# taz.de -- Fünf Jahre Dieselgate: Das Misstrauen bleibt | |
> Der VW-Konzern stellt sich heute gerne als moralische Instanz dar. | |
> Tatsächlich hat sich der Autobauer nur bewegt, wenn er nicht anders | |
> konnte. | |
Bild: Die Abgaswerte von Volkswagen sind immer noch ein Skandal | |
Wolfsburg hat sie die „Volkswagen Group Essentials“ getauft, Leitsätze | |
guten Konzernhandelns. Außerdem gibt es das „Role Model Program“ für die | |
Chefs „zum Abbau von Machtdistanzen zur Förderung einer offenen | |
Kritikkultur“. Angeblich wurden zudem 550.000 VW-Mitarbeiter in den ersten | |
Monaten des Jahres mit einem Programm namens „Together4Integrity“ geschult. | |
Schade, dass es so weit kommen musste: Europas größter Konzern hat | |
tatsächlich seine Mitarbeiter in tugendhaftem Agieren unterrichtet. Und | |
jetzt? Ist es glaubhaft, dass sich VW fünf Jahre nach dem Auffliegen des | |
systematischen Abgasbetrugs zum moralisch agierenden Unternehmen gewandelt | |
hat? Können die KundInnen Volkswagen nun trotz Dieselgate vertrauen? | |
Immerhin: VW hat bislang als einziger der Schummelkonzerne zugegeben, | |
Abgaswerte systematisch gedrückt zu haben. | |
Allerdings: Stets gingen die Volkswagen-Manager erst in Büßerstellung, wenn | |
es gar nicht mehr anders ging. [1][In den USA, wo der Skandal] durch die | |
peniblen Nachforschungen der kalifornischen Umweltbehörde begann, versuchte | |
VW die systematischen Manipulationen zunächst noch mit Rückrufen zu | |
vertuschen. Trotz weltweiter Folgekosten in Höhe von inzwischen 33 | |
Milliarden Euro hat sich Volkswagen in Deutschland jahrelang geweigert, | |
KundInnen zu entschädigen. Erst Ende dieses Jahres sollen [2][die letzten | |
Vergleiche mit 50.000 DieselbesitzerInnen] geschlossen worden sein. | |
Klingt nicht nach ehrlicher Reue, sondern nach Konzernjustitiaren und | |
-strategen, die stets eine feine Linie ziehen zwischen: Was müssen wir tun, | |
um einer Strafe zu entgehen – und was nicht? | |
2015 Dieselgate, 2005 die Affäre um geheime Boni, Schmiergelder und | |
Bordellorgien von Betriebsratsmitgliedern. Volkswagen steht für einen | |
weltweiten Megakonzern, für Käfer und Golf, für Mobilität für viele. | |
Wahrscheinlich, dass der Kadavergehorsam bei VW nicht nur zur Größe, | |
sondern auch zu den Grenzüberschreitungen geführt hat – und Teil des | |
„Systems VW“ ist. | |
18 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Kai Schöneberg | |
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