| # taz.de -- Beratungen mit Ministerpräsident*innen: Ein Kompromiss | |
| > Bund und Länder haben sich geeinigt. Es gibt Hilfe bei der Versorgung von | |
| > Geflüchteten. Das 49-Euro-Ticket kommt, weitere Themen waren Wohngeld, | |
| > Gas- und Stromspreisbremse. | |
| Bild: Flüchtlinge aus der Ukraine in einer Notunterkunft am Bodensee im August… | |
| Berlin dpa/reuters/afp/taz | Lange haben Bund und Länder diskutiert, wie | |
| die Menschen in Deutschland am besten unterstützt werden können, um die | |
| Energiekrise und ihre Auswirkungen mit möglichst wenig Schaden zu | |
| überstehen – und wer das eigentlich bezahlen soll. Beim Treffen von | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsident*innen der | |
| 16 Länder in Berlin gab es nun endlich Beschlüsse: | |
| ## Hilfe bei der Versorgung von Geflüchteten | |
| Der Bund beteiligt sich mit zusätzlichen Mitteln in Milliardenhöhe bei der | |
| Unterbringung von Geflüchteten. Für das laufende Jahr wolle der Bund | |
| zusätzliche 1,5 Milliarden Euro für die Versorgung von [1][Geflüchteten | |
| unter anderem aus der Ukraine] zur Verfügung stellen, sagte Scholz am | |
| Mittwoch in Berlin nach den Beratungen. Bisher hatte der Bund den Ländern | |
| für das laufende Jahr 2 Milliarden Euro für die Versorgung von | |
| Ukraine-Geflüchteten zugesagt. | |
| Für das kommende Jahr wolle der Bund noch einmal 1,5 Milliarden Euro für | |
| die Aufnahme von Geflüchteten bereitstellen, sagte Scholz. Für Menschen aus | |
| anderen Ländern als der Ukraine, die in Deutschland Schutz suchten, wolle | |
| der Bund 1,25 Milliarden Euro geben. „Das ist eine gute Verständigung, die | |
| uns in die Lage versetzt, die Aufgaben zu bewältigen, vor denen wir alle in | |
| dieser Hinsicht stehen.“ | |
| ## 49-Euro-Ticket | |
| Ein [2][bundesweites 49-Euro-Ticket] soll als Nachfolger für das | |
| Neun-Euro-Ticket aus dem Sommer herhalten. „Attraktiv, digital, einfach: | |
| Jetzt ist der Weg frei für die größte Tarifreform im öffentlichen | |
| Personen-Nahverkehr in Deutschland“, sagte Verkehrsminister Volker Wissing | |
| (FDP). „Noch nie war es für die Menschen in unserem Land so einfach, Bus | |
| und Bahn zu nutzen. Wir denken Mobilität neu und schützen das Klima durch | |
| attraktive Angebote.“ | |
| Die Ampel-Koalition hatte das Ticket für neun Euro pro Monat von Juni bis | |
| August als Ausgleich für die gestiegene Belastung durch die Energiepreise | |
| beschlossen. Das deutschlandweite Nahverkehrs-Ticket, das in allen | |
| Verkehrsverbünden und in Regionalzügen galt, verkaufte sich 50 Millionen | |
| Mal. Die Einnahmeausfälle der Verkehrsunternehmen glich der Bund mit 2,5 | |
| Milliarden Euro aus. Der Nahverkehr steht unter Regie der Länder, der Bund | |
| muss ihn aber mitfinanzieren. | |
| ## Gas- und Strompreisbremse | |
| [3][Bei den Gaspreisen] soll die Deckelung bei zwölf Cent pro | |
| Kilowattstunde liegen, beim Strompreis bei 40 Cent, sagte Scholz. Dies | |
| werde jetzt zusammen mit anderen Regelungen umgesetzt wie eine Abschöpfung | |
| von sogenannten Zufallsgewinnen bei Stromproduzenten. | |
| Scholz nannte zunächst keine Termine für die Umsetzung. Nach den Worten von | |
| Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) plädierten die | |
| Bundesländer einstimmig dafür, dass die Gaspreisbremse früher als bisher | |
| geplant komme, da ansonsten eine Lücke im Januar bleibe, wo sie noch nicht | |
| gelte. Er sei Scholz dankbar, dass dieser versprochen haben, im | |
| Bundeskabinett noch in diesem Monat ein früheres Inkrafttreten zumindest zu | |
| prüfen. „Wir sind der Überzeugung, es wäre ein gutes Signal, wenn der Bund | |
| die Winterlücke schließen würde“, sagte Wüst. | |
| Im Beschlusspapier des Bund-Länder-Gipfels heißt es dazu, die | |
| Gaspreisbremse werde wie von der Gaspreis-Kommission vorgeschlagen „zum 1. | |
| März 2023 eingeführt“. Es werde aber „eine Rückwirkung zum 1. Februar 20… | |
| (…) angestrebt“. | |
| Für die beschlossene Gaspreisbremse gebe es bisher keine Blaupause, sagte | |
| Wüst, der Co-Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) ist. Auch | |
| die finanzielle Dimension dieser Maßnahme sei enorm. | |
| ## Wohngeld | |
| Die Kosten für die geplante Reform des Wohngelds werden sich Bund und | |
| Länder teilen. Es bleibe dabei, dass die staatliche Hilfe für | |
| Geringverdiener*innen zur Hälfte von den Ländern finanziert werde, | |
| heißt es im Beschluss. Eigentlich wollten die Länder das Wohngeld | |
| finanziell nicht mehr mittragen. | |
| Wegen der hohen Energiepreise soll der staatliche Mietzuschuss zum 1. | |
| Januar reformiert werden: Er soll dann um durchschnittlich 190 Euro pro | |
| Monat steigen. Außerdem soll er an 1,4 Millionen Bürger*innen mehr | |
| gezahlt werden als bisher. Es geht um Kosten von 5,1 Milliarden Euro. | |
| Bauministerin Klara Geywitz (SPD) begrüßte die Einigung. Viele Menschen mit | |
| geringen Einkommen seien auf das Wohngeld angewiesen, um die steigenden | |
| Energie- und Lebenshaltungskosten zu stemmen. „Die Unterstützung bei der | |
| Bewältigung dieser Kosten wird vielen Menschen Sicherheit geben können“, | |
| sagte sie. Nun könne die Reform gemeinsam gut umgesetzt werden. | |
| ## Bürgergeld nicht in Einigung enthalten | |
| Einig seien sich Bund und Länder, dass das [4][Thema Bürgergeld] als | |
| Nachfolgeregelung für die Grundsicherung Hartz IV von der Gesamteinigung | |
| nicht umfasst sei, sagte Wüst weiter. Dieses sei im üblichen | |
| Gesetzgebungsverfahren zu beraten – gegebenenfalls auch im | |
| Vermittlungsausschuss des Bundestages. | |
| 2 Nov 2022 | |
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