, warum ist | |
sie dann nicht gegangen? Und am Ende heißt es, die Frau sei selbst schuld. | |
Ich kann nur immer raten, dass Menschen, die häusliche Gewalt beobachten, | |
sich nicht scheuen sollten, Hilfe zu suchen. Dafür gibt es Profis, zum | |
Beispiel in Beratungsstellen. Die Berater*innen werden auch nicht | |
sofort tätig und stürmen in diese Beziehung ein. Und vielleicht kann so dem | |
Opfer geholfen werden, ohne dass man sich selbst ebenfalls gefährdet. | |
Eine Freundin der Protagonistin schenkt ihr ein Notizbuch, das ist ein | |
Moment der Bewusstwerdung. Wann haben Sie angefangen, das Buch zu | |
schreiben? | |
Das Manuskript stand schon und sollte eigentlich eine sehr lustige Serie | |
werden. | |
Ah, und was ist dann passiert? | |
Irgendwie war es dann nicht so witzig. Der Text war fertig, und ich dachte: | |
Okay, die Serie funktioniert nicht. Dann haben sich das Verlage angeschaut. | |
Viele wollten ebenfalls, dass ich dieses Manuskript versuche umzugestalten | |
und lustig zu machen, vielleicht auch aus der Sorge heraus, dass ein so | |
ernsthaftes Buch, das schwere Thema, sich nicht so gut verkaufen lässt. | |
Aber das hat sich nicht richtig angefühlt. Da habe ich mich entschieden, | |
einfach weiterzuschreiben und auf den richtigen Verlag zu warten. Now it’s | |
done. | |
Sie beschreiben im Buch häusliche Gewalt sehr explizit. Schon vor | |
Erscheinen Ihres Buchs gab es im Netz Kritik an der Sprache. Haben Sie je | |
mit der Sprache gehadert? | |
Würden Sie diese Frage Charles Bukowski stellen? Würden Sie die Frage | |
Strunk stellen? Goethe hat geflucht. What the fuck is the point? Ich kann | |
keine Vergewaltigung beschreiben, indem ich sie romantisiere. Das „ What | |
the fuck“ galt nicht Ihnen, sondern dieser grundsätzlichen Empörung. Ich | |
wurde tatsächlich gefragt, warum ich das Wort „ Wichse“ benutze. Was hätte | |
ich denn in dem Fall, wenn ich die Situation beschreibe, schreiben sollen? | |
Er ejakulierte mir ins Gesicht? Nein. Es ist ja nicht so, dass ich grundlos | |
fluche. | |
Nerven Sie Leute, die Sie um einen freundlicheren Ton bitten? | |
Mich persönlich nervt wenig. Betroffenen Opfern von Rassismus wird ständig | |
gesagt, wie sie Kritik zu äußern haben. Wo ist denn da die | |
Verhältnismäßigkeit? Es geht mir um eine lebensbedrohliche Gesamtsituation. | |
Ich habe mal geschrieben: Wenn ich das nächste Mal einen Nazi treffe und er | |
mich umbringt, sag ich vorher: „ Bitte tun Sie dieses nicht. Ich würde | |
davon absehen. Ich empfinde das als unangenehm und unangebracht.“ Ist das | |
dann freundlich genug? Leute, es geht hier um existenzielle Dinge. Und | |
irgendwann ist auch genug mit devot. Ich werde nicht devot darum bitten, | |
dass ich am Diskurs teilhaben darf in dieser Gesellschaft, in die ich | |
hineingeboren wurde. What the fuck? Mein Nachbar Heinz hat überall teil, | |
egal ob ich das will oder nicht. Der steht beim Scheiß-Metzger und erzählt | |
zehn Stunden seine Lebensgeschichte und hat auch nicht devot gefragt, ob | |
das nervt. Den Raum nimmt sich mein Nachbar Heinz. Wir können als Beispiel | |
auch gern den Biobäcker nehmen. Es ist dasselbe. Dann wird das der Jonas | |
oder die Annika sein. | |
Die Figur der Annika beschreibt eine weiße Frau, die unauffällig ist, gerne | |
Essen eintuppert. Bei Hengameh Yaghoobifarah kommt die Annika auch immer | |
mal vor. | |
Die Annika ist leider bei uns allen. Ich darf aber keine Annika-Tweets mehr | |
machen, weil ich irgendwann mal von einer Annika angeschrieben wurde. | |
Dann hatten Sie Mitleid und machen jetzt keine Annika-Tweets mehr? | |
Na ja, wenn mir jemand schreibt, dass sie das unangenehm findet, kann ich | |
das nachvollziehen. Ich bin ja kein Vollarsch. | |
23 Oct 2021 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gottschalk | |
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