# taz.de -- Die USA und der VW-Abgasskandal: Ex-VW-Chef Winterkorn angeklagt | |
> In den USA ist nun auch Ex-Konzernchef Winterkorn wegen des | |
> VW-Abgasskandals angeklagt worden. Ihm droht eine lange Haftstrafe. | |
Bild: Ups… | |
WASHINGTON/DETROIT dpa | Es ist die mit Abstand hochkarätigste Anklage im | |
„Dieselgate“-Verfahren: Das US-Justizministerium will nun auch den früheren | |
VW-Konzernchef Martin Winterkorn wegen Mittäterschaft beim Abgas-Skandal | |
strafrechtlich belangen. Dem 70-Jährigen werden Betrug sowie Verschwörung | |
zum Verstoß gegen Umweltgesetze und zur Täuschung der Behörden vorgeworfen. | |
Das geht [1][aus der Anklageschrift] hervor, die das zuständige | |
Bezirksgericht in Detroit (US-Bundesstaat Michigan) am Donnerstag | |
veröffentlichte. | |
„Wer versucht, die Vereinigten Staaten zu betrügen, wird einen hohen Preis | |
bezahlen“, [2][verkündete US-Justizminister Jeff Sessions] in Washington. | |
Die Tatsache, dass kriminelle Straftaten auf der höchsten Ebene der | |
VW-Konzernführung abgesegnet gewesen sein dürften, sei erschreckend, sagte | |
der zuständige Staatsanwalt Matthew J. Schneider vom östlichen Bezirk | |
Michigans. | |
Die US-Ermittler gehen davon aus, dass Winterkorn im Mai 2014 und Juli 2015 | |
über die Abgasmanipulationen informiert wurde. Er habe dann mit anderen | |
Führungskräften entschieden, die illegale Praxis fortzusetzen. | |
Winterkorn ist der neunte ehemalige oder aktuelle VW-Mitarbeiter, gegen den | |
die US-Behörden Strafanzeige in der „Dieselgate“-Affäre stellen. | |
Justizkreisen zufolge wird er aber in Deutschland vermutet, von wo ihm | |
vorerst keine Auslieferung drohen dürfte. Laut einem Gerichtssprecher ist | |
Winterkorn nicht in Haft. | |
## Ermittlungen auch in Europa | |
Der Ex-VW-Chef ist in vier Punkten angeklagt. Ihm drohen einem | |
Gerichtssprecher zufolge bei einer Verurteilung bis zu 25 Jahre Haft und | |
eine Geldstrafe von bis zu 275.000 Dollar. Dabei handele es sich um das | |
Maximum laut Strafgesetzbuch. | |
Der Top-Manager war im September 2015 von seinem Amt zurückgetreten, kurz | |
nachdem US-Behörden Abgasmanipulationen bei zahlreichen VW-Dieselautos | |
aufgedeckt hatten. VW hatte nur mit einer „Defeat Device“ genannten | |
Manipulations-Software die Schadstoff-Grenzwerte eingehalten. In den USA | |
waren rund 600.000 Fahrzeuge betroffen, weltweit etwa 11 Millionen. | |
Winterkorn hatte trotz seines zügigen Rücktritts betont, sich keines | |
Fehlverhaltens bewusst zu sein. | |
VW erklärte, weiter vollumfänglich mit dem US-Justizministerium zu | |
kooperieren. Allerdings sei es unangemessen, zu individuellen Verfahren | |
Stellung zu nehmen, hieß es in einer Stellungnahme. Die Strafanzeige gegen | |
Winterkorn in den USA wurde laut Staatsanwaltschaft bereits im März | |
gestellt, die erweiterte Anklageschrift aber erst jetzt enthüllt und damit | |
öffentlich gemacht. Auf Konzernebene hatte VW bereits ein Schuldgeständnis | |
gegenüber den US-Behörden abgegeben und hohe Strafen zahlen müssen. Für | |
Vergleiche in Nordamerika wurden über 25 Milliarden Euro an Rechtskosten | |
verbucht. In Europa wollen Anwälte ebenfalls Schadenersatz erstreiten. | |
## Der Richter gilt als knallhart | |
Die US-Justizbehörden hatten zuvor bereits Strafanzeigen gegen acht | |
derzeitige und frühere Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Zwei von | |
ihnen, der Ingenieur James Liang und der Manager Oliver Schmidt, wurden im | |
August beziehungsweise im Dezember 2017 zu mehrjährigen Haftstrafen und | |
hohen Geldbußen verurteilt. Es handelte sich um das gleiche Verfahren, das | |
sich auch gegen Winterkorn richtet. Der für die bisherigen Urteile | |
zuständige Richter Sean Cox gilt als knallhart und ging in seinen | |
Schuldsprüchen über die bei Deals mit den Angeklagten ausgehandelten | |
Forderungen der Staatsanwälte hinaus. | |
Gegen den Ex-VW-Chef und andere Führungskräfte wird auch in Deutschland | |
ermittelt. Zum einen wegen des Anfangsverdachts des Betrugs, zum anderen | |
wegen Marktmanipulation. Anleger klagen wegen erlittener Kursverluste auf | |
Schadenersatz in Milliardenhöhe, da die VW-Aktie nach Bekanntwerden des | |
Skandals auf Talfahrt ging. Die Manager sollen die Finanzmärkte zu spät | |
über die Affäre informiert haben. Der Konzern betont stets, dies | |
rechtzeitig getan zu haben. Durch die Affäre wurde auch das Image von | |
Dieselfahrzeugen schwer beschädigt. | |
4 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.justice.gov/opa/press-release/file/1059821/download?utm_medium=… | |
[2] https://www.justice.gov/opa/pr/former-ceo-volkswagen-ag-charged-conspiracy-… | |
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