# taz.de -- Anime auf der Berlinale: Suzume und der Bebenwurm | |
> Makoto Shinkai ist ein internationaler Star des Animes. Sein neuer Film | |
> „Suzume“ ist überraschend – auch wenn die Genderklischees fest betonie… | |
> sind. | |
Bild: Sieht harmlos aus, ist aber gefährlich: Der Schlusstein als Katze setzt … | |
Die 17-jährige Suzume lebt seit dem Tod ihrer Mutter vor gut zehn Jahren | |
bei ihrer Tante in einer Kleinstadt auf der südlichsten der japanischen | |
Hauptinseln, auf Kyushu. Sie ist auf dem Weg in die Schule, als ein junger | |
Mann sie nach Ruinen in der Nähe fragt, er sei auf der Suche nach einer | |
Tür. Ohne viel nachzudenken, schickt sie ihn in einen verlassenen Stadtteil | |
auf einer Anhöhe. Kurz bevor sie die Schule erreicht, dreht sie um, fährt | |
mit dem Rad den Berg wieder hinauf zu den verlassenen Gebäuden. Sie sucht | |
den jungen Mann und findet die Tür, von der er sprach. | |
Als Suzume die Tür öffnet, steht sie vor einem Sternenhimmel, doch als sie | |
hindurch geht, steht sie auf der anderen Seite der Tür. Nun liegt vor ihren | |
Füßen ein seltsam geformter Stein. Sie hebt ihn auf und in ihren Händen | |
erwacht er zum Leben und springt davon. Suzume fährt in die Schule. Kaum | |
ist sie angekommen, sieht sie aus dem Fenster ein riesiges rotes Etwas, das | |
sich aus den Bergen erhebt. Die Erde beginnt zu beben. „Suzume“, der | |
neueste Film des japanischen Animationsfilmregisseurs Makoto Shinkai, wird | |
im Wettbewerb der Berlinale gezeigt. | |
## Der Wurm löst Erdbeben aus | |
Als Suzume zu der Tür zurückkommt, versucht der junge Mann gerade, die Tür, | |
aus der das rote Etwas strömt, zu schließen. Gemeinsam gelingt ihnen das | |
schließlich. Suzume erfährt, dass das rote Etwas ein Wurm ist, der unter | |
der Erde wohnt. Normalerweise wird er unter der Erde in Schach gehalten von | |
zwei Schlusssteinen, die ihn festsetzen. Einen der beiden Steine hat Suzume | |
zum Leben erweckt. | |
Wenn es dem Wurm gelingt, ein Tor zu finden und an die Oberfläche zu | |
kommen, löst er Erdbeben aus. Souta, der junge Mann, ist ein „Schließer“. | |
Seine Aufgabe ist es, die Tore zu schließen, bevor der Wurm austreten kann. | |
Gemeinsam machen sich Souta und Suzume also auf die Suche nach dem | |
Schlussstein, der das Aussehen einer Katze angenommen hat. | |
## Dialoge, die in ihrer Belanglosigkeit schaudern lassen | |
Seine beiden Vorgängerfilme „Kimi no na wa“ („Your Name“, 2016) und | |
„[1][Tenki no ko“ („Weathering with You“, 2019)] machten Makoto Shinkai | |
auch international zu einem Star des Animes, gerade für ein jüngeres | |
Publikum. In „Suzume“ führt die Suche nach dem Schlussstein Suzume immer | |
weiter weg von dem Leben mit ihrer Tante. Station für Station folgen Souta | |
und Suzume der Katze per Fähre und Zug nach Norden, können den Ausbruch des | |
Wurms an verlassenen Orten entlang des Weges immer wieder verhindern. Als | |
sie in Tokio ankommen, gelingt es ihnen nur mit Mühe, den Ausbruch zu | |
bändigen. | |
Shinkais Filme sind urbaner als die Filme des Studio Ghibli, des lange | |
bekanntesten japanischen Animationsfilmstudios. Die jugendlichen | |
Protagonist_innen seiner Filme sprechen Dialoge, die einem in ihrer | |
Belanglosigkeit schaudern lassen und folgen strikten Genderklischees. Wie | |
frühere Filme ist auch „Suzume“ ein Coming-of-Age-Film, dieses Mal jedoch | |
klug kombiniert mit der Struktur eines Roadmovies. Die Handlung ist | |
schlicht, doch die Kombination der verschiedenen Filmformen mit Elementen | |
der Mythologie elegant und überraschend. In Shinkais Animation dominieren | |
Pastelltöne, die Infrastruktur wie Zugstrecken und die Bauten in den | |
Städten mit der Küstenlandschaft verschmelzen lassen. | |
25 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Animationsfilm-Weathering-With-You/!5654013 | |
## AUTOREN | |
Fabian Tietke | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Anime | |
Japanisches Kino | |
Anime | |
Schule | |
taz Plan | |
taz Plan | |
taz Plan | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Schwerpunkt Berlinale | |
Schwerpunkt Atomkraft | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Neue Anime-Serie auf Netflix: Rache, Blut, Schnee | |
Die Netflix-Serie „Blue Eye Samurai“ ist ein ästhetisch beeindruckender, | |
antikolonialer Splatter-Anime. Sie erinnert an Tarantinos „Kill Bill“. | |
Animefilm „The Case of Hana und Alice“: Reise vom Banalen ins Wundersame | |
Der leicht verrückte Animationsfilm „The Case of Hana und Alice“ von Shunji | |
Iwai ist die Fortsetzung eines Realfilms. Nun ist die DVD erhältlich. | |
Kinotipp der Woche: Abends in Feuerland | |
Das Kurzfilmprogramm „Feierabend“ im Kino Krokodil zeigt proletarische | |
Lebensläufe zwischen Arbeitsalltag und Freizeitgestaltung. | |
Kinoempfehlungen für Berlin: Zeitlos und sehr britisch | |
Das Klick Kino würdigt Michael Caine zu seinem 90. Geburtstagt mit einem | |
Porträt und das Babylon Mitte Alfred Hitchcock mit seinem letzten | |
Stummfilm. | |
Kinotipp der Woche: 40 klingende Register | |
Von KI bis Nosferatu: Das diesjährige Stummfilmfestival bietet eine | |
originelle Auswahl und wird von einer echten Kirchenorgel begleitet. | |
João Canijos „Mal Viver“ und „Viver Mal“: Vom Hintergrund in den Mitte… | |
Filmisches Doppel im einsamen Hotel: João Canijos „Mal Viver“ und „Viver | |
Mal“ erzählen dieselbe Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven. | |
Solidarität mit Iran auf der Berlinale: Soft- oder Superpower? | |
Die Berlinale wird ihrem Anspruch als engagiertes Festival gerecht. | |
Insbesondere in der Solidarität mit der Bewegung in Iran wirkt es | |
überzeugend. | |
Berlinale-Film „Atomnomaden“: Menschen im Atomkraftwerk | |
Neoliberale Kostenminimierung: Der Dokumentarfilm „Atomnomaden“ zeigt in | |
grau-beklemmenden Bildern die Leute, die französische AKWs warten. |