| # taz.de -- Geflüchtete Ärzte in Uganda: Heilen im Exil | |
| > Sudans Ärzte kämpften einst gegen das Militärregime. Der Krieg zwang sie | |
| > zur Flucht. In Uganda haben einige von ihnen ein neues Krankenhaus | |
| > aufgebaut. | |
| Bild: In der Alsalam-Klinik in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, werden Geräte … | |
| Abdalla Ibrahim hält sich die geschwollene Wange. „Beim Essen ist mir eine | |
| Füllung rausgefallen, und jetzt tut es weh, wenn ich kaue“, berichtet der | |
| alte Sudanese mit den grauen Bartstoppeln der Zahnärztin. Er öffnet den | |
| Mund und zeigt auf den rechten, unteren Backenzahn. | |
| Zahnärztin Shimaa Mahmoud lächelt und deutet ihm mit einer Geste, auf dem | |
| Zahnarztstuhl Platz zu nehmen. Während er sich mühsam in den Stuhl | |
| hineinzwängt, zieht Mahmoud eine Maske über und dreht an ihrem Computer die | |
| Musik lauter. Sanfte sudanesische Klänge mischen sich mit Koran-Suren auf | |
| Arabisch. „Meine Patienten haben Angst vor Schmerzen, das soll sie etwas | |
| beruhigen“, berichtet die 29-jährige Zahnärztin und streift sich die | |
| Plastikhandschuhe über. | |
| Mahmouds Zahnarztpraxis liegt im Erdgeschoss der sudanesischen Klinik | |
| „Alsalam“ in [1][Kampala], Ugandas Hauptstadt. Das dreistöckige Gebäude | |
| steht in einer Seitenstraße des lebhaften Viertels Kabalagala. Das Viertel | |
| ist bekannt für seine Nachtclubs, aus denen rund um die Uhr kongolesische | |
| Musik dröhnt, und die ostafrikanische Universität mit ihren Wohnheimen, wo | |
| junge Geflüchtete aus Afrikas Krisengebieten studieren. In den engen Gassen | |
| rund um den Campus reihen sich eritreische, somalische und sudanesische | |
| Restaurants, Bäckereien und Shisha-Bars aneinander. Moscheen und die | |
| eritreisch-orthodoxe Kirche ziehen ebenfalls Geflüchtete an. Kabalagala ist | |
| inzwischen ein Viertel, in dem vor allem Eritreer und Sudanesen leben. | |
| Seit der Krieg 2023 ausbrach, sind laut Ugandas Flüchtlingsministerium fast | |
| 100.000 Sudanesinnen und Sudanesen nach Uganda geflohen. Insgesamt | |
| beherbergt das Land derzeit zwei Millionen Flüchtlinge, [2][mehr als jedes | |
| andere auf dem Kontinent]. Die meisten leben in riesigen Lagern an den | |
| Grenzen, wo sie ihre Lebensmittel selbst anbauen. Doch viele, die wie die | |
| Zahnärztin Mahmoud aus Sudans Großstädten stammen, bevorzugen das Leben in | |
| der Stadt. Über 40.000 Menschen aus Sudan haben sich laut Ministerium | |
| inzwischen in Kampala niedergelassen. | |
| Diejenigen, die gesundheitliche Probleme haben, suchen die Alsalam-Klinik | |
| auf, wo Mahmoud mit mehr als einem Dutzend sudanesischer Ärzte und | |
| Ärztinnen arbeitet. „Für die meisten unserer Landsleute ist es einfacher, | |
| sich auf arabisch behandeln zu lassen“, erklärt Mahmoud. „Nur wenige | |
| sprechen genug englisch, um ihre Symptome beschreiben zu können.“ | |
| Die junge Frau rückt Zahnarztstuhl und Monitor zurecht, der an einem Arm | |
| über dem Stuhl hängt – modernste Technik, wie man es in ugandischen | |
| Kliniken selten sieht. Kabel und Schläuche sind noch mit Plastik ummantelt, | |
| als wären sie noch nicht fertig ausgepackt worden. Mit einem Stift, an | |
| dessen Spitze eine Kamera sitzt, fährt sie Zahn für Zahn das Gebiss ab. | |
| Krieg, Flucht, schlechte Ernährung – all das greife die Zähne an. „Sie | |
| waren schon lange nicht beim Zahnarzt“, sagt Mahmoud und macht Aufnahmen | |
| der betroffenen Zähne. Ibrahim nickt. „Neben der herausgefallenen Füllung | |
| sehe ich noch vier weitere Problemstellen“, erklärt sie auf arabisch und | |
| zeigt auf den Bildschirm. | |
| Ibrahim seufzt. Er gesteht, ohne Zahnbürste geflohen zu sein und wochenlang | |
| die Zähne nicht geputzt zu haben. Der fast 62-Jährige stammt aus Khartum, | |
| der Hauptstadt von Sudan, 1.700 Kilometer den Nil hinab von Kampala | |
| entfernt. Vor dem Krieg unterrichtete er dort Mathematik. Am 15. April | |
| 2023, [3][als die ersten Gefechte zwischen der regulären Armee und der | |
| paramilitärischen Miliz RSF (Rapid Support Forces) ausbrachen], war er auf | |
| dem Weg zur Schule. Plötzlich musste er die Stadt überstürzt verlassen. | |
| Seine Frau und sechs Kinder, die in einem Dorf nahe der Hauptstadt lebten, | |
| konnte er nicht mitnehmen. | |
| Mit Hilfe seines Bruders, der im Nachbarland Südsudan eine Handelsfirma | |
| betreibt, gelang ihm die Flucht über die Grenze bis nach Kampala. Dort lebt | |
| sein Bruder, da auch der Südsudan unsicher ist. „Ich wohne jetzt bei meinem | |
| Bruder in Kampala. Er gibt mir jeden Monat Geld, das ich an meine Familie | |
| schicke, damit sie überleben“, erzählt Ibrahim. „Für mich bleibt nichts | |
| übrig“, fügt er hinzu. Deshalb habe er die Zahnschmerzen lange ertragen. | |
| Doch seit die Füllung herausgefallen sei, könne er kaum noch essen. Geld | |
| für eine Zahnbehandlung habe er nicht. „Aber es heißt, man könne mit den | |
| Ärzten, die unsere Landsleute sind, reden. Es wird sich eine Lösung | |
| finden.“ | |
| Mahmoud lächelt unter ihrer Maske hervor. Sie kennt das Problem, auch sie | |
| konnte auf der Flucht nur das Nötigste mitnehmen. Sie stammt aus einer | |
| wohlhabenden Familie und wuchs in Khartum auf. Ihr Vater, ein promovierter | |
| Arzt, arbeitete lange für das Gesundheitsministerium von Sudan. Als der | |
| Krieg ausbrach, war er im Ausland. Das große Familienhaus stand nahe dem | |
| Militärhauptquartier in Khartum – genau dort, wo der Krieg sich entzündete. | |
| Bis heute wirkt Mahmoud etwas traumatisiert von den Erlebnissen. Wenn sie | |
| von ihrer Flucht erzählt, spürt man, wie ihr Puls rast, wie das Adrenalin | |
| ihren Körper durchflutet. Der Krieg habe sie ganz plötzlich aus ihrem | |
| behüteten Leben gerissen, berichtet sie. Als sie am Morgen des 15. April | |
| 2023 aufwachte, zischten Raketen über ihr großes Haus mit den zahlreichen | |
| Fenstern. „Es war so laut“, erinnert sie sich. „Die Scheiben zerbarsten�… | |
| Tagelang versteckte sie sich mit ihren Geschwistern, ihrer Mutter und ihrer | |
| Tante unter Tischen und Betten, bis das Trinkwasser ausging. | |
| Wasserleitungen und Strom waren zerstört. Schließlich rafften sie das | |
| Nötigste zusammen – den Goldschmuck der Mutter und den Fuchshund „Blanco�… | |
| und flohen nach Süden. In der Provinz Gezira fanden sie bei Verwandten | |
| Zuflucht und blieben dort fast neun Monate. Um Geld zu verdienen und zu | |
| helfen, arbeitete Mahmoud in Lagern in der Region Kassala, wo Geflüchtete | |
| aus Eritrea untergebracht waren. [4][Die Internationale Organisation für | |
| Migration (IOM)] stellte sie dort als Zahnärztin ein. Doch im Dezember 2023 | |
| erreichte der Krieg auch diese Region. „Da war schnell klar, dass wir das | |
| Land verlassen müssen“, sagt sie. | |
| Auf der Laderampe eines Lastwagens gelangte Mahmoud mit ihrer Mutter und | |
| den vier Geschwistern bis zur Grenze nach Äthiopien. Den geliebten Hund | |
| Blanco mussten sie zurücklassen. Später erfuhr Mahmoud, dass die RSF-Miliz | |
| ihn erschossen hatte. Bis heute trauert sie um ihn. In Äthiopien verkauften | |
| sie den letzten Goldschmuck, um Flugtickets nach Uganda zu kaufen. „Wir | |
| hofften, dass das Leben in Uganda günstiger ist und wir dort | |
| Flüchtlingsstatus und Hilfe bekommen“, sagt sie. „Wir kamen mit leeren | |
| Händen hier an und ich realisierte, dass ich nun diejenige bin, die die | |
| Familie jetzt ernähren muss.“ | |
| Mahmoud beantragte bei der ugandischen Regierung eine Lizenz, um als | |
| Zahnärztin zu arbeiten. Doch Starthilfe, um eine Wohnung zu mieten oder die | |
| jüngeren Schwestern zur Schule zu schicken, gab es nicht, wie sie | |
| feststellen musste. In Kabalagala mietete sie eine kleine Einzimmerwohnung, | |
| lief von Klinik zu Klinik und fand schließlich Arbeit in einer eritreischen | |
| Gesundheitsstation. Im Juni vergangenen Jahres hörte sie von der neuen | |
| sudanesischen Klinik. „Für mich war sofort klar, dass ich für meine | |
| Landsleute arbeiten möchte“, sagt sie. „Wir sudanesischen Ärzte haben eine | |
| sehr gute Ausbildung und sollten unseren Leuten helfen.“ | |
| In diesem Moment steckt Doktor Assadig Ibrahim den Kopf durch die Tür. Der | |
| 42-Jährige ist Oberarzt der Alsalam-Klinik und einer von drei Teilhabern, | |
| die ihr Erspartes aus dem Sudan gerettet und in Uganda in die neue Klinik | |
| gesteckt haben. Mahmoud spricht mit ihm auf arabisch und lacht dabei | |
| herzlich. „Wir sind nicht einfach nur Kollegen, sondern fast wie eine | |
| Familie“, sagt sie. | |
| Ibrahim stammt aus Darfur, einer Region im Sudan. In El Fasher, der größten | |
| Stadt dort, hatte er nach dem Studium mit Kollegen eine eigene Klinik | |
| eröffnet. Doch mit Beginn des Krieges plünderte und zerstörte die RSF-Miliz | |
| das Krankenhaus. | |
| Mit seiner Frau und der fünfjährigen Tochter floh Ibrahim über den Südsudan | |
| nach Uganda. Ersparnisse, die bei einem Bruder in Kanada auf einem Konto | |
| lagen, ermöglichten ihm den Neuanfang: neue Geräte, Investition in die neue | |
| Klinik. „Als ich hier ankam, war ich arbeitslos – dabei brauchen so viele | |
| Sudanesen medizinische Hilfe“, sagt er und zeigt auf das volle Wartezimmer. | |
| Verschleierte Frauen mit Kindern sitzen dort neben alten Männern in | |
| Gewändern und Turbanen, auch einige Ugander:innen sind darunter. Die | |
| Schilder in den Fluren sind auf arabisch und englisch. | |
| Die Rolle, die Sudans Ärzte und Ärztinnen in den jüngsten Umbrüchen des | |
| Landes gespielt haben, wollen sie auch im Exil weiterführen, erklärt | |
| Mahmoud, die in einer Ärztefamilie aufwuchs. In der sudanesischen | |
| Gesellschaft genießen Ärzte hohes Ansehen und großen Respekt. Der | |
| Ärzteverband bleibt bis heute die stärkste Kraft im Sudanesischen | |
| Berufsverband (SPA), der 2018/19 die Streiks und Massenproteste gegen | |
| Langzeitdiktator Omar al-Bashir anführte. Gemeinsam mit Lehrern und | |
| Journalisten gründeten Ärzte in Khartum die „Widerstandskomitees“. Die | |
| Graswurzelbewegung organisierte Proteste in den Stadtvierteln und versorgte | |
| verletzte Demonstranten. | |
| Bashirs Sturz im April 2019 markierte einen Wendepunkt in Sudans Geschichte | |
| – und in Mahmouds Leben. Sie zeigt auf ihre ausgebleichte, ausgefranste | |
| Jeans. „Ich habe mir damals diese Jeans gekauft und trage sie stolz bis | |
| heute“, sagt sie, ihre großen brauen Augen funkeln. Unter Bashirs | |
| islamistischem Regime waren Hosen für Frauen verboten. „Unser Leben hat | |
| sich komplett verändert“, erzählt sie. 2019 zog sie mit ihren zwei jüngeren | |
| Schwestern täglich zu den Protesten. Wochenlang zelteten sie vor dem | |
| Militärhauptquartier, hielten Sitzstreiks ab. Mahmoud mobilisierte die | |
| Studentinnen ihrer Medizinhochschule: „Zum ersten Mal in unserem Leben | |
| durften wir jungen Frauen unsere Stimme erheben.“ | |
| Doch dann übernahmen die Militärs, die Bashir gestürzt hatten, die Macht | |
| und wandten sich gegen die Demokratiebewegung. General Ahmed Awad Ibn Auf, | |
| Verteidigungsminister und Vizepräsident, verhängte den Ausnahmezustand und | |
| setzte die Verfassung außer Kraft. Sudans Ärzte protestierten. Fast täglich | |
| zogen sie zum Militärhauptquartier in Khartum, wo viele wie Mahmoud im | |
| Militärkrankenhaus arbeiteten oder an der angeschlossenen Medizinhochschule | |
| studierten. | |
| Nach tagelangen Demonstrationen trat General Auf zurück und überließ | |
| General [5][Abdelfattah Burhan] die Führung des Staates. Der frühere | |
| Generalinspekteur setzte sich mit der Demokratiebewegung FFC (Kräfte für | |
| Freiheit und Wandel) an den Verhandlungstisch, in der Ärzt:innen eine | |
| Schlüsselrolle spielten. Verhandlungsführer der FFC war der damals | |
| 30-jährige Arzt Mohamed Nagi Alassam, Vorsitzender des Zentralkomitees der | |
| Ärzte. Burhan entschied, mit der FFC eine zivile Übergangsregierung zu | |
| bilden. | |
| Doch die Stabilität währte nicht lange. Im Oktober 2021 stürzte Burhan die | |
| zivile Übergangsregierung, das Militär riss die Macht an sich. Erneut | |
| protestierten Ärzte landesweit auf den Straßen. Diesmal wurden sie selbst | |
| zur Zielscheibe: Sicherheitskräfte verhafteten oder beschossen sie, | |
| stürmten Kliniken und zerstörten diese. Mitten in der Hochphase der | |
| Corona-Pandemie drohte das Gesundheitssystem zu kollabieren. | |
| Damals stand die RSF-Miliz noch auf der Seite des Militärregimes. Als sie | |
| im April 2023 gegen die Regierungsarmee rebellierte, warf Staats- und | |
| Armeechef Burhan auch der früheren Demokratiebewegung, einschließlich der | |
| Ärzte, vor, mit ihr zu kooperieren. Krankenhäuser wurden zu Angriffszielen. | |
| Das Militärkrankenhaus in Khartum, das größte des Landes und in der Nähe | |
| von Mahmouds Wohnort, geriet schon am ersten Tag unter Beschuss. | |
| Musaab Agabeldour hat dies am eigenen Leib erlebt. Er praktizierte damals | |
| in jenem Militärkrankenhaus: „Wir waren fast zwei Wochen lang | |
| eingeschlossen, bis wir letztlich fliehen konnten“, erzählt er. Sechs | |
| Monate dauerte seine Flucht: „Unterwegs half ich in Kordofan in einer | |
| Klinik aus, wo es viel Not gab“, sagt er. „Die meisten Menschen haben alles | |
| verloren, und es ist unsere Pflicht zu helfen.“ Doch er sei auch froh, in | |
| der Alsalam-Klinik nun wieder für seine Arbeit bezahlt zu werden, bemerkt | |
| er mit einem Zwinkern. | |
| Der Arzt für innere Medizin sitzt in seinem kleinen, engen | |
| Behandlungszimmer neben Mahmouds Zahnarztpraxis hinter seinem Schreibtisch, | |
| ein Stethoskop um den Hals. Eben hat er einem Patienten geraten, die | |
| Psychologin im ersten Stock aufzusuchen. „Die meisten Symptome, mit welchen | |
| die Leute zu mir kommen, sind psychosomatisch“, so Agabeldour, „ausgelöst | |
| durch posttraumatische Belastungsstörungen, Schlafmangel und chronischen | |
| Stress.“ | |
| Als Arzt aus dem Sudan, der selbst Krieg und Flucht erlebt hat, erkenne er | |
| diese Zusammenhänge leicht und spreche offen mit den Patienten darüber. | |
| „Auch Ärzte sind vor solchen Symptomen nicht sicher“, gibt er zu. Dann | |
| klopft ein Patient an die Tür seines Sprechzimmers. Das Wartezimmer neben | |
| der Rezeption ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Es gebe jede Menge zu | |
| tun, sagt Agabeldour und winkt die Person herein. | |
| Chefarzt Assadig Ibrahim lehnt unterdessen an der Rezeption am Tresen und | |
| blickt auf den Computermonitor. Eine junge Mutter steht neben ihm mit einem | |
| Baby auf dem Arm, das Kind wirkt apathisch, ist sichtlich unterernährt. „So | |
| viele Kinder haben Mangelerscheinungen, weil sie über lange Zeit auf der | |
| Flucht Hunger ertragen mussten und die Mütter aus Stress und Unterernährung | |
| nicht genügend Muttermilch produzieren“, seufzt der Arzt und berät die | |
| Mutter, welches Milchpulver sie verabreichen soll. | |
| Viele Patienten kommen aus dem 200 Kilometer entfernten Flüchtlingslager in | |
| Kiryandongo, wo die meisten sudanesischen Geflüchteten leben, berichtet | |
| Assadig. Ugandas Regierung und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hätten | |
| nicht genug Geld, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. „Wir | |
| betrachten dies nun hier in Uganda als unsere Aufgabe, unseren Landsleuten | |
| zu helfen“, sagt er. „Auch wenn viele kein Geld haben, um dafür zu | |
| bezahlen.“ | |
| Die sudanesischen Ärzte fahren regelmäßig von Kampala ins Lager, um | |
| Geflüchtete zu behandeln. Schwerkranke bringen sie mit der Ambulanz ins | |
| Alsalam-Klinikum. Assadig deutet zur Decke. „Wir haben 15 Krankenzimmer, | |
| einen Kreißsaal und eine Intensivstation im ersten Stock“, sagt er. Und wir | |
| bauen gerade noch ein Stockwerk obendrauf, um noch mehr Betten zur | |
| Verfügung zu stellen. Der Bedarf sei gewaltig und sie müssten ihren | |
| Landsleuten helfen. „Das ist der Spirit, nach welchem wir Ärzte seit der | |
| Revolution leben.“ | |
| Unterdessen zieht Zahnärztin Shimaa Mahmoud in ihrer Praxis eine Spritze | |
| mit Betäubungsmittel auf. Ihr Patient Abdalla Ibrahim liegt noch immer auf | |
| dem Zahnarztstuhl, den Mund mit Watte ausgestopft. Auf dem Flachbildmonitor | |
| leuchtet ein Röntgenbild seines Gebisses. „Das piekst jetzt ein bisschen, | |
| dann aber wird es direkt taub“, sagt sie. Ibrahim nickt und schließt die | |
| Augen. Man merkt ihm die Erleichterung an, endlich Hilfe gefunden zu haben | |
| und in guten Händen zu sein – und trotz seiner fehlenden finanziellen | |
| Mittel behandelt zu werden. | |
| Die Alsalam-Klinik bietet Sudanesen einen sicheren Ort, der Hoffnung auf | |
| Heilung und Erleichterung schenkt, nach all den Strapazen ihrer Flucht, | |
| sagt Mahmoud. Im Hintergrund dudelt noch immer die sanfte Koran-Musik. | |
| 15 Dec 2025 | |
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