| # taz.de -- Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan: Weiter den Taliban ausgeliefert | |
| > Die Bundesregierung nimmt wieder gefährdete Afghan*innen auf. Erst | |
| > einmal sind die in Nachbarländer Geflohenen dran, aber viele harren im | |
| > Land aus. | |
| Bild: Hoffnungslose Lage: Zwei Frauen auf dem Weg zu einer Essensausgabe in Kab… | |
| Nach drei Monaten Pause ließ die Ampel-Regierung am Montag ihr | |
| Bundesaufnahmeprogramm (BAP) für bedrohte [1][Afghan*innen] wieder | |
| anlaufen. Das ist erst einmal die gute Nachricht, nachdem Ende März eine | |
| von rechten Medien gefahrene Kampagne für einen Programmstopp gesorgt | |
| hatte. Der Vorwurf, das grün geführte Auswärtige Amt wolle darüber | |
| massenhaft „Scharia-Richter“ und damit potenzielle islamistische | |
| „Gefährder“, ins Land holen, stellte sich aber als – sagen wir mal – s… | |
| übertrieben heraus. | |
| Offiziell war das BAP nie gestoppt. „Nur“ Visavergabe und Ausreisen waren | |
| „zeitweilig ausgesetzt“. Für die 14.000 Betroffenen lief das auf das | |
| Gleiche hinaus. Seit seinem Start im Oktober 2022 war bis dahin sowieso | |
| noch kein*e Afghan*in über das [2][Bundesaufnahmeprogramm] nach | |
| Deutschland gelangt. | |
| Niemandem war klar, ob und wann es weitergehen würde. 1.480 zur | |
| Visaerteilung in Nachbarländer bestellte Afghan*innen (einschließlich | |
| Familienangehöriger) wurden dort immerhin auf Staatskosten geparkt. | |
| Schlimmer war es für jene 12.600 Menschen, die in Afghanistan ausharren | |
| mussten, weil sie „noch nicht dran“ waren – obwohl sie bereits | |
| Aufnahmezusagen hatten, also sicherheitsüberprüft waren. Ihnen drohen jetzt | |
| weitere Monate unter den Taliban, denn zuerst wird der „Rückstau“ in | |
| Pakistan und Iran abgearbeitet, wobei für die zusätzlichen | |
| Sicherheitsinterviews noch gar nicht ausreichend Personal vor Ort ist. | |
| Ohnehin sollen höchstens 1.000 Menschen im Monat ausgeflogen werden. | |
| Auch bei älteren Programmen wurden keine neuen Visa mehr vergeben. Unter | |
| den Wartenden sind also auch frühere [3][Ortskräfte], | |
| Projektpartner*innen deutscher NGOs von der Menschenrechtsliste und | |
| eine Reihe bekannter Aktivist*innen. Alle haben sich bewusst für Demokratie | |
| und Menschenrechte eingesetzt; die meisten wurden über 20 Jahre von | |
| Bundesregierungen finanziert. Für sie ist die zusätzliche Gewissensprüfung | |
| eine Zumutung. Ein Skandal ist, dass sich die Ampel durch eine rechte | |
| mediale Treibjagd dazu drängen ließ. | |
| 27 Jun 2023 | |
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| [3] /Ortskraefte-in-Afghanistan/!5910638 | |
| ## AUTOREN | |
| Thomas Ruttig | |
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