| # taz.de -- AfD Bremen droht Zwangsvollstreckung: Die AfD ist eine Baustelle | |
| > Wegen 500 Euro droht der AfD Bremen die Pfändung des Parteikontos. Ein | |
| > Mitglied klagt gegen seine Partei und Kreisverbände verweigern den | |
| > Wahlkampf. | |
| Bild: Der Zustand der AfD Bremen ist genauso jämmerlich wie ihr fast-Büro | |
| Bremen taz | Gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl bietet die AfD Bremen | |
| ein verheerendes Bild: Ein Mitglied klagt gegen den eigenen Landesverband | |
| auf Schadensersatz, das Parteikonto soll in Kürze gepfändet werden und | |
| Kreisverbände beteiligen sich nicht am Wahlkampf. Das alles geht aus | |
| Unterlagen hervor, die der taz vorliegen. | |
| Die drohende Zwangsvollstreckung des AfD-Parteikontos resultiert aus einem | |
| Rechtsstreit um eine Immobilie mit einem Mitglied aus der eigenen Partei. | |
| In der Klagebegründung, die der taz vorliegt, steht, dass der Kläger eine | |
| Immobilie im Steffensweg in Bremen-Walle aus eigener Tasche für die AfD | |
| gekauft hat und sich zuvor einen unbefristeten Mietvertrag durch den | |
| Landesvorstand per Parteibeschluss zusichern ließ. Die AfD hatte zuvor | |
| längere Zeit nach einem festen Parteibüro in Bremen gesucht ([1][taz | |
| berichtete]). | |
| Doch offenbar gab es Streit zwischen Käufer und Landesvorstand: Tatsächlich | |
| zog die Partei niemals in die Büroräume im Steffensweg ein, der Kläger | |
| blieb nach dem Kauf auf den Geschäftsräumen und den Mietkosten sitzen. | |
| Allerdings macht er „Schadensersatz aufgrund einer nicht eingehaltenen | |
| Mietzusage“ geltend. Anfang Juli 2016 hätte die AfD eigentlich in Walle | |
| einziehen sollen – deswegen stellt der Kläger seitdem Mietkosten in Höhe | |
| von 3.500 Euro in Rechnung, zuzüglich Zinsen. | |
| Vor dem Amtsgericht in Bremen-Blumenthal kommt es deswegen Anfang nächster | |
| Woche zur mündlichen Verhandlung. Recht bekommen hat der Kläger allerdings | |
| schon jetzt in Teilen: Zunächst hatte er nur auf 500 Euro geklagt, was der | |
| Miete für den Juli 2016 entspricht. | |
| ## Dem Parteikonto droht jeden Moment eine Pfändung | |
| Mit Erfolg: Gegen die AfD ist im November 2016 ein Versäumnisurteil | |
| ergangen, da sie weder auf Mahnungen des Klägers noch auf Schreiben des | |
| Gerichts reagiert hatte. In Abwesenheit des AfD-Landesvorstandes wurde die | |
| Partei verurteilt, 500 Euro an den Kläger zu zahlen. Das Versäumnisurteil | |
| ist ein vollstreckbarer Titel, der 30 Jahre lang zur Zwangsvollstreckung | |
| bevollmächtigt. | |
| Gezahlt hat der Landesverband das Geld offenbar nicht. Denn aus den | |
| vorliegenden Unterlagen geht hervor, dass dem AfD-Parteikonto jeden Moment | |
| eine Pfändung droht: Der Kläger hat diese beim Amtsgericht beantragt – am | |
| 10. August 2017. Der Antrag dafür wurde laut seinem Rechtsanwalt zugestellt | |
| und die Postbank habe auf telefonische Rückfrage die korrekte „Adresse für | |
| die Zwangsvollstreckung in Essen bestätigt“. Eine solche Pfändung dauert in | |
| der Regel einige Wochen. Das Konto der AfD Bremen dürfte also in Kürze | |
| gesperrt sein. | |
| In Folge weiterer Mietausfälle und des erfolgreichen Versäumnisurteils hat | |
| der Käufer die Klage erweitert – auf 3.500 Euro, eine Summe, die der AfD | |
| weh tun dürfte angesichts eines mageren Wahlkampfbudgets und ihres | |
| offensiven Bettelns um Wahlkampfspenden ([2][taz berichtete]). | |
| Der Landesvorstand Frank Magnitz will sich zu alldem nicht äußern. Das | |
| Versäumnisurteil kommentiert er dennoch: „Wir haben die Einladung nicht | |
| bekommen.“ Gleiches gelte für Mahnungen und weitere Forderungen des | |
| Klägers. | |
| ## Der Parteibeschluss liest sich wie ein Befehl | |
| Doch das sind nicht alle Probleme der AfD Bremen kurz vor der | |
| Bundestagswahl. Laut internem und einstimmigem Vorstandsbeschluss wurden | |
| die Kreisvorsitzenden zur Mitarbeit im „Wahlkampfteam“ zwangsverpflichtet: | |
| „Die Kreisvorsitzenden gehören ab sofort dem Wahlkampfteam an und nehmen | |
| aktiv teil.“ Der Beschluss sei ab dem 31. August „sofort gültig und | |
| umzusetzen“. | |
| Einzelne Verbände und Mitglieder verweigerten anscheinend die | |
| Wahlkampfhilfe. Unter Androhungen von Sanktionen versucht Magnitz nun, | |
| seine Mitglieder wieder auf Linie zu bringen. Der Beschluss liest sich wie | |
| ein Befehl: „Sollte ein Kreisvorstand die Beschlüsse nicht oder nicht mit | |
| der erforderlichen Sorgfalt ausführen, behält sich der Landesvorstand | |
| ausdrücklich Ordnungsmaßnahmen vor.“ | |
| In einer Mail aus dieser Woche an einen anonymisierten Empfänger schreibt | |
| Magnitz: „Leider hast du bisher alle Aufforderungen, den Wahlkampf zu | |
| organisieren, ignoriert, an Sitzungen des Wahlkampf-Komitees nicht | |
| teilgenommen. Wir fordern Dich hiermit auf, umgehend und ohne weitere | |
| Verzögerung mit dem Wahlkampf zu beginnen.“ | |
| 7 Sep 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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