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# taz.de -- Abwicklung des Dieselvergleichs: VW will es hinter sich bringen
> Nächste Woche beginnt die Entschädigung der 262.500 Dieselkunden. Die
> Verbraucherzentrale findet es gut, dass Verbraucher eine Wahl haben.
Bild: Auch für diesen Wagen wird jetzt eine Entschädigung fällig
Berlin taz | Ab nächsten Freitag, den 20. März, können VW-Dieselbesitzer
Entschädigung für ihr Fahrzeug bekommen. Dann beginnt die Abwicklung des
vom Auto-Konzern und dem Bundesverband der Verbraucherzentrale (vzbv)
[1][ausgehandelten Vergleichs]. Die Verbraucher haben für die Zustimmung
einen Monat Zeit. Und zwar bis zum 20. April.
Beim „Dieselgate“-Skandal war 2015 aufgeflogen, dass VW in seinen
Dieselmotoren eine illegale Manipulationssoftware eingebaut hatte, die im
Fall einer Abgasüberprüfung die Werte nach unten korrigierte. Im täglichen
Gebrauch stießen die Motoren jedoch deutlich über den Grenzwerten liegende
Abgasmengen aus.
In der nächsten Woche werden Briefe an insgesamt 328.500 Verbraucher
verschickt, die sich im Klageregister des Bundesamts für Justiz eingetragen
hatten. VW hält aber nur 262.500 davon für zum Vergleich berechtigt.
Abhängig von Modell und Alter ihres Autos mit einem Motor der Reihe EA189
wird ihnen der Großkonzern zwischen 1.350 und 6.257 Euro zahlen.
Verbraucher, die ihren Diesel vor 2008 oder nach 2015 erworben oder ihren
Wohnsitz zu diesem Zeitpunkt im Ausland hatten, gehen allerdings leer aus.
Die Briefe werden Anmeldedaten enthalten, um sich ab dem 20. März auf dem
dafür eingerichteten [2][Online-Portal] zu registrieren.
Dort werden sie einsehen können, ob und welches Vergleichsangebot VW ihnen
für ihr Dieselfahrzeug macht. Um den Vertrag abzuschließen, müssen die
Verbraucher Fragen zu ihrem Auto beantworten und einen Scan der
Zulassungsbescheinigung II hochladen. Ebenso müssen die Kontodaten
angegeben werden. Für Geschädigte, die sich juristisch beraten lassen
wollen, übernimmt VW Kosten bis zu 190 Euro netto. Dies gilt aber nur für
den Fall, dass sie dem Vergleich auch zustimmen.
## Einfache Lösung für Verbraucher
Jene, die sich nach der Beratung für eine Einzelklage entscheiden, kriegen
diese Kosten nicht erstattet. Für Verbraucher, die den Vergleich nicht
online abschließen möchten, wird eine Telefonleitung eingerichtet. Dann
würden die entsprechenden Dokumente per Post versandt. Für Streitfälle
werde eine unabhängige Ombudsstelle engagiert.
Auch nach Einwilligung in den Vergleich bleibt den Verbraucher*innen eine
Widerrufsfrist von zwei Wochen. Laut VW sollen die Entschädigungszahlungen
spätestens 12 Wochen nach Ende der Frist am 20. April abgeschlossen sein.
Ronny Jahn vom vzbv erklärte, der Vergleich lohne sich besonders für
diejenigen Kläger, die im Klageregister nur wenige, unzureichende Auskünfte
gemacht hätten. Für jene wäre eine nachfolgende Einzelklage nur schwer
realisierbar. Jeder Verbraucher müsse jedoch selbst entscheiden, ob er das
Risiko eingeht und auf die erste Entscheidung des BGH wartet, um danach
mehr Geld einzuklagen. Die [3][Musterfeststellungsklage] wird durch den
Vergleich zurückgenommen.
Der Vergleich gebe Verbrauchern die Möglichkeit auf eine einfache Lösung.
Die Abwicklung des Vergleichs werde überprüft, ebenso werde ein
Wirtschaftsprüfer den von VW ermittelten durchschnittlichen Kaufpreis der
betroffenen Fahrzeuge von 21.600 Euro kontrollieren. Falls dieser zu
niedrig angesetzt sei, würde die von VW bereitgestellte Entschädigungssumme
von 830 Millionen Euro nach oben angepasst.
## VW-Auslieferungszahlen brechen ein
Die Dieselbesitzer haben nach der Abwicklung des Vergleichs ein halbes Jahr
Zeit für eine Einzelklage, danach ist der Anspruch verjährt. Diejenigen,
die in eigenen Klagen höheren Schadenersatz fordern wollen, werden gespannt
auf den 5. Mai warten, an dem der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe den
ersten solchen Fall verhandeln wird. Der erreichte Vergleich könnte VW
finanziell wohl deutlich weniger schmerzen, als es tausende Einzelklagen
nach einem möglichen Grundsatzurteils des BGH getan hätten.
Am Freitag VW verkündete, dass die weltweite Auslieferung von Fahrzeugen im
Februar verglichen zum Vorjahr um 24,6 Prozent gesunken war, in China
allein um 74 Prozent. Als Hauptgrund dafür wird die Unsicherheit durch den
Coronavirus gesehen. Obwohl der größte Autokonzern der Welt für den
Dieselskandal inzwischen mehr als 30 Milliarden Euro an Strafen zahlen
musste, stieg der Gewinn 2019 noch um 12,8 Prozent auf 13,3 Milliarden
Euro.
13 Mar 2020
## LINKS
[1] /Einigung-im-Dieselstreit-bei-VW/!5667931
[2] http://www.mein-vw-vergleich.de
[3] /Massenklage-gegen-VW-wegen-Diesel/!5638655
## AUTOREN
Frederik Schmidt
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Schwerpunkt Coronavirus
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