# taz.de -- Ausstattung in deutschen Schulen: 500 Millionen für Laptops und PCs | |
> Union und SPD wollen viel Geld für die Anschaffung von Hardware für | |
> Lehrer:innen investieren. Das ist für den Unterricht in Coronazeiten | |
> bitter nötig. | |
Bild: Zumindest die Kabel sind schon da: Eine Grundschule in Sachsen | |
BERLIN taz | Bundesweit sollen 800.000 Lehrer:innen künftig auf | |
Dienstcomputer und -laptops zurückgreifen können. Eine entsprechende | |
digitale Bildungsoffensive hat der Koalitionsausschuss in der Nacht zu | |
Mittwoch beschlossen. Insgesamt will die Große Koalition dafür 500 | |
Millionen Euro ausgeben, die freilich nicht aus dem Bundeshaushalt, | |
sondern von der EU aus deren Coronafonds fließen. Bundesbildungsministerin | |
Anja Karliczek (CDU), die den Beschluss am Mittwoch vorstellte, verwies | |
darauf, dass die Regierung nun insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die | |
Digitalisierung der Schulen bereitstelle, und kündigte an: „Wir werden das | |
Tempo bei der Digitalisierung anziehen.“ | |
Das ist auch nötig. Bis zur pandemiebedingten flächendeckenden Schließung | |
von Schulen bummelte Deutschland bei der Digitalisierung anderen Ländern | |
hinterher. 2018 arbeitete hierzulande nur jede sechste Schüler:in im | |
Unterricht mit digitalen Geräten – in Dänemark waren es zu diesem Zeitpunkt | |
schon über 90 Prozent. | |
Die Schließung der Schulen und der daraufhin einsetzende Fernunterricht | |
wirkten dann wie ein Beschleuniger und brachten auch die Politik in | |
Bewegung. Im Juli unterzeichnete Karliczek eine Vereinbarung mit den | |
Ländern über ebenfalls 500 Millionen Euro, mit denen Schulen [1][in großem | |
Umfang Laptops anschaffen und sie Schüler:innen zum Verleih anbieten | |
können]. Nun kommen also die Lehrer:innen dran. Weil das Geld aus dem | |
EU-Haushalt stammt, muss diesmal aber Brüssel eingebunden werden. | |
„Es war überfällig, dass Lehrer:innen endlich geeignete Arbeitsmittel | |
bekommen“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Margit | |
Stumpp, der taz. Allerdings sei es damit nicht getan. „Digitalisierung | |
braucht Ressourcen über die Hardware hinaus.“ Sie fordert, dass Lehrkräfte | |
auch entlastet werden müssten, um Zeit zu haben, sich das für einen | |
digitalen Unterricht notwendige technische und pädagogische Wissen | |
anzueignen. Im Moment sei das noch nicht in den Arbeitszeiten verankert. | |
## Kein Personal für Wartung und Infrastruktur | |
Der Beschluss sei überfällig gewesen, meint auch die bildungspolitische | |
Sprecherin der Linken im Bundestag, Birke Bull-Bischoff. Das sei allerdings | |
weniger das Verdienst der Bildungsministerin oder der Koalition. „Jeder | |
Schritt in puncto digitalen Lernens und Bildungsgerechtigkeit muss ihnen | |
abgerungen werden.“ | |
Die stellvertretende FDP-Vorsitzende Katja Suding hält die geplanten | |
Maßnahmen für die Digitalisierung des Unterrichts für unerlässlich. Nun | |
müsse die Bundesbildungsministerin „auch endlich die bürokratischen Hürden | |
im Digitalpakt abbauen und dafür sorgen, dass die Milliarden endlich bei | |
den Schulen ankommen.“ | |
Das Geld aus dem milliardenschweren Digitalpakt, den Bund und Länder | |
bereits im letzten Jahr geschlossen haben, läuft zäh ab. Ein Grund dafür | |
ist, dass jede Schule, zuvor ein sogenanntens Medienentwicklungskonzept | |
vorlegen muss. Das muss aber erst mal jemand schreiben. Zudem beantragen | |
nicht die Schulen selbst Geld, sondern die Schulträger, also zumeist die | |
Kommunen. Auch in den Gemeindestuben ist Personal knapp. | |
Die SPD dringt zudem seit Längerem darauf, dass die Schulen auch Personal | |
für die Wartung der Geräte und der Infrastruktur erhalten. Von solchen | |
Systemadministratoren ist in den Beschlüssen des Koalitionsausschusses | |
jedoch nicht die Rede. | |
Als weiteren Baustein der Digitalisierungsoffensive einigte sich die Groko | |
auf eine bundesweite Bildungsplattform. Auf dieser sollen nicht nur | |
Lerninhalte, sondern auch Prüfungsnachweise abrufbar sein. Und das | |
natürlich [2][sicher und kompatibel mit allen bereits existierenden | |
Lernplattformen.] Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lobt | |
das Vorhaben, jedoch mit gedämpfter Euphorie: Die Entwicklung der Plattform | |
sei technisch ein enorm anspruchsvolles Projekt, das zudem kein Einfallstor | |
für Microsoft oder Apple an Schulen werden dürfe, so die Gewerkschaft. | |
26 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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